Schweiz – Land der Trails
In der Schweiz mit ihren abwechslungsreichen Berglandschaften finden unzählige Bergläufe, sogenannte Trails, statt. Um diese Bezeichnung zu erhalten, müssen die Laufwettbewerbe über nicht asphaltierte Wege in Berggebieten führen und Höhenunterschiede von mehreren Hundert Metern aufweisen. Von Frühling bis Herbst werden fast an jedem Wochenende an verschiedenen Orten der Schweiz Bergläufe unterschiedlicher Länge durchgeführt, von 5 bis 170 Kilometern.
Marc Lauenstein (38) aus Neuenburg ist ursprünglich Orientierungsläufer. Der Ex-Weltmeister und Zahnarzt ist heute in seiner Freizeit ein begeisterter Trail Runner. Er nimmt an renommierten Läufen in der ganzen Welt teil.
Allerdings ist für ihn die Schweiz das Trailland par excellence. Die vielfältige Landschaft vom Jura, über das Mittelland und die Voralpen bis hin ins Hochgebirge und das variantenreiche Gelände machen die Schweiz zum Paradies für Trail Runner.
Mehrere Schweizer Bergläufe sind aufgrund ihres atemberaubenden Panoramas und ihrer extremen Anforderungen legendär. Marc Lauenstein stellt uns drei seiner Favoriten vor.
Eiger Ultra Trail
Für den bekannten Extrembergsteiger Ueli Steck, der auf einer Tour in seinen geliebten Bergen ums Leben kam, war dieser Trail «härter als die Eiger-Nordwand solo».
Der 3970 Meter hohe Eiger und seine Nordwand faszinieren seit jeher Bergsteiger und neu auch Trailläufer. Den Eiger Ultra Trail gibt es seit 2013. Er bietet vier Strecken zwischen 16 und 101 Kilometern Länge vor einem herrlichen Bergpanorama.
Die 101 Kilometer lange Strecke mit 6700 Höhenmetern ist für die Teilnehmenden eine harte Prüfung. Die Anstrengung wird jedoch durch die einzigartigen Etappenorte entschädigt: Grosse Scheidegg, First, Faulhorn, Schynige Platte, Wengen, Männlichen, Kleine Scheidegg und Traverse unter der Eiger-Nordwand bieten Spektakel und einmaliges Bergambiente.
Die 51 Kilometer lange Strecke gipfelt auf dem Faulhorn (2680m), jene mit 35 Kilometern und 2500 Höhenmetern führt direkt zur Eiger-Nordwand. Die 16-Kilometer-Strecke mit 960 Höhenmetern eignet sich hervorragend als Trail-Running-Schnupperdistanz für Kurzstrecken-Spezialisten, die gerne auf Bergpfaden laufen.
Marc Lauenstein erreichte 2018 auf der 35-Kilometer-Strecke den ersten Platz. «Einige Passagen waren extrem anstrengend, doch das eindrucksvolle Panorama mit dem Lauterbrunnental und den legendären Gipfeln Eiger, Mönch und Jungfrau entschädigte uns für alle Mühen. Einzigartig!»
Sierre–Zinal
Dieser Trail wird auch «Course des cinq 4000», Lauf der fünf Viertausender, genannt, weil die Strecke einen faszinierenden Blick auf fünf Berggipfel bietet: Wisshorn (4506m), Zinalrothorn (4221m), Ober Gabelhorn (4073m), Matterhorn (4478m) und Dent Blanche (4357m).
Im Gegensatz zum Eiger Ultra Trail, der bisher sechsmal durchgeführt wurde, fand der legendäre Lauf im Wallis 2018 bereits zum 45. Mal statt. Sierre–Zinal ist Teil der Golden Trail Series, in der 2018 zum ersten Mal die fünf bekanntesten Läufe der Welt zusammengefasst werden.
Der Walliser Berglauf reiht sich somit in die Reihe der namhaftesten Trails der Welt wie Zegama (Spanien), Mont-Blanc-Marathon (Frankreich), Pikes Peak (USA) und Ring of Steall (Schottland). «Weil wir zur Golden Trail Series gehören, nehmen bei uns praktisch alle internationalen Spitzenathleten teil», freut sich Vincent Theytaz, Direktor von Sierre–Zinal.
Es versteht sich also von selbst, dass Marc Lauenstein – Erster des Laufs 2013 und dieses Jahr leider verletzt – am Streckenrand steht, um die rund 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrem Rennen über 31 Kilometer und 2100 Meter Höhendifferenz anzufeuern. «Ein Riesenspass und eine bombastische Stimmung an diesem legendären Trail», sagt der Champion.
Swiss Canyon Trail
Vier Rennstrecken von 25 bis 105 Kilometern bietet der neue Swiss Canyon Trail, der früher Défi du Val-de-Travers und Trail de l’Absinthe hiess. Die 105-Kilometer-Strecke ist die längste an einem Tag gelaufene Renndistanz in der Schweiz.
Marc Lauenstein macht gerne Werbung für diesen Trail. Er findet auf «seinen» Wegen statt, die er wie seine Westentasche kennt. Die Wege entlang der Areuse, durch die Poëta-Raisse-Schlucht, zum Chasseron und zum Creux du Van gehören zu seinem Trainingsgebiet. Hier liebt er es zu laufen, hier hat er sich das Niveau geholt, um auf internationaler Ebene Topleistungen zu erbringen.