5 typische Instrumente der Schweizer Volksmusik
Das Jodeln, die urtümliche Gesangstechnik aus dem Schweizer Alpenraum, ist weithin bekannt, genauso wie das Schwyzerörgeli und das Alphorn. Die Schweizer Volksmusik kennt aber noch andere traditionelle Instrumente. Eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit!
Zahlreiche Streich- und Blasinstrumente bereichern mit ihren Klängen die Schweizer Volksmusik. Einige haben ihre Wurzeln in einem bestimmten Kanton oder einer Region und sind ausserhalb dieser Grenzen kaum bekannt. Andere Instrumente wie das Hackbrett oder das Schwyzerörgeli, die lange der Volksmusik vorbehalten waren, haben Einzug ins Konservatorium und in Konzerthallen gehalten. Fünf erstaunliche Instrumente im Fokus!
Der Büchel
Jeder kennt das Alphorn mit seiner eindrücklichen Klangfülle, die über mehrere Kilometer Entfernung zu hören ist. Weniger bekannt ist sein naher Verwandter, der Büchel, der vor allem in der Innerschweiz verbreitet ist. Der Büchel ist eine Art Alphorn in Trompetenform. Er wird ebenfalls aus Fichtenholz hergestellt und wie eine Trompete in den Händen gehalten. Im Gegensatz zum Alphorn ist sein Rohr nicht gerade, sondern zweifach gefaltet. Der Büchel erzeugt einen helleren und höheren Ton als das Alphorn und ermöglicht eine raschere Tonfolge. Das Instrument ist technisch anspruchsvoll zu spielen. Die Tonhöhe wird ausschliesslich über die unterschiedliche Art des Anblasens mit den Lippen erzeugt.
Das Hexenscheit und andere Schweizer Zithern
Das Hexenscheit (schweizerdeutsch: «Häxeschit») ist ein Berner Saiteninstrument aus der Familie der Zithern. Bei dieser älteren, eher einfachen Version einer Zither wird durch Zupfen der Saiten ein metallischer Ton erzeugt. In der Schweiz gibt es eine grosse Vielfalt an Zithern, darunter die Glarner Zither und die Schwyzer Zither. Einige sind kunstvoll gefertigt und verziert. Zithern gibt es in der Schweiz seit knapp 200 Jahren. Das trapezförmige Instrument wird gewöhnlich auf einem Tisch oder auf den Knien gespielt, die Toggenburger und die Krienser Zither werden dagegen wie eine Gitarre gehalten. Das Schweizer Zither-Kulturzentrum im Emmentaler Dorf Trachselwald (Kanton Bern) zeigt eine Sammlung von über hundert Zithern aus der Schweiz.
Das Hackbrett
Das Hackbrett mit seinem unverwechselbaren Klang ist mit dem in der Zigeunermusik beliebten Zymbal verwandt, aber weniger gross als dieses. Es gilt als typisch appenzellisch, wird aber auch im Wallis gespielt. Anders als beim Hexenscheit werden die Saiten nicht gezupft, sondern mit Holzschlägeln angeschlagen. Das Instrument kann auch vierhändig gespielt werden. Die Musizierenden sitzen sich dabei gegenüber. Da die Höhe der Töne von der Länge der Saiten abhängt, hat der Resonanzkörper des Hackbretts die Form eines Trapezes. Die Saiten sind durch Stege in Segmente aufgeteilt, welche die Erzeugung verschiedener Töne ermöglichen. Das Appenzeller Hackbrett zählt traditionellerweise 25 Chöre zu je 5 Saiten, die gleichgestimmt sind. Das Walliser Hackbrett zählt weniger Saiten. Zymbale sind in vielen Ländern, insbesondere im Orient und in Osteuropa verbreitet. Doch wie kamen sie in die Schweiz? Gemäss einem Bericht der Schweizerischen Musikzeitung dürften sie mit österreichischen Musikern in die Schweiz gelangt sein. Die erste Erwähnung eines Hackbretts in der Schweiz erfolgte 1447 in Zürich, in einem Polizeirapport wegen nächtlicher Ruhestörung! Eines der ältesten erhaltenen Schweizer Hackbretter aus dem Jahr 1820 ist im Musikmuseum Basel zu sehen.
Ungewöhnliche Klänge: Holzlöffel und Talerschwingen
Die Schweizer Volksmusik bringt auch Alltagsgegenstände fantasievoll ins Spiel. So etwa Löffel aus Holz oder Metall, die als Schlaginstrument beispielsweise ein Akkordeon begleiten können. Zum Spiel wird das Löffelpaar an den Griffen gehalten und rhythmisch auf den Unterarm oder die Oberschenkel geschlagen. Das Löffelspiel ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in der Schweiz nachgewiesen. Bis Mitte der 1970er-Jahre wurden dafür metallene Suppenlöffel verwendet. Seither beobachten Forschende wie Brigitte Bachmann-Geiser, Ethnologin mit Schwerpunkt Schweizer Volksmusik, einen Trend zu geschnitzten Holzlöffeln. Aus dem improvisierten Haushaltsinstrument ist ein Modeschlagzeug geworden, das in Musikhandlungen oder nach Mass bei spezialisierten Löffelschnitzern bestellt wird. Ein anderes Instrument, für das ein Gebrauchsgegenstand musikalisch umgenutzt wird, ist das Talerschwingen, bei dem ein Fünffrankenstück an der Innenwand eines Milchbeckens zum Kreisen gebracht wird. Das Talerschwingen kam nach 1900 in Appenzell und im Toggenburg auf. Durch die rotierende Armbewegung des Spielers kreist die Münze an der Innenwand des Steingutbeckens. Drei Talerbecken mit unterschiedlichem Fassungsvermögen und Klang werden zu einem Spiel zusammengestellt, das an Herdengeläute erinnert.
Das Schwyzerörgeli, die Schwyzer Handharmonika
Der Klang dieser kleinen Handorgel ist charakteristisch für die Schweizer Volksmusik und die Ländlermusik! Das Schwyzerörgeli verdankt seinem Namen der Ortschaft Schwyz, wo es 1886 in Anlehnung an eine Handharmonika entstanden ist, die ihren Ursprung Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien hatte. Alois Eichhorn entwickelte die diatonische Handharmonika, welche die Möglichkeit bietet, Bass und Melodie mit Hilfe von 18 Knöpfen für die linke Hand und 31 Knöpfen für die rechte Hand zu spielen. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem wird der Dokumentarfilm «Fremdfötzelige Musikanten» (2015) von Roger Bürgler empfohlen. Der Film erzählt die Geschichte dieses Instruments und stellt innovative Musikerinnen und Musiker vor, die mit ihrem Schwyzerörgeli Konventionen brechen!