Moderna – In der Schweiz hergestellter Covid-19-Impfstoff
Der Covid-19-Impfstoff von Moderna war weltweit als einer der ersten verfügbar. Alle nach Europa gelieferten Impfdosen werden von einer Schweizer Firma produziert: Lonza. Wir erklären, was dahintersteckt.
Seit über einem Jahr leidet die Welt unter der Covid-19-Pandemie. Zu deren Bewältigung haben mehrere Unternehmen Impfstoffe entwickelt, mit dem Ziel, die Bevölkerung zu immunisieren. Die von Stéphane Bancel gegründete amerikanische Firma Moderna gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Während seiner Teilnahme am WEF in Davos im Januar 2020 erkannte der 48-jährige Franzose das Ausmass der bevorstehenden Gesundheitskrise. Er beschloss, sein Unternehmen, das er 2010 als Start-up gegründet hatte und das vor der Krise noch keine Handelsgesellschaft war, in zwei Bereiche zu teilen. Der erste führt die Produktion der bestehenden Produkte fort und der zweite konzentriert sich auf die Erforschung eines Impfstoffs. Ziel war es, vor Ende 2020 eine Zulassung durch die zuständigen internationalen Behörden zu erhalten. «Als die chinesischen Behörden am 13. Januar 2020 die Virussequenz öffentlich zugänglich machten, begannen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Moderna mit der Erforschung eines Impfstoffs gegen Covid-19», sagt Dan Staner, Vizepräsident von Moderna. «Nach 63 Tagen Forschung hatten unsere Mitarbeitenden die Gensequenz entschlüsselt und begannen mit Tests am Menschen. Innerhalb von weniger als einem Jahr haben wir einen Impfstoff entwickelt, der heute in über 30 Ländern zugelassen ist.»
Messenger-RNA
Moderna verwendet für die Herstellung seines Serums die mRNA-Technologie (Messenger- oder Boten-RNA). Das in den Körper injizierte Molekül trägt eine genetische Information. «Herkömmliche Impfstoffe bestehen aus abgeschwächten oder toten Viren. Mit der Impfung wird der menschliche Körper trainiert, sich zu wehren und eine Immunität aufzubauen, so dass die Substanz ungefährlich wird», erklärt Dan Staner, der auch Europachef von Moderna ist.
Die Messenger-RNA liefert dem Körper die Bauanleitung für die Herstellung eines spezifischen Proteins (Spike), das die Abwehrreaktion auslöst.
Die mRNA übermittelt die entscheidenden Informationen über die Schwachstellen des Virus an unser Immunsystem. Dieses erkennt die Informationen, bildet Antikörper und ist für den Fall einer Infektion darauf vorbereitet, mit der entsprechenden Antikörper-Antwort zu reagieren. Die mRNA-Technologie hat sich innerhalb kürzester Zeit als wirksam erwiesen. Im März 2020, als die Konkurrenz nur vage Angaben zur Verfügbarkeit ihrer Impfstoffe machte, teilte Stéphane Bancel dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump mit, dass der Moderna-Impfstoff Ende des Jahres erhältlich sein werde. «Unsere Spezialistinnen und Spezialisten arbeiten seit über zehn Jahren an der mRNA-Technologie. Die Grundlagenarbeit war also bereits gemacht. Das erklärt auch, warum unser Impfstoff so schnell verfügbar war», sagt Dan Staner. Im Dezember 2020 haben die USA als erstes Land den Moderna-Impfstoff gekauft und anschliessend mit der Impfung der Bevölkerung begonnen. In der Schweiz wurde er am 12. Januar 2021 zugelassen.
Schweizer Produktion
Die für die USA bestimmten Moderna-Impfdosen werden in den USA produziert, die für Europa bestimmten Chargen stellt die Firma Lonza in der Schweiz her. Das Lonza-Werk im Oberwallis ist für seine Kompetenz im Chemie- und Pharmasektor international bekannt und produziert insbesondere Medikamente zur Behandlung von Leukämie. Weil Moderna in Europa über keinen Betrieb für die industrielle Impfstoffproduktion verfügt, ging das Unternehmen im Mai 2020 eine zehnjährige Partnerschaft mit Lonza ein. «Lonza gehört zu den weltweit führenden Unternehmen bei der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen. Das Schweizer Unternehmen vereint technologische Innovation, globale Produktion und Fachwissen. Es ist deshalb der ideale Partner für unseren Markt», schwärmt Dan Staner. Dank der seit 1909 in Visp ansässigen Lonza ist das Wallis nach Basel der zweitwichtigste Kanton auf dem Gebiet der Biotechnologie. «Lonza ist nicht nur ein spannendes Biotech-Projekt per se, sondern ein Projekt für die ganze Region. Der Ausbau unseres Werks schafft Arbeitsplätze, und unter unseren Mitarbeitenden zählen wir bereits mehr als 64 Nationalitäten», berichtet Renzo Cicillini, Standortleiter Lonza Visp. Das Walliser Unternehmen war erfolgreich in der Chemiebranche unterwegs und wandte sich 2017 mit dem Bau eines neuen Campus auf seinem Gelände der Biotechnologie zu. «Unser Ibex-Campus ist ein Biotechnologie-Park», erklärt Renzo Cicillini.
Mit unserer Technologie und unserem Know-how sind wir in der Lage, neue Produkte zu entwickeln. Im Falle des Moderna-Vakzins durchlief die Wirkstoffproduktion zuerst eine klinische Phase mit kleinen Mengen.
Nach nicht einmal einem Jahr wurden im Wallis drei Produktionslinien installiert, mit denen 200 Mitarbeitende pro Tag 800’000 Impfdosen herstellen. «Es war uns wichtig zu zeigen, dass wir fähig sind, Lösungen zu bieten. Lonza war bereits vorher weltweit bekannt, aber der Kampf gegen das Coronavirus brachte uns tatsächlich einen gewissen Erfolg und stärkte unsere internationale Reputation», sagt Renzo Cicillini. Bei voller Auslastung können die drei Produktionslinien in Visp 300 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs pro Jahr herstellen.
Vielversprechende Technologie
Wenn sich die mRNA-Technologie bei der Bekämpfung der aktuellen Covid-19-Pandemie bewährt, könnte sie in Zukunft auch bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommen. «Aktuell verwenden unsere Teams die mRNA-Technologie für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen zur Behandlung von Infektionskrankheiten, seltenen Krankheiten, Herzkreislaufkrankheiten, Autoimmunkrankheiten und für immunonkologische Therapien», verrät Dan Staner. «24 mRNA-Anwendungen befinden sich in der Entwicklung, darunter 13 Impfstoffe in der klinischen Phase.» Das sind positive und ermutigende Neuigkeiten.