Bertrand Piccard - Aus Träumen die Energie der Zukunft schöpfen
Als Initiator von Solar Impulse hat der Schweizer Bertrand Piccard seinen Pioniergeist und Forscherdrang in den Dienst einer globalen Sache gestellt: der Lebensqualität für die kommenden Generationen. Der Nonstop-Flug mit dem Solarflugzeug – ohne fossilen Treibstoff – ist mehr als eine technische Meisterleistung. Er ist ein Symbol dessen, was jeder Mensch erreichen kann, wenn er sich selbst in Frage stellt und an das Unmögliche glaubt.
Eine Familie humanistischer Abenteurer
«Ich beschloss im Juli 1969, Forscher zu werden. Ich erinnere mich genau an jenen Moment: Ich war 11, mein Vater war gerade an Bord des ‹Mesoskaph Ben Franklin› gegangen, den er zur Erforschung des Golfstroms gebaut hatte.» Damals startete Apollo 11 seine Mission zum Mond, Bertrand Piccard lernte die Astronauten kennen, kam mit Physikern, Gelehrten und Forschern in Berührung und verschlang ihre Berichte. Traum und Wirklichkeit verschmolzen, die Grenzen verschwommen fast ganz: Wie schon sein Vater und Grossvater beschloss er, seine Visionen in den Dienst der Umwelt und der Menschheit zu stellen.
Pioniergeist
Bertrand erforschte zuerst einmal die inneren Welten. Das, was er «Pioniergeist» nennt, besteht darin, «über das Offenkundige hinauszugehen und sich ins Unbekannte zu begeben, um seine Gewissheiten in Frage zu stellen». Sein Beruf als Psychiater und Experte in Hypnosetherapie sowie seine Abenteuer lehrten ihn die Kunst, Ballast abzuwerfen, an Höhe zu gewinnen, über sich hinauszuwachsen und seine Zweifel in Antriebsenergie umzuwandeln. Im wörtlichen und im übertragenen Sinn. 1999 vollendete er zusammen mit dem Engländer Brian Jones die erste Nonstop-Weltumrundung im Heissluftballon. Angetrieben durch Windenergie, aber auch durch Propangas. Im Bewusstsein darum, wie abhängig wir von fossilen Energien sind, erwuchs in Bertrand die Vision von einem Solarflugzeug, das Tag und Nacht ohne Treibstoff fliegen kann.
Die Mission Impossible des Nonstop-Flugs mit dem Solarflugzeug
«Wenn Ihnen alle versichern, etwas sei möglich, dann sind Ihre Träume nicht gross genug.» Es überrascht deshalb kaum, dass niemand an Bertrand glaubte, als er von seinem Projekt eines Nonstop-Flugs mit einem Solarflugzeug zu reden begann. Niemand, oder fast niemand. Denn schon bald fand er Unterstützung bei der ETH Lausanne, die eine Machbarkeitsstudie durchführte. Auch seine Begegnung mit André Borschberg war entscheidend. Während André die Leitung des technischen Teams übernahm, warb Bertrand bei Grossunternehmen um Unterstützung für die Entwicklung der notwendigen innovativen Technologien und für die Finanzierung des Projekts. Interessanterweise stammt die Mehrzahl dieser Unternehmen nicht aus dem Luftfahrtsektor. Die Unterstützung durch den Bund (insbesondere die Sparten Armee, Energie und auswärtige Angelegenheiten), die Vielzahl von genialen Köpfen, die beim Bau des Flugzeugs mitwirkten, unerwartete Synergien, die sich im Verlauf der Jahre aus dem Projekt ergaben – alle diese Faktoren machten das Unmögliche möglich. Es gibt nicht viele Länder, wo es zwei etwas verrückten Utopisten gelingt, so unterschiedliche Talente zusammenzubringen.
Eine Premiere in der Geschichte der Aviatik und der Energie
Solar Impulse ist darum sehr viel mehr als ein Flugzeug. Es ist ein Symbol dessen, was man erreichen kann, wenn man an das Unmögliche glaubt, unterstützt von einem starken Team, Partnern aus verschiedensten Bereichen, einem innovationsfreundlichen Schweizer Umfeld, einer klaren Vision und einer guten Portion Vorstellungskraft. Denn laut Bertrand «besteht das Abenteuer im 21. Jahrhundert darin, die Kreativität und den Pioniergeist des Menschen zu nutzen, um die Lebensqualität der künftigen Generationen zu verbessern». Es geht nicht darum, den Weltraum zu erobern (was bereits realisiert ist) oder Rekorde zu schlagen. So gesehen ist Solar Impulse nicht nur in der Geschichte der Aviatik, sondern auch in der Geschichte der Energie eine Schweizer Premiere. «Das Ziel besteht nicht darin, an Bord eines Solarflugzeugs möglichst weit zu fliegen, sondern möglichst viele Leute zu ermuntern, in ihrem Alltag energieeffiziente Lösungen anzuwenden.» Jeder auf seine eigene Art und Weise. Die stärkste erneuerbare Energie ist gemäss Bertrand nämlich unser eigenes Potenzial, unsere persönliche Leidenschaft. Die Forschungsreise beginnt in uns selbst, sie erlaubt uns, Abstand zu nehmen und unsere Gewohnheiten zu ändern ... im Interesse kollektiver Werte.
Mehr Informationen : http://bertrandpiccard.com/