Jährlich werden allein in den Schweizer Rheinhäfen 6 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. © Patrik Walde

Volle Kraft voraus dank Schweizer Batterien

Gehen wir an