Schweizer Drohnen im Aufwind – begehrt an Events

Schweizer Drohnen im Aufwind – begehrt an Events

Mit rund zwei Dutzend grösseren Unternehmen gehört die Schweiz bei der Entwicklung von Drohnen zu den Branchenführern. Die Technologie revolutioniert Wirtschaft, Raumfahrt, Telekommunikation und seit vier Jahren auch Events.

Drohnenschwärme tanzen unter der Zeltkuppel des Circus Knie, schweben um die Luftakrobaten des Cirque du Soleil und begleiten die Bühnenshow der US-Band Metallica. Wer Drohnen im Einsatz sieht, ist immer aufs Neue beeindruckt, wie sie die Grenzen zwischen Technik und Kunst verschwinden lassen. Seit 2014 sind Drohnen auf der Bühne im Einsatz und werden immer öfter auch bei Grossevents gebraucht. Wie eine Tanztruppe präsentieren die Mini-Flugobjekte eine einstudierte Choreografie. Dank Sendern im gesamten Veranstaltungsraum können sie völlig autonom ihr vorprogrammiertes Ballett aufführen. 

Held der Lüfte

Diese neuartigen Künstler-Roboter hat sich Raffaello D’Andrea ausgedacht. Der fünfzigjährige Italo-Schweizer ist Professor für Dynamische Systeme und Regelungstechnik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Seit 2014 – und einer ersten Performance mit dem Cirque du Soleil – ist er auf die Choreografie von Drohnen spezialisiert. Das amerikanische Magazin Wired verlieh ihm den schmeichelhaften Titel «Master of Drones». Raffaello D’Andrea macht kein Geheimnis daraus: tanzen, spielen und fliegen lassen ist seine wahre Leidenschaft. Seine Drohnen bieten ein Spektakel, spielen Pingpong miteinander, verweben Seile in der Luft, bauen Gebäude und tanzen ein anmutiges Ballett mit Künstlern aus Fleisch und Blut.

Schweizer Drohnen im Aufwind – begehrt an Events

Drohnen-Dompteur

Raffaello D'Andrea ist in Friaul, Italien, geboren und wanderte früh nach Ontario, Kanada, aus. Schon als Kind begeisterte er sich für Physik und erprobte die Gesetze der Aerodynamik, indem er mit einem Sonnenschirm vom Dach des Elternhauses sprang. Später zog er an die Westküste der USA, um am California Institute of Technology (CalTech) zu studieren. Schliesslich wurde er Professor für Robotik an der renommierten Cornell University in New York. Seine Zähmung der Drohnen begann Raffaello D’Andrea mit der Gründung der Firma Kiva Systems im Jahre 2003.

Schweizer Erfolg für Amazon

Sagten Ihnen Kiva Systems nichts? Dabei hat dieses Unternehmen die Lieferdrohnen von Amazon entwickelt (siehe Video). 2012 kaufte der amerikanische Online-Handelsriese die Technologie für 775 Millionen US-Dollar. Raffaello D’Andrea gilt als Pionier der Robotik, aber auch als Unternehmensgründer, der mit seinen Drohnen neue Sphären erobern will. Um die Jahrtausendwende kam er zurück in die Schweiz, wo er eine Professur an der ETH Zürich antrat und die Firma Verity Studios gründete. Das boomende Start-up ist auf die Entwicklung agiler Drohnen spezialisiert. Die fliegenden Roboter wiegen 45 Gramm, haben Handflächengrösse und sind in der Lage, im Schwarm vorprogrammierte Choreografien in der Luft auszuführen (siehe Video).

Neue Sphären erobern

Bisher wurde die Drohnen-Technologie vom Militär zu Aufklärungszwecken verwendet. Raffaello D’Andrea hingegen will die Menschen unterhalten. 2014 beauftragte ihn der Cirque du Soleil für sein Bühnenprogramm Paramour am Broadway. Die Herausforderung bestand darin, ein Drohnenballett zu entwerfen, das um die Akrobatinnen und Akrobaten wirbelte. Danach engagierte ihn das amerikanische Basketballteam Knicks, die Heavy-Metal-Band Metallica (Video) und der Circus Knie, um nur einige zu nennen. Innert weniger als einem Jahrzehnt eroberten dank Verity Studios intelligente Drohnen die Bühnen dieser Welt.

Schweizer Drohnen im Aufwind – begehrt an Events

 

Raffaello D’Andrea ist die treibende Kraft in der Schweizer Drohnenbranche, die sich in vollem Aufschwung befindet. Am 23. März 2017 gaben Verity Studios und OpenStratosphere (ETHL), ein auf stratosphärische Drohnen spezialisiertes Unternehmen, die Gründung der Schweizerischen Vereinigung der Drohnenbranche bekannt (Drone Industry Association Switzerland). Dieser global ausgerichteten Vereinigung gehören bereits mehr als 13 Unternehmen aus dem In- und Ausland an, darunter AgroFly, Auterion, Drone Harmony, Fixposition, H55, senseFly, SkyAware, Skypull, Sunflower Labs, Wingtra und Yuneec. Fünfzig weitere haben sich um eine Mitgliedschaft beworben.

Die Schweiz: Pionierin in der Drohnenbranche

Die Vereinigung will die Schweizer Unternehmen der Branche vertreten und ihre Interessen verteidigen. Schätzungen zufolge hat die Drohnenbranche in der Schweiz bisher über 500 Stellen geschaffen. Sie zieht Investitionskapital an und fördert die Exporte. Im Bereich der kommerziellen Drohnen, zu denen auch jene von Raffaello D’Andrea zählen, sind in der Schweiz doppelt so viele Unternehmen tätig wie in Israel, das eigentlich bei dieser Technologie führend ist.

Zu diesem Erfolg trägt unter anderem die pragmatische Gesetzgebung hierzulande bei. Tatsächlich führen die Branchenvertreter seit Monaten Gespräche mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Auch mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) fanden Treffen statt. Bei diesem Austausch geht es darum, Regeln zu erarbeiten für eine neue Kategorie von Luftfahrzeugen, die in neue Sphären vordringen. Dieser Ansatz lockt Unternehmen aus dem Silicon Valley an und findet Nacheiferer in der Europäischen Union.

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Das Schweizer Drone Valley präsentiert sich in Paris

Das noch junge Schweizer Drone Valley positioniert unser Land als Leaderin einer innovativen Branche. So wurde die Schweiz an die Fachmesse VivaTech eingeladen. Diese Messe für Start-ups und Innovation findet vom 24. bis 26. Mai 2018 in Paris statt. Wie jedes Jahr treffen sich dort Innovatorinnen und Innovatoren aus der ganzen Welt. Mit Raffaello D’Andrea wird auch die Schweiz prominent vertreten sein.