«Avudo» – ein Schweizer verzaubert mit seiner Magie den Sankt-Lorenz-Strom
Bevor er die künstlerische Leitung der «Fête des Vignerons 2019» übernimmt, veranstaltet der Tessiner Daniele Finzi Pasca zum 375-Jahr-Jubiläum von Montreal auf Einladung der Stadt eine Show der Sonderklasse.
Kanada erlangte zwar erst 1931 die volle Unabhängigkeit als Mitglied des Commonwealth, aber das grosse nordamerikanische Land blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Die Provinz Québec, die aus zwei separaten Kolonien – dem französischsprachigen Niederkanada und dem englischsprachigen Oberkanada – hervorging, ist teilweise Spiegelbild dieser wechselvollen Geschichte. Mitten durch die Provinz fliesst der Sankt-Lorenz-Strom, an dessen Ufern die Stadt Montreal errichtet wurde. Eine Weltstadt, die ihr 375-jähriges Bestehen gebührend feiert.
Multikulturelle Hochburg der Künste
Mit seiner Lage an der Schnittstelle zwischen der anglophonen und der frankophonen Kultur und den Regionen Ontario und Québec ist Montreal heute eine der kosmopolitischsten Metropolen der Welt, die zweitstärkste Wirtschaftskraft des Landes und ein Zentrum für neue Technologien. Gleichzeitig pflegt die Stadt die Erinnerung an ihre Geschichte, darunter der Eroberungskrieg im 18. Jahrhundert, die Rebellion der Patrioten oder auch die anti-unionistischen Ausschreitungen im 19. Jahrhundert. Die Stadt beherbergt eine einzigartige Kunst- und Kreativszene. Zu ihren grossen schöpferischen Talenten gehörte zum Beispiel die 2016 verstorbene Julie Hamelin, eine begabte Autorin, Gestalterin und Produzentin, die an der Seite ihres Ehegatten Daniele Finzi Pasca und zusammen mit ihrer gemeinsamen Kompanie noch an der Produktion für das Jubiläum der zweitgrössten französischsprachigen Stadt der Welt – nach Paris – gearbeitet hatte. Dies macht die Show «Avudo» (À Vue d’Eau) zum Jubiläum der Stadt Montreal umso bewegender.
Eine schicksalshafte Begegnung
Den beiden hochtalentierten Kulturschaffenden Julie Hamelin und Daniele Finzi Pasca schien es bestimmt zu sein, sich zu begegnen und zusammenzuarbeiten. Die Kanadierin aus Québec, die im Alter von 21 Jahren den Cirque Éloize – ein international renommiertes Aushängeschild des «Nouveau Cirque» – mitbegründete, traf den Tessiner Daniele Finzi Pasca im Jahr 2001, als dieser eingeladen wurde, zwei Shows für die kanadische Truppe zu kreieren. Die Wege der beiden sollten sich nicht mehr trennen. Mit ihrer Kompanie «Inlevitas» führten sie namhafte künstlerische Projekte durch, darunter die Schlussfeiern der Olympischen Spiele 2006 in Turin und 2014 in Sotschi, Opernaufführungen sowie verschiedene Produktionen von weltweiter Ausstrahlung, wie die Show La Verità über das Leben und Werk des Malers Salvador Dalí.
Helvetisches «Teatro della Carezza»
2011 gründeten sie zusammen mit Antonio Vergamini, Hugo Gargiulo und Maria Bonzanigo die Compagnia Finzi Pasca, mit der sie ihre eigene, der Poesie der Gestik und der Leichtigkeit verschriebene Vision von Theaterkunst verwirklichten: eine feinfühlige und subtile Kombination aus Clownkunst, Tanz und Spiel, ergänzt durch opulente, teils futuristische Bühnenbilder, eine Art Metapher für eine Schweiz, die sich zwischen Tradition und Innovation bewegt. Der renommierte Künstler Finzi Pasca geizt in seinen Shows nicht mit dem Einsatz modernster Hightech-Mittel, so auch in «Avudo», wo er das Publikum mit computergesteuerten LEDs verzaubert.
Poetisch-technische Hommage an Montreal
«Avudo» versteht sich als eine Hommage an den Sankt-Lorenz-Strom, die Stadt Montreal, ihre Quartiere und Bewohner, durch die sich als Leitmotiv der Traum eines kleinen Mädchens irokesischer Abstammung (die Irokesen sind eines der beiden grössten amerikanischen Indianervölker) zieht. Das ursprünglich traditionelle Showkonzept erfuhr aufgrund der bühnenbildnerischen und technischen Herausforderungen, welche die riesige Freiluft-Inszenierung im alten Hafen von Montreal mit sich brachte, einen grundlegenden Wandel. Das Ergebnis ist eine multimediale Extravaganz von dreissig Minuten Dauer. Fontänen, die aus rund dreissig Düsen im King-Edward-Becken emporsteigen, bilden eigentliche «Wasserbildschirme». Im Hintergrund ragen Aufbauten aus rund hundert Containern bis zu elf Stockwerke in die Höhe, die als Projektionsfläche für 3-D-Animationen, Videos, historische Filmdokumente und Archivaufnahmen dienen.
«Avudo» bietet den rund 1700 Zuschauern (pro Aufführung) in dem eigens für diesen Anlass geschaffenen Theater der Extraklasse ein immersives Erlebnis. Der Eintritt ist gratis. Die Show ist nicht nur ein künstlerisches Ereignis, das über die Grenzen Kanadas ausstrahlt, sondern auch eine wunderschöne Hommage an Julie Hamelin, die ihrer Heimatstadt zeitlebens eng verbunden war. Die Show, die zwei Jahre Planung erforderte, ist noch bis am 2. September 2017 zu sehen.
Anschliessend wird Daniele Finzi Pasca die künstlerische Leitung der Fête des Vignerons übernehmen, die 2019 in Vevey stattfinden wird. Zu diesem grossen Fest zu Ehren der Winzer und Weinbauern, das nur rund alle 25 Jahre in der Lavaux-Region am Genfersee durchgeführt wird, werden mehrere hunderttausend Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.
«Avudo» in Zahlen
- 0 Dollar Eintritt
- 2 Jahre Planung
- 6 Wochen Aufbau
- 30 Minuten Vorführung
- 120 Meter «Wasserbildschirme»
- 104 Container in Aufbauten von bis zu 47 Meter Höhe
- 80 Projektoren
- 30 Wasserfontänen
- 930 Quadratmeter Nebel
- 1700 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Vorstellung
- 180 000 bis 200 000 insgesamt erwartete Zuschauerinnen und Zuschauer
- Über 50 Schauspielerinnen und Schauspieler und mehr als 100 weitere Mitarbeitende
Erfahre mehr über die Compagnia Finzi Pasca.