Dal Ticino a Madrid: l’opera “Offset” dei Nevercrew è stata realizzata in occasione della Urvanity 2020 Art Fair. © Nevercrew

Spaziergang durch Madrid im Zeichen der Kunst und der italienischen Sprache

Anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo» hat uns die Schweizer Botschaft in Madrid zu einem Spaziergang durch das Stadtzentrum eingeladen. Wir erkunden neue und alte Spuren von Kunstschaffenden aus der italienischen Schweiz. Nur wenige Gehminuten von der Botschaft entfernt bleiben wir vor einem Kunstwerk unter freiem Himmel stehen. Geschaffen wurde es von Künstlern aus dem Tessin.

Wer eine neue Stadt besucht, fühlt sich dort manchmal auf Anhieb wie zu Hause. Das stimmt sicher auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schweizer Vertretung in Madrid. Die vielen Fahnen und Statuen, die fressende Bären zeigen – das Madrider Stadtwappen zeigt einen Bären mit Erdbeerbaum –, erinnern ein wenig an die Schweizer Hauptstadt Bern und ihr «Maskottchen». Die Streetart-Künstler wiederum, deren Wandbild in der Calle de Augusto Figueroa zu sehen ist, stammen aus dem Kanton Tessin. Auf unserem Rundgang begleiten uns Vanessa Reichmuth Pozo und Alberto Giovanetti. Sie arbeiten in der Schweizer Botschaft, die neben Spanien auch für Andorra zuständig ist. 

Tessiner Kunst in den Strassen von Madrid

Neben ihrer Arbeit im Büro des Verteidigungsattachés in der Schweizer Botschaft ist Vanessa Reichmuth Pozo offizielle Stadtführerin in Madrid. Sie ist dort geboren und kennt sich in der Stadt bestens aus. Seit letztem Jahr gehört zu ihren mehrsprachigen Führungen auch eine Sehenswürdigkeit made in Ticino. «Das Mural ‹Offset› wurde von zwei Tessiner Künstlern im Rahmen der Urvanity 2020 Art Fair geschaffen, einer Kunstmesse, die im März 2020 stattfand und verschiedenen Kunstformen im urbanen Kontext Raum bot. Das Open-Air-Kunstwerk wurde unmittelbar vor dem Lockdown in Spanien fertig», erzählt Vanessa Reichmuth Pozo. 

 Christian Rebecchi e Pablo Togni all’opera ad Aalborf, in Danimarca, nel 2018. Foto di Allan Toft. © Nevercrew

1996 malten Christian Rebecchi und Pablo Togni in Bellinzona ihr erstes Wandbild. Mittlerweile sind die Streetart-Werke des Künstlerduos, das unter dem Namen Nevercrew bekannt ist, in zahlreichen Städten Europas zu bestaunen – seit letztem Jahr auch in Madrid. «Offset» zeigt mehrere Bären übereinander – der kleinste zuoberst mit einem Blatt des Erdbeerbaums auf der Nase. «Das Mural spielt mit den Elementen des Stadtwappens, das wie jenes von Bern seinen Ursprung im Mittelalter hat und mit dem Tier die Stärke der Stadt symbolisiert. Es thematisiert die Vereinnahmung urbaner Lebensräume durch den Menschen und die dadurch entstehende Störung des natürlichen Gleichgewichts». 

Die beiden Mitarbeitenden der Schweizer Botschaft in Madrid, Alberto Giovanetti und Vanessa Reichmuth Pozo, begleiten uns zum Wandbild von Nevercrew.

"Wenn Vanessa Reichmuth Pozo als Stadtführerin in Madrid unterwegs ist, macht sie auf die lokale Präsenz von Schweizerinnen und Schweizern in der Kunst und in der Architektur aufmerksam. In diesen beiden Bereichen ist die spanische Hauptstadt besonders aktiv. «Zu erwähnen sind beispielsweise das Kulturzentrum CaixaForum und der Hauptsitz der BBVA von Herzog & de Meuron oder die aktuelle Ausstellung der schweizerisch-argentinischen Malerin Vivian Suter im Museum Reina Sofia», sagt sie.
Wir kehren von der Calle de Augusto Figueroa zur Schweizer Botschaft zurück. Aus den Büros hört man Stimmen auf Spanisch, Französisch und Deutsch. Und jemand rezitiert gerade Verse von Dante.  

 

Dante-Lesungen und spanisch-italienische Begegnungen

«O tu ch’onori scienzia e arte, questi chi son c’hanno cotanta onranza, che dal modo de li altri li diparte?» - «Du verehrst doch Wissenschaft und Kunst: Wer sind diese dort, die so viel Ansehen geniessen, dass ihre Strafart sich von der der anderen unterscheidet?» Alberto Giovanetti, Botschaftsrat für Wissenschaft und Kultur, übt für eine Dante-Dauerlesung, die anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo» im Madrider Círculo de Bellas Artes durchgeführt wird und dem «Sommo Poeta» gewidmet ist. Der Schweizer Botschafter Hanspeter Mock liest den zweiten Höllengesang, Alberto Giovanetti den vierten Gesang, in dem sich Dante in der Vorhölle befindet und mit Vergil die Seelen der grossen klassischen Dichter erkennt. Laut rezitieren sie die Terzinen in italienischer Sprache. «An der Lesung beteiligen sich zahlreiche Mitarbeitende spanischer Behörden und Institutionen sowie ausländischer Vertretungen», erklärt Alberto Giovanetti, der schweizerische und spanische Wurzeln hat und seit zehn Jahren in Madrid lebt. Er kennt die Stadt bereits bestens aus der Zeit, als er hier internationale Beziehungen studierte. 

Kultur und Austausch haben seine berufliche Laufbahn stets geprägt, was ihn dafür prädestiniert, der spanischen Bevölkerung die dritte Landessprache der Schweiz näherzubringen. Die Schweizer Botschaft für Spanien und Andorra sowie das Generalkonsulat in Barcelona unterstützen jedes Jahr Veranstaltungen, an denen auch Persönlichkeiten aus der italienischen Schweiz teilnehmen. «Letztes Jahr beteiligten wir uns an einem Webinar über den Schriftsteller Gianni Rodari, das von Letizia Bolzani von der Zeitschrift ‹Il Folletto› des Istituto svizzero Media e Ragazzi in Bellinzona durchgeführt wurde. 2020 wurde auch die Auszeichnung des Tessiner Designers Bruno Monguzzi am Madrid Design Festival gefeiert. Und in diesem Sommer nahm die Compagnia Finzi Pasca am Festival Veranos de la Villa in Madrid teil», berichtet Giovanetti. 

Auch in Spanien gibt es also zahlreiche Spuren von Personen aus der italienischen Schweiz. Und gerade dank dem vielfältigen künstlerischen Schaffen werden es Jahr für Jahr mehr. Die Schweizer Botschaften in der Welt sind eine einzigartige Quelle für Einblicke in das Schaffen italienischsprachiger Persönlichkeiten. Es lohnt sich, bereits die Daten für die «Settimana della lingua italiana nel mondo» im Oktober 2022 zu notieren: neue spannende Geschichten aus aller Welt garantiert! 
Originalversion des Textes: Italienisch.

Cover-Image: Aus dem Tessin nach Madrid: Das Künstlerduo Nevercrew malte für die Urvanity 2020 Art Fair das Wandbild «Offset». © Nevercrew

Portrait-Image: Christian Rebecchi und Pablo Togni 2018 bei der Arbeit in Aalborf, Dänemark. Foto Allan Toft. © Nevercrew