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Intelligente Technik für mehr Energieeffizienz

Tablets zum Stromsparen? Ja, das gibt’s. Tausende von Schweizer Lokführern verwenden jetzt Tablets mit einer neuen, innovativen Software, um den Stromverbrauch der Züge zu reduzieren. Die SBB erhielt für die neuartige Lösung den prestigeträchtigen Energieeffizienzpreis Watt d’Or des Bundesamts für Energie (BFE).

Die Schweizer sind Weltmeister im Zugfahren! Mit 2307 Kilometern pro Jahr und Einwohner legen sie in etwa die Strecke zwischen Basel und Moskau zurück. Jeden Tag nutzen 1 Million Reisende die Bahn, das entspricht einem Achtel der Bevölkerung. Gleichzeitig ist das Schweizer Bahnnetz das am dichtesten befahrene Netz der Welt: Auf mehr als 3100 Kilometern verkehren hier täglich über 10 000 Züge. Das sind bis zu 1000 Züge gleichzeitig. 

So ist es keine Überraschung, dass auch kleine Verspätungen zu einer Kettenreaktion auf dem Netz und damit zu ungeplanten Bremsungen oder haltenden Zügen führen. Problematisch dabei ist, dass das Anfahren eines mehrere Tausend Tonnen schweren Zuges extrem energieintensiv ist. Jeder ungeplante Halt kostet die SBB viel Geld. Ihr elektrifiziertes Bahnnetz verbraucht jährlich rund 2381 Gigawattstunden (entspricht dem jährlichen Stromverbrauch aller Haushalte in Zürich, Genf, Basel, Bern, Winterthur und Luzern zusammen!). Bis 2030 wird dieser Wert noch um 25 Prozent zulegen. Die SBB hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, angesichts der künftigen Entwicklung ihren Energieverbrauch bei wachsendem Angebot zu senken. Besonders grosses Sparpotenzial, um die Energieeffizienz des Unternehmens zu steigern, wurde bei der Reduktion der ungeplanten Halte festgestellt. Dank der innovativen Software „Adaptive Lenkung (ADL)“ werden die Züge der SBB nun „intelligent“ gelenkt. ADL steht dem Lokführer im Führerstand auf einem Tablet zur Verfügung und ist Teil des Dispositionssystems „Rail Control System (RCS)“ für den Zugsverkehr.

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Beispielsweise erscheint auf dem Tablet des Lokführers die Empfehlung den Güterzug von 80 auf 60 Stundenkilometer herunter zu bremsen. Das Signal wechselt von Rot auf Grün – der Zug kann durchfahren und dabei Strom sparen. Hätte der 1000 Tonnen schwere Güterzug anhalten und wieder anfahren müssen, hätte dies 80 Kilowattstunden verschlungen – so viel Strom wie ein Durchschnittshaushalt während einer Woche benötigt.

ADL erkennt Konflikte von Zügen und errechnet die optimale Geschwindigkeit zur Vermeidung ungeplanter Halte. Die Fahrempfehlungen werden aus der Betriebszentrale direkt an die Lokführer übermittelt. Durchschnittlich optimiert die SBB heute dank ADL die Fahrweise jedes zehnten Zuges und spart täglich rund 115 000 Kilowattstunden ein. Langfristig verfolgt die SBB das Ziel, mit ADL den Stromverbrauch um 72 Gigawattstunden zu senken. Das entspricht dem Verbrauch aller Haushalte der Stadt Freiburg (36 000 Einwohner) in einem Jahr. Das wird die Stromrechnung der SBB jährlich um über 8 Millionen Schweizer Franken erleichtern. 

Die SBB hat mit ADL eine sehr innovative Lösung entwickelt, die 2015 mit dem Watt d’Or, dem Energiepreis des Bundesamts für Energie (BFE), in der Kategorie energieeffiziente Mobilität ausgezeichnet wurde. Innovation ist also nicht nur eine Sache ehrgeiziger und kleiner Start-ups. Auch ein 104-jähriges Unternehmen in Staatseigentum hat die Fähigkeit, neue, innovative Lösungen zu entwickeln, um Strom und Geld zu sparen.

Philippe Gauderon, Leiter SBB Infrastruktur: „ADL ist Teil der digitalen Transformation bei der SBB, welche in vollem Gange ist. Sie ist der Schüssel zur Mobilität der Zukunft und bietet der SBB und ihren Kunden Chancen, die wir entsprechend nutzen wollen.“

Auch Eisenbahnunternehmen aus anderen Ländern interessieren sich für die SBB Entwicklung. Es ist also durchaus möglich, dass schon bald Lokführer in ganz Europa auf ihr Tablet schauen, um die ideale Geschwindigkeitsempfehlung zu erhalten und somit Strom zu sparen.