Le violon à l’honneur à Genève

Geigen zu Gast in Genf

Zum ersten Mal seit seiner Gründung findet der Menuhin-Wettbewerb in der Schweiz statt: vom 12. bis 22. April 2018 in Genf. An der Veranstaltung, die als «Geigen-Olympiade» gilt, nehmen die 44 talentiertesten Geigerinnen und Geiger der Welt teil, die aus über 300 Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt wurden. Dieses Jahr sind eine Schweizerin und ein Schweizer dabei: Sumina Studer und Anatol János Toth.

Am Menuhin-Wettbewerb messen sich während elf Tagen die weltweit talentiertesten Geigerinnen und Geiger im Alter unter 22 Jahren. Die Veranstaltung ist gleichzeitig eine Ode an die Geige und ein Fest der klassischen Musik, die einem breiten Publikum näher gebracht werden soll. So finden in Genf parallel zum Wettbewerb zahlreiche Events statt, wie beispielsweise Besuche bei lokalen Geigenbauern, ein Dokumentarfilmzyklus im Centre des arts sowie einzigartige Konzerte und Meisterklassen.

Etwas Geschichte  

Blicken wir kurz auf die Geschichte der Veranstaltung. 1983 lancierte der Geiger Yehudi Menuhin den Wettbewerb in der Absicht, junge Geigerinnen und Geiger zu inspirieren und ihre Leidenschaft mit einem möglichst breiten Publikum teilen zu lassen. Zu den bisherigen Austragungsorten des Menuhin-Wettbewerbs gehören Oslo, London, Peking und Austin. Dieses Jahr findet er zum ersten Mal in der Schweiz, in Genf, statt.

Yehudi Menuhin hatte während seines ganzen Lebens eine enge Beziehung zur Schweiz. 1957 kam er mit seiner Familie nach Gstaad, wo er noch im gleichen Jahr das Gstaad Menuhin Festival & Academy gründete. Bis 1996, d. h. bis ins Alter von 80 Jahren, war er Direktor des Festivals. Yehudi Menuhin starb 1999.

Le violon à l’honneur à Genève

Ein klassischer Wettbewerb mit einzigartigem Rahmenprogramm

Der Menuhin-Wettbewerb verläuft wie ein klassischer Wettbewerb – mit einer Ausnahme. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben reisen die ausgeschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten am nächsten Tag nicht nach Hause, im Gegenteil. Sie nehmen bis zum Schluss der Veranstaltung an zahlreichen Aktivitäten teil. Ganz im Sinne von Yehudi Menuhin soll der Wettbewerb für die jungen Talente eine Gelegenheit sein, ihr Können sich selber, den Jugendlichen des Austragungsortes und einem breiten Publikum zu zeigen. 

Im Centre des arts der Internationalen Schule Genf finden zahlreiche Aktivitäten statt, darunter ein Dokumentarfilmzyklus über den Einfluss der Musik auf unsere Gesellschaft.

Einige Teilnehmende besuchen Schulen, um jungen Genferinnen und Genfern ihre Instrumente vorzuführen und mit ihnen ihre Leidenschaft zu teilen.

Andere sind Teil einer einzigartigen Vorstellung, die Tango und musikalische Improvisation vereint. Sie ist das Ergebnis mehrerer Workshops mit Lionel Rougerie, Tänzer und Regisseur aus Paris, und Jean-Marc Aeschimann, Dozent an der Genfer Musikhochschule. Die Vorstellung findet am 21. April 2018 um 12.30 Uhr im Centre d’hébergement collectif des Hospice Général in Anières statt. In diesem Beherbergungszentrum sind 250 Migrantinnen und Migranten mit 25 verschiedenen Nationalitäten untergebracht.

Die Kandidatinnen und Kandidaten des Wettbewerbs sind in Genfer Familien untergebracht, was ihre lokale Eingliederung fördern soll. Sie können dadurch Kontakte zu den einheimischen Jugendlichen knüpfen und so wiederum ihre Leidenschaft vermitteln.

Menuhin

Wertvolle Meisterklassen

Ein weiteres Highlight des Wettbewerbs sind die Meisterklassen der Jurymitglieder (Pamela Frank, Ilya Gringolts, Itamar Golan, Henning Kraggerud, Lu Siqing, Soyoung Yoon, Joji Hattori, Maxim Vengerov). Die renommierten Persönlichkeiten zeigen dem Publikum ihr Können und ihre Erfahrung.

Geigenbauer im Rampenlicht

Um die Welt der klassischen Musik zu entmystifizieren, finden im Rahmen des Wettbewerbs Begegnungen mit internationalen und lokalen Geigenbauern statt. So haben die Besucherinnen und Besucher mehrmals die Gelegenheit, Florian Leonhard und Christophe Landon kennenzulernen, zwei internationale Koryphäen ihres Fachs.

Menuhin

Ausserdem werden öffentliche Besuche bei Genfer Geigenbauern durchgeführt, um die lokale Verankerung des Wettbewerbs zu betonen. François Lebeau und Kaspar Maurer werden ihre Werkstätten an verschiedenen Terminen für das Publikum öffnen. Einige Besuche sind den 44 Talenten vorbehalten, damit sich diese ausführlicher mit den Experten austauschen können.

Der Abschluss: ein Muss!

Der krönende Abschluss des elftägigen Menuhin-Wettbewerbs findet am letzten Wochenende in der Genfer Victoria Hall statt. Am Junior Final spielen die fünf Finalistinnen und Finalisten unter 16 Jahren in Begleitung des Genfer Kammerorchesters. Jedes Talent spielt die Vier Jahreszeiten von Vivaldi sowie Self in Mind, ein Auftragswerk von Jaehyuck Choi, Gewinner des Kompositionswettbewerbs des Concours de Genève 2017.

Menuhin

Der Senior Final vom Samstag ist der absolute Höhepunkt des Wettbewerbs. Die vier talentiertesten jungen Violinistinnen und Violinisten spielen in Begleitung des von Julian Rachlin dirigierten Royal Philharmonic Orchestra ein Violinkonzert, das sie aus Werken von Bruch, Mendelssohn, Mozart, Prokofiev und Saint-Saëns auswählen können.

Die Schlussgala bestreiten die beiden Gewinnerinnen oder Gewinner der Kategorien Junior und Senior gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra, wiederum unter der Leitung von Julian Rachlin. Ausserdem treten folgende drei Jurymitglieder auf: Maxim Vengerov, Soyoung Yoon und Ilya Gringolts. Die Gala bietet einen Rückblick auf 200 Jahre Violinmusik: vom Konzert für vier Violinen von Vivaldi bis zu den drei Alt-Wiener Tanzweisen von Kreisler.

Infografik