Creux du Van, eine natuerliche Felsenarena im Jura ©Switzerland Tourism/Martin Maegli

Wie viele Schweizen kennen Sie?

Ein kleines Binnenland mit einer stabilen Wirtschaft, blühender Dienstleistungsbranche, herrlichen Landschaften und wilden Flüssen, Gletscherseen und schneebedeckten Gipfeln. Dieses Bild verbindet man so sehr mit der Schweiz, dass Touristen, Medienschaffende und sogar Amtsträger den Namen unseres Landes gerne verwenden, um andere Orte zu beschreiben.

Königin Elisabeth II beschrieb das Swat-Tal bei einer Reise nach Pakistan in den 1960er-Jahren als «die Schweiz des Ostens». Aufgrund seiner sauberen Strassen, Bankengesetze und wirtschaftlichen Stabilität trägt Singapur den Übernamen «die Schweiz Asiens».Bisweilen war der Vergleich Anlass für ein besonderes Verhältnis zwischen der Schweiz und ihren «Doppelgängern», ja sogar für politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen.

Die anderen Alpen

Wenn Sie eine Schweizerin oder einen Schweizer fragen, wie es im peruanischen Huaraz, im pakistanischen Swat-Tal oder im kirgisischen Tian-Shan-Gebirge aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Antwort lautet: wie bei uns! Huaraz wird oft «die Schweiz des Südens» genannt, weil man vom Stadtzentrum aus die beeindruckenden Berge sieht. Kirgisistan besteht zu 80% aus Gebirgen (die Schweiz zu 60%), einschliesslich des schneebedeckten Tian-Shan-Gebirges, was dem Land den Namen «die Schweiz Zentralasiens» eintrug. Zudem ist auch Kirgisistan ein Binnenland, das von boomenden Volkswirtschaften umgeben ist, wie beispielsweise Kasachstan.

 

Tian Shan Mountains

Die Stadt Kabale in Uganda wurde auch «die Schweiz Afrikas» genannt, als europäische Forschungsreisende zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund der vielfältigen Topografie nur schwer eine Grenze festlegen konnten. Die Stadt mit ihren hohen Gipfeln, die die Grossen Seen überragen, liegt auf fast 2000 Metern über Meer, also etwa so hoch wie der Pilatus in der Schweiz.

Kundoolsee im Swāt-Tal, Pakistan © RabTanz81
Kundoolsee im Swāt-Tal, Pakistan © RabTanz81
Wintertag am Oeschinensee oberhalb Kandersteg. © Switzerland Tourism/Martin Maegli
Wintertag am Oeschinensee oberhalb Kandersteg. © Switzerland Tourism/Martin Maegli

Das Elbsandsteingebirge südöstlich von Dresden, Deutschland, heisst Sächsische Schweiz. Diese Bezeichnung geht auf die Schweizer Maler Adrian Zingg und Anton Graff zurück, die die Gegend im späten 18. Jahrhundert besuchten und sich von der Landschaft an ihre Heimat, den Schweizer Jura, erinnert fühlten. Der deutsche Theologe und Autor Wilhelm Leberecht Götzinger griff den Vergleich mit der Schweiz später in seinen Schriften auf, so dass sich die Bezeichnung schliesslich einbürgerte. Der in der Tschechischen Republik liegende Teil des Elbsteingebirges wurde als Böhmische Schweiz bekannt (seit 2000 Nationalpark České Švýcarsko).

Creux du Van, eine natürliche Felsenarena im Jura © Switzerland Tourism/Martin Maegli
Creux du Van, eine natürliche Felsenarena im Jura © Switzerland Tourism/Martin Maegli
Blick auf die nordwestlichen Ausläufer der Schrammsteinkette mit Falkenstein im Elbsandsteingebirge © Bernard82 https://goo.gl/images/o3b8TW
Blick auf die nordwestlichen Ausläufer der Schrammsteinkette mit Falkenstein im Elbsandsteingebirge © Bernard82 

Kleine Länder mit grosser Wirtschaftsmacht

Die Schweiz ist zwar ein kleines Binnenland mit wenigen natürlichen Ressourcen, seine Wirtschaft jedoch ist stabil und die Lebensqualität hoch. Die Fähigkeit, vermeintliche Nachteile als Chance zu nutzen, führte zu Vergleichen mit anderen Volkswirtschaften.

