Gotthard hin und zurück
Heute haben Reisende, die den Gotthard überwinden wollen, verschiedene Möglichkeiten. Die klassische Route ist die alte Passstrasse, die schon von unseren Vorfahren benutzt wurde. Neu gibt es aber auch den längsten Tunnel der Welt, den neuen Gotthard-Basistunnel.
Der Gotthard durch die Jahrhunderte
Im Mittelalter dauerte die Reise von Norden nach dem Süden der Schweiz (Basel–Chiasso) auf dem Saumweg gut sechs Tage. Die Strecke war beschwerlich und anstrengend für Mensch und Tier. Der Gütertransport wurde von Saumgenossenschaften (Porten) sichergestellt, die über das Transitmonopol verfügten und von den Händlern eine Abgabe für den Unterhalt der Passstrecke erhoben.
Zu dieser Zeit war die Reise noch körperlich anspruchsvoll, hindernisreich und gefährlich. Aber die Urner benutzten ihn regelmässig, um Vieh und Güter nach Mailand zu transportieren. Eine Verbesserung der Nord-Süd-Passage drängte sich auf.
Nach 1830, als die Strecke befahrbar geworden war, dauerte die Reise im Fahrzeug nur noch dreieinhalb Tage. Es handelte sich natürlich nicht um Fahrzeuge, wie wir sie heute kennen, sondern um die legendäre Gotthardkutsche, eine Postkutsche, die von Pferden gezogen wurde. Die Reise wurde dadurch zwar deutlich verkürzt, blieb aber mühsam. Händler, Wissenschaftler, diplomatische Gesandte und andere Reisende, die den Pass mit der Kutsche überquerten, hätten davon ein Lied singen können.
52 Jahre später, im Jahr 1882, wurde die erste Gotthardbahn eingeweiht. Die Gotthardbahn war damals eines der berühmtesten Bahnunternehmen, die modernste und technisch fortschrittlichste private Bahngesellschaft der Zeit mit automatischen Bremsen, vierachsigen Wagen und Salonabteilen. Seither wurde die Verkehrsachse immer wichtiger: Mittlerweile wird sie jährlich von mehreren Hunderttausend Personen benutzt.
Im Jahr 2016, 134 Jahre später, weiht die Schweiz den längsten Eisenbahntunnel der Welt ein. Die bewegte Geschichte der Bauarbeiten auf dieser im Laufe der Jahrhunderte zum Mythos gewordenen Verkehrsachse gipfelt heute in einem technologischen Wunderwerk.
Zwischen Idylle und technologischem Durchbruch
Um zu ermessen, wie gross der Epochensprung ist, gibt es nichts Besseres als auf den Spuren unserer Vorfahren zu wandeln und eine Nord-Süd-Überquerung der Alpen «à l'ancienne» zu wagen. So sieht man, wie umfangreich die Arbeiten am Gotthard waren. Zwanzig Stunden Fahrzeit ohne Tunnel, die viel Zeit lassen, um die leuchtenden, sagenumrankten Gipfel zu bestaunen. Die Reisenden haben viel Musse, um die faszinierenden Landschaften zu bewundern, majestätische Zeugen aus vergangenen Zeiten.
Richtungs- und Stimmungswechsel auf der Rückreise! Wir machen einen Riesensprung in die Zukunft und durchqueren die Alpen im neuen Gotthard-Basistunnel. Heute brauchen wir nur noch 20 Minuten, um von Süden nach Norden zu gelangen.
Zurück zu den Wurzeln mit Bänz Simmen
Wenn Sie die Region und ihre Geschichte entdecken, den alten Saumpfad mit dem besten Führer der Region abgehen wollen, ist Bänz Simmen der Richtige für Sie! Der ausgebildete Chemielaborant ist ein vielseitiger Mann und hat unter anderem auf Tunnelbaustellen gearbeitet. Er bietet spannende Fuss- oder Schneeschuhwanderungen an, auf denen Sie die Gotthardregion und insbesondere seine Heimat Andermatt entdecken können.
Er spricht über seine Region mit Leidenschaft und Fachwissen, seine Erzählungen sind fundiert und gespickt mit historischen Fakten. Bänz Simmen hat zweifellos seine eigene Interpretation der Herkulesarbeiten am Gotthard. Er sieht eine Gemeinsamkeit zwischen dem Saumpfad von gestern und der modernen Bahnlinie von heute: «Die Eröffnung eines neuen Verkehrswegs, mit all den Umwälzungen, die dieser mit sich bringt, hat in Andermatt immer Ängste hervorgerufen, aber zuletzt waren solche Fortschritte immer auch Chancen.» Es sind nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch die Möglichkeit zu einer Rückkehr zur Natur.