Der längste Tunnel der Welt – ein umweltverträgliches Bauwerk
UNESCO-Welterbe-Regionen, Naturschutzgebiete, ein Arboretum und äusserst aktiver Bund für Naturschutz: Der Schutz der Pflanzen- und Tierwelt ist den Schweizerinnen und Schweizern ein grosses Anliegen. Der Umweltschutzgedanke stand deshalb auch beim Bau des Gotthard-Basistunnels im Fokus: Die insgesamt 152 km Tunnel, Stollen und Schächte wurden mit grösster Rücksicht auf die Umwelt ausgebrochen.
Ökologisches Bewusstsein in jeder Phase
Im Februar 1994 stimmte das Schweizer Volk der Alpen-Initiative zu, die die alpinen Regionen gegen den Transitverkehr schützen soll. Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) ist der Hauptpfeiler der Schweizer Verkehrspolitik, die bezweckt, den Güterschwerverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, wie dies die Alpen-Initiative vorsieht. Der Gotthard-Basistunnel ist das Herzstück der NEAT. Mit diesem Tunnel setzt die Schweiz Massstäbe. Mit 57,1 km Länge ist der Gotthard-Basistunnel nicht nur der längste bisher gebaute Eisenbahntunnel, sondern gleichzeitig eines der grössten europäischen Umweltschutzprojekte.
Die Schweiz setzt Massstäbe
Eine umweltgerechte Bauweise war essenziell für das Gelingen dieses Projekts zum Schutz des Alpengebiets vor dem Transitverkehr. Hier kommt Alex Regli ins Spiel: Der Leiter Planung und Umwelt bei AlpTransit Gotthard AG ist stolz auf das Jahrhundertbauwerk und gibt bereitwillig Auskunft über die Massnahmen, die umgesetzt wurden, um die Belastungen für Menschen, Tiere und Pflanzen durch den Bau möglichst gering zu halten. Ein paar Beispiele:
- Schonender Transport zum Schutz der Luftqualität
Um die Luftqualität zu erhalten und Luftemissionen weitgehend zu vermeiden, wurde das benötigte Material per Bahn und Schiff angeliefert. Maschinen und Geräte, die auf dem Bau zum Einsatz kommen, waren mit Partikelfiltersystemen ausgerüstet.
- Aufbereitung des Abwassers
Das durch die Bautätigkeit belastete Abwasser wurde nach den gesetzlichen Vorschriften geklärt und abgekühlt, bevor es in die Fliessgewässer eingeleitet wurde.
- Staub- und Lärmschutz
Um die Lebensqualität der Anwohner zu gewährleisten, wurden verschiedene Massnahmen getroffen, damit die Lärm- und Staubemissionen so gering wie möglich ausfallen.
Aus Humus und Erde wurden Lärmschutzwälle errichtet. Im Baustellenbereich und auf den Materialzwischenlagern wurden Sprinkleranlagen installiert und die Fahrzeuge wurden regelmässig gereinigt, damit sie nicht zu viel Staub aufwirbeln.
- Schutz von Flora und Fauna
Auswirkungen auf Flora und Fauna sind bei einem Infrastrukturbau dieser Grösse unvermeidlich. Das Ökosystem wurde nach Abschluss der Bauarbeiten in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt, damit es in seiner Entwicklung nicht beeinträchtigt wird. Wo dies nicht möglich war, beispielsweise weil die betroffene Fläche direkt auf dem Tunneltrassee liegt, wurden Ausgleichsmassnahmen getroffen.
- Aufwertung des Kastanienwaldes beim Südportal des Tunnels;
- Wiederherstellung der Flussufer entsprechend den ursprünglichen natürlichen Gegebenheiten;
- Renaturierung der Bäche;
- Wiederaufbau von Trockenmauern als Lebensraum für Reptilien, Eidechsen, Blindschleichen und andere Kleintiere.
Alles in allem konnten die unvermeidlichen Auswirkungen des Bauvorhabens auf die Umwelt gut bewältigt werden. Der Renaturierungsprozess ist bereits in vollem Gang, und beim Nord- und Südportal des Tunnels ist kaum mehr etwas von den nahezu 20-jährigen Aushub-, Spreng- und Betonierarbeiten zu sehen. Ziel erreicht!