Am häufigsten wird eine Parallele zu Singapur gezogen. 1971 bekundete der damalige Premierminister Lee Kuan Yew in einer Rede bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (heute UBS) in Zürich seine Bewunderung für die Schweiz als kleine Nation mit bescheidenen Ressourcen, die von viel grösseren Wirtschaftsmächten umgeben ist – wie Singapur. Er unterstrich, wie wichtig für die Schweizerinnen und Schweizer Präzision, Integrität, Qualität und Technologie seien. Einige Jahre später bezeichnete die New York Times den kleinen Stadtstaat als Schweiz des Ostens.

Zeitungsauschnitte: Singapur - Schweiz des Ostens (vom 21. Januar 1973 © The New York Times) und Lebanon - Schweiz des Nahen Ostens (vom 9. August 2011 in albawaba, © Syndigate)
Zeitungsauschnitte: Singapur - Schweiz des Ostens (vom 21. Januar 1973 © The New York Times) und Lebanon - Schweiz des Nahen Ostens (vom 9. August 2011 in albawaba, © Syndigate)

In den frühen 1970er-Jahren galt der Libanon aufgrund seines diskreten Bankensektors und der relativen Wirtschaftsstabilität in der Region als die Schweiz des Nahen Ostens. Auch heute noch bestehen gewisse Analogien zur Schweiz, wie zum Beispiel der Ruf des Libanon als führender Schokoladehersteller im Nahen Osten.

Costa Rica wird aufgrund seines stabilen politischen Systems und der relativ florierenden Wirtschaft die Schweiz Zentralamerikas genannt. Die Lebenserwartung ist hoch, der Tourismus trägt rund 5% zum BIP bei (in der Schweiz waren es 2016 2,4%) und Costa Rica ist flächenmässig ähnlich gross wie die Schweiz. Ausserdem empfehlen sich beide Länder bei internationalen Streitigkeiten als neutraler Vermittler.

Vergleich Schweiz – Costa Rica. © http://www.mylifeelsewhere.com/country-size-comparison/switzerland/costa-rica
Vergleich Schweiz – Costa Rica. © mylifeelsewhere.com

Der Wirtschaftsboom in Ruanda und die Demokratisierung in Slowenien veranlassten die Kommentatoren ebenfalls zu Vergleichen mit der Schweiz. Das kleine, gebirgige Binnenland Ruanda übertraf ab 2000 mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 7% die meisten seiner Nachbarstaaten. Auf dem afrikanischen Festland lag Ruanda auch im «Ease of Doing Business»-Ranking der Weltbank ganz vorne. In Slowenien bestehen die Parallelen zur Schweiz nicht nur in der Alpenlandschaft, der biologischen Vielfalt und der Mehrsprachigkeit (einschliesslich Gottscheerisch, eine bedrohte bairische Mundart, die nur dort gesprochen wird). Slowenien hat sich auch vom System der direkten Demokratie der Schweiz inspirieren lassen. Die beiden Länder pflegen enge wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen. Rund 40 Schweizer Unternehmen haben eine Niederlassung in Slowenien.

Mit Klischees aufräumen

Die mit der Schweiz assoziierten Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung sind teilweise auf den hohen Stellenwert von Hygiene, Recycling und Reinigung beim Wohnungswechsel zurückzuführen. Auch in dieser Beziehung gibt es eine Parallele zwischen der Schweiz und Singapur, wo pedantisch auf blitzblanke Strassen geachtet wird. Wer sich nicht an das Kaugummiverbot hält, dem droht eine Geldbusse wegen Litterings.

Felsenputzer
Video "Felsenputzer" © Switzerland Tourism

Ruanda kam zu seinem Beinamen «Schweiz Afrikas», weil die Menschen aus Stolz und patriotischem Pflichtgefühl bestrebt sind, die Hauptstadt Kigali sauber zu halten. Während die Schweizerinnen und Schweizer fleissig PET-Flaschen recyceln und Altglas zur Sammelstelle bringen, leisten die Menschen in Ruanda traditionell Umuganda, einen gemeinnützigen Arbeitsbeitrag zum Wohl der Gemeinschaft. Am letzten Samstag im Monat ruht der Verkehr morgens für drei Stunden, während alle helfen, die Stadt zu säubern. 2007 wurde diese Form der Gemeindearbeit in Ruanda durch ein Gesetz formalisiert.

Kennen Sie weitere Städte oder Länder, die Sie an die Schweiz erinnern? Melden Sie uns Ihre Vorschläge!

Alpenpanorama vom Skigebiet Reuti in Hasliberg. ©Switzerland Tourism/Jan Geerk
Alpenpanorama vom Skigebiet Reuti in Hasliberg. ©Switzerland Tourism/Jan Geerk