André Borschberg - Hindernisse in Chancen umwandeln
Ingenieur, Unternehmer, CEO, erfahrender Pilot: Dank seiner vielseitigen Talente spielte André Borschberg, Mitbegründer von Solar Impulse, eine entscheidende Rolle beim Bau des treibstofflosen Flugzeugs.
Ein vielseitig talentierter Schweizer
André Borschberg verspürte schon sehr früh das Bedürfnis, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und dabei eigene Grenzen zu überschreiten. Als Pilot der Schweizer Armee und Kunstflieger ist er im Besitz verschiedener Flugbrevets. Aus dem risikofreudigen und innovativen Maschineningenieur der ETH Lausanne mit Diplom in Management der HEC Lausanne (Faculté des hautes études commerciales) und des MIT (Massachusetts Institute of Technology) wurde ein Konsulent und danach ein Unternehmer. Er lancierte Start-ups und beteiligte sich an freiwilligen Einsätzen. Als Bertrand Piccard 2003 der ETHL seine Idee zur Förderung sauberer Energien – eine Weltumrundung ohne Treibstoff – vorstellte, beauftragte die renommierte Hochschule ihren ehemaligen Schüler mit der Leitung der Machbarkeitsstudie.
Das Abenteuer «Solar Impulse»
«Ich fand die Idee genial, ich hatte schon immer von Luftfahrt, Innovation und Exploration geträumt. Bertrands Idee ermöglichte mir, diesen Traum zu verwirklichen.» Viele Luftfahrtspezialisten beurteilten das Projekt anfänglich als unmögliches Unterfangen, was André Borschberg geradezu anspornte: «Nach der Machbarkeitsstudie kontaktierten wir verschiedene Flugzeughersteller, die uns alle mitteilten, dass unser Vorhaben nicht möglich sei. Das hat mich angetrieben.» Während André das technische Team für den Bau des Flugzeugs zusammenstellte, fand Bertrand die Partner für die technologische und finanzielle Unterstützung. Von den achtzig Unternehmen, die am Bau der Solar Impulse mitwirkten, stammt nur eines aus der Luftfahrtbranche. Alle übrigen kommen aus anderen Wirtschaftszweigen: Chemie, Uhrenindustrie, Schiffsbau usw.
André Boschberg schloss verschiedene technische Partnerschaften ab, was es ihm ermöglichte, eine neue Schweizer Technologie ins Flugzeug einzubauen. Sie setzt auf Kohlepapier, das dreimal leichter ist als normales Papier. Schweizer Technologie, aber nicht ausschliesslich: «Typisch für die Schweiz ist auch, dass sie es versteht, die weltweit besten Entwicklungen zu integrieren und mit eigenem Know-how zu kombinieren.» Seither leitet André das Team, das in fünf arbeitsintensiven Jahren die Solar Impulse entworfen und gebaut hat. Die Herausforderung bestand darin, ein möglichst leichtes, aber widerstandsfähiges Flugzeug herzustellen. Mit Bertrand Piccard eilt er von einer Konferenz zur anderen: «Wir erhalten Einladungen aus der ganzen Welt, die in der Schweiz entwickelten Technologien kann man überall zeigen.» Und als Pilot weihte er den ersten Non-stop-Flug ein. Im Alleingang überquerte er den Pazifik in fünf Tagen und Nächten, ohne Zwischenlandung. Er schlug verschiedene Weltrekorde in Bezug auf Distanz, Dauer und Flughöhe.
Technologische Grenzen sprengen...
Solar Impulse ist «aus zwei Gründen ein besonderes Flugzeug: es wird ausschliesslich mit Sonnenenergie betrieben, und es kann Tag und Nacht fliegen. Dadurch ist es sehr energieeffizient».
Dank einem elektrischen Antriebssystem mit einer Energieeffizienz von 97% hat das Flugzeug den Energieverbrauch eines Motorrollers, das Gewicht eines Autos und eine grössere Spannweite als eine Boeing 747. «Es geht in erster Linie ums Energiesparen, denn nur so kann man Tag und Nacht mit erneuerbaren Energien fliegen», erklärt André. «Es ist aber auch ein Paradigmenwechsel für die Luftfahrt, die sich von ihrer Abhängigkeit vom Erdöl lösen sollte.»
...aber auch jene des Menschen
«Wir haben mit Solar Impulse immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich Hindernisse auch als Chancen entpuppen können. Es ist eine Frage der Einstellung.» Und es gibt nicht nur technische Hürden bei diesem aussergewöhnlichen und ambitiösen Abenteuer: «Es braucht manchmal mehr Zeit, eine starke Unternehmenskultur aufzubauen als eine neue Technologie zu entwickeln.» Um die menschlichen Herausforderungen besser zu meistern, nimmt sich André Borschberg Zeit für Yoga und Meditation, die er durch seine Frau Yasmine kennengelernt hat. Sie helfen ihm, sich von Situationen zu distanzieren, die er unter extremen Bedingungen vorfinden könnte. Sich auf das Schlimmste vorbereiten ist ein Weg, sich von der Angst zu lösen, die die Flüge ins Ungewisse auslösen können. Wissen, dass man sich aus dem Flugzeug schleudern und im Ozean überleben kann – und dies ganz bewusst zu trainieren –, ist eine Art, mit der Angst umzugehen. «Die Angst vor einem Sprung mit dem Fallschirm kann auch als aussergewöhnliche Erfahrung erlebt werden.» Aber wir wünschen André Borschberg natürlich, dass er seinen Schleudersitz nicht brauchen muss und dass er sicher am Ziel ankommt.
Mehr Informationen : http://www.andreborschberg.com/