Musikerinnen und Musikern aus Orchestern der Region © ZZZ Zentralkomitee der Zünfte Zürichs

Sechseläuten: das grosse Zürcher Frühlingsfest

Seit fünf Jahrhunderten feiert die Stadt Zürich das Sechseläuten, ein grosses Volksfest, das den Übergang vom Winter zum Frühling markiert. Umzüge, Kostüme und Musikkorps prägen das gesellige Beisammensein in der Innenstadt, das mit der Verbrennung des Bööggs endet. Dieser soll Auskunft darüber geben, wie schön der Sommer wird.

Austreibung des Winters

Die Anfänge des Sechseläutens gehen ins 16. Jahrhundert zurück. Damals wurde die Stadt vom Zürcher Rat regiert, der aus Vertretern der verschiedenen Zürcher Zünfte bestand. Weil mit dem Anbruch des Frühlings die Dämmerung später eintrat, beschloss der Rat, den Arbeitstag um eine Stunde zu verlängern. Statt um 17 Uhr wurde die Arbeit um 18 Uhr niedergelegt. Eine Glocke des Grossmünsters im Zentrum der Stadt verkündete den neuen Feierabend. Zur Feier des Frühlingsbeginns veranstaltete die Bevölkerung ein grosses Fest, das Sechseläuten genannt wurde. Eine neue Tradition war geboren!

Der böögg brennt © ZZZ Zentralkomitee der Zünfte Zürichs

Kinderumzug

Das Frühlingsfest, das in der heutigen Form seit 1904 stattfindet, beginnt am Sonntag vor dem dritten Montag im Monat April. Traditionsgemäss bildet der Kinderumzug durch die Zürcher Innenstadt am Sonntagnachmittag den Auftakt der Feierlichkeiten. Jedes Jahr nehmen rund 3000 Kinder zwischen fünf und fünfzehn Jahren, die eine Tracht oder eine Uniform tragen, daran teil. Sie werden begleitet von rund 800 Musikerinnen und Musikern aus Orchestern der Region. Hier hat auch der Böögg seinen ersten Auftritt, ein künstlicher Schneemann, der den Winter darstellt. Die gut drei Meter hohe Figur ist ein fester Bestandteil des Kinderumzugs. Er wird am nächsten Abend genau um 18 Uhr angezündet werden, als Symbol für die Austreibung des Winters.

Kinderumzug
Kinderumzug © ZZZ Zentralkomitee der Zünfte Zürichs

Zug der Zünfte

Am Montagnachmittag sind die Zünfte an der Reihe. Die 25 Zürcher Zünfte versammeln sich zu einem eindrücklichen Umzug: 3500 Männer, 350 Reiter, 50 von Pferden gezogene Wagen und rund 30 Musikkorps ziehen durch die Innenstadt zum Sechseläutenplatz, wo anschliessend auf einem grossen Scheiterhaufen der Böögg verbrannt wird. In Zürich heisst es, je schneller das Feuer den Böögg erreicht und dessen Kopf – welcher mit Knallkörpern gefüllt ist – zum Explodieren bringt, desto schöner wird der Sommer. Während der Böögg im Jahr 2003 schon nach wenigen Minuten seinen Kopf verlor, dauerte es 2016 43 Minuten, bis die Feuerwerkskörper explodierten. Dann geht das Fest mit einer Grillparty weiter: Viele Menschen versammeln sich um die Glut des Scheiterhaufens und braten ihre mitgebrachten Würste.

Zug der Zünfte
Zug der Zünfte © ZZZ Zentralkomitee der Zünfte Zürichs

Anekdoten über den Böögg

Nicht immer läuft alles wie vorgesehen. Im Laufe der Jahre gab es auch ungewöhnliche Vorfälle. 1921 wurde der Böögg um 13.30 Uhr von einem Knaben angezündet. 1944, als das Fest wegen der Anbauschlacht (Programm zur Erhöhung der Nahrungsmittel-Selbstversorgung) im Hafen Enge stattfand, kippte der Böögg in den Zürichsee. 2006 wurde der Böögg ein paar Tage vor dem Fest von der Fertigungsstätte entwendet. Am Sechseläuten kam ein Ersatzböögg zum Einsatz, der nach 10 Minuten 23 Sekunden explodierte. Nicht zu reden von den Jahren, in denen der Böögg vom Holzstapel kippte, ohne dass der Kopf vorher explodiert war...

Der Böögg
Der Böögg © Zürich Tourism