Die Schweiz und die Ballonfahrt
In der Schweiz ist es der Familie Piccard und ihren Rekorden zu verdanken, dass die Ballonfahrt in die Geschichte einging. Alles begann jedoch 1788 in Basel mit dem Aufstieg eines Wasserstoffballons. Heute wird die Tradition der Gasballonflüge dank dem berühmten Gordon-Bennett-Cup weitergeführt. Die diesjährige Ausgabe des Rennens findet vom 8. bis am 10. September im schweizerischen Greyerz statt.
Heissluft- und Gasballons dienen beide dem Zweck, abzuheben und zu fliegen
Die Ballonfahrt, das heisst das Studium, der Bau und das Führen von Luftfahrzeugen, die leichter sind als Luft, war Ende des 18. Jahrhunderts sehr populär. Die Brüder Montgolfier verwendeten heisse Luft, um den Auftrieb sicherzustellen, während der Physiker Jacques Charles Wasserstoff bevorzugte. Die Möglichkeit, sich in der Luft fortzubewegen und vor allem das Gelände aus der Luft zu beobachten, stiess auch beim Militär auf Interesse. Ende des 19. Jahrhunderts fand die Ballonfahrt überall in Europa Einzug in die Armeen. In der Schweiz beschloss der Bundesrat 1897, eine Ballonpiloten-Kompagnie zu schaffen. Mit der Einführung der Fliegertruppen, die weniger sichtbar, schneller und wendiger waren, verlor die Kompagnie an Bedeutung und wurde 1937 schliesslich abgeschafft.
Die Schweiz als Ausgangspunkt für Abenteuer und aussergewöhnliche Rekorde
Unser Land hat die internationale Ballonfahrt mitgeprägt und prägt sie noch heute. Um 1915 wurden die Brüder Jacques und Auguste Piccard zu Militärballonpiloten ausgebildet. 1923 nahm Auguste Piccard am 12. Ballongas-Weltcuprennen, dem Gordon-Bennett-Cup, teil. Aufgrund der schlechten atmosphärischen Bedingungen kam er allerdings nicht sehr weit. 85 Kilometer nach dem Start setzte er auf. Am 27. Mai 1931 gelang ihm dank seiner Erfindung, der Druckkabine, die unglaubliche Leistung, mit dem Gasballon in eine Höhe von 15 781 Metern aufzusteigen. Damit war er der erste Mensch, der die Erdkrümmung sah.
Sein Enkel Bertrand Piccard umkreiste in Begleitung von Brian Jones mit dem Breitling Orbiter III erstmals die Welt im Ballon. Der 55 m hohe Ballon mit einem Fassungsvermögen von 18 500 m3 Helium musste sich während drei Wochen in der Luft halten können. Die beiden Piloten hoben am 1. März 1999 in Château-d’Oex in den Waadtländer Alpen ab und landeten am 21. März 1999 in Dakhla, Ägypten. Mit einer Flugzeit von 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten ohne Zwischenlandung stellten sie einen neuen Weltrekord auf. Dies war der Sieg eines Teams, das sich insbesondere aus den besten Meteorologen der Welt zusammensetzte. Dass dieses Abenteuer zu Ende geführt werden konnte, war auch dem Einsatz der Schweizer Diplomatie zu verdanken, die den Überflug über 33 Länder rund um die Welt möglich gemacht hatte.
Die Tatsache, dass Bertrand Piccard und Brian Jones ihre Weltumrundung in Château-d’Oex starteten, hat diesem Ort den Ruf als Ballonhauptstadt der Schweiz eingebracht. Die Geschichte dieses verrückten Abenteuers ist im Museum «L’Espace Ballons» nachgezeichnet. Jedes Jahr im Januar findet in Château-d’Oex das Internationale Ballonfestival statt, an dem Ballonfahrer aus rund zwanzig Ländern teilnehmen. Knapp hundert Heissluftballons profitieren dann vom aussergewöhnlichen winterlichen Alpenklima.
Gordon-Bennett-Cups 2017: Greyerz als Welthauptstadt des Gasballons
Am 8. September 2017 beginnt die 61. Ausgabe des Gordon-Bennett-Weltcups Freiburg 2017 auf dem Flugplatz von Greyerz, unterhalb des Schlosses. Angemeldet sind 22 Teams, bestehend aus Teilnehmern aus 13 Nationen, die versuchen werden, möglichst weit zu fliegen. Es gibt keine zeitliche Beschränkung, und gemessen wird in gerader Linie vom Startpunkt bis zum Ort der Landung. Die Austragung des weltweit ältesten und prestigeträchtigsten Luftballonrennens im Kanton Freiburg ist eine Gelegenheit, den Kanton und die Schweiz über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen.
Das Rennen und seine Regeln
Im Herbst 1906 führte Sir James Gordon Bennett zum ersten Mal den Gordon-Bennett-Cup durch. Er legte Regeln fest, die heute noch gelten. Im Jardin des Tuileries in Paris hoben 16 Ballons vor mehr als 200 000 staunenden Zuschauern ab.
Ziel des Rennens ist es, mit einem Ballon möglichst weit zu fliegen, wobei keine zeitliche Beschränkung besteht. Die zurückgelegte Strecke wird anschliessend in gerader Linie vom Startpunkt bis zum Ort der Landung gemessen. Im Jahr 2008 war das französische Team Villey/Buron Pilâtre während 22 Stunden in der Luft und landete schliesslich nur 20 Kilometer vom Startpunkt entfernt: Sie flogen 400 Kilometer im Kreis. Das Wettrennen kann je nach atmosphärischen Bedingungen mehrere Tage und Nächte dauern. Disqualifiziert werden Ballone, die auf dem Wasser oder in Ländern landen, die nicht am Wettbewerb teilnehmen und deshalb gesperrt sind. Pro Land können höchstens drei Teams an den Start gehen. Ein Team besteht aus einem Piloten, einem Kopiloten und einer Bodencrew. Das Land, aus dem das Gewinnerteam stammt, führt im übernächsten Jahr den Wettkampf durch. Zu diesem Zweck lanciert der Ballonverband des betroffenen Lands unter der Federführung der Internationalen Aeronautischen Vereinigung (FAI) mit Sitz in Lausanne einen Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen.
Gasballons
Gasballons sind kleiner als Heissluftballons. Sie starten mit 1000 m3 Wasserstoff, während das Volumen eines mittleren Heissluftballons 3000 m3 beträgt. Gasballons sind hingegen länger autonom. Ein Gasballon kann problemlos während 48 Stunden fliegen, während es ein Heissluftballon mit 3000 m3 in Ausnahmefällen auf 3 Stunden bringt. Als «Treibstoff» dient Sand oder Wasser. Um abzuheben, werfen die Piloten Sand oder Wasser ab, um zu landen, lassen sie Gas entweichen. Der Pilot, der den Sand und das Gas am sparsamsten einsetzt, fliegt am längsten. Der ökologische Fussabdruck eines Gasballons ist im Vergleich zu anderen Luftfahrzeugen klein. Wasserstoff verschmutzt die Luft nicht; es ist das häufigste chemische Element im Universum.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Bereits heute zeichnet sich ein Kampf um den ersten Platz am diesjährigen Cup ab. Es haben sich hochkarätige Piloten angemeldet, so die amtierenden Doppelweltmeister Kurt Frieden und Pascal Witprächtiger (Thurgau) des Teams SUI-1, die vom lokalen Team SUI-2 «Fribourg Freiburg Challenge» von Nicolas Tièche und Laurent Sciboz, den Vizeweltmeistern von 2016, herausgefordert werden. Walter Gschwendtner und Max Krebs (Zürich), die bereits sieben beziehungsweise sechzehn Mal am Gordon-Bennett-Cup teilnahmen, bilden das dritte Team (SUI-3), das für die Schweiz ins Rennen geht.
Der Gordon-Bennett-Cup 2017: Wettkampf und Volksfest
Die Ballons heben am 8. September am frühen Abend ab. Nach der Startzeremonie geht die Feier mit einem Ton- und Lichtspektakel in vier Teilen weiter: der «Ballade dans le ciel de l’Armailli» von Bernard Maciel, der Illumination von Heissluftballons zu einem musikalischen Arrangement von Frédéric Rody, der Illumination des berühmten Moléson und einem Feuerwerk.
Während des ganzen Wochenendes können die Besucherinnen und Besucher dank regelmässigen Berichterstattungen durch die Rennleitung und die geladenen Gäste wie Brian Jones den Verlauf des Gordon-Bennett-Cups Freiburg 2017 mitverfolgen. Über die an Bord der Ballons installierten GPS ist es zudem möglich, die Routen der Teams durch ganz Europa auf den Grossbildschirmen auf dem Festplatz, in den sozialen Netzwerken und im Internet direkt zu verfolgen (Live-Tracking).
Ab Freitagmorgen findet auf dem Flugplatzgelände von Greyerz ein grosses Volksfest zum Thema Luftsport statt. Gleichzeitig finden an diesem Ort von Donnerstag bis Sonntag (7.–10. September) die Schweizermeisterschaften im Fallschirmspringen statt. Der Zugang zum Festgelände sowie alle Veranstaltungen, die der breiten Öffentlichkeit offenstehen, sind kostenlos. Um den Langsamverkehr zu fördern, fahren zwischen dem Bahnhof Bulle und dem Flugplatz Greyerz Busse im 30-Minuten-Takt.
Gastronomische und musikalische Überraschungen
Das Programm wird durch kulinarische und musikalische Angebote ergänzt. Der Gastropartner des Gordon-Bennett-Cups Freiburg 2017, die Kilbi des Freiburgerlands, bietet den Gästen zahlreiche Kostproben an und organisiert am Samstag und Sonntag einen regionalen Lebensmittel- und Handwerkermarkt. Verschiedene lokale Musikgruppen, die insgesamt rund 300 Personen umfassen, sorgen für musikalische Unterhaltung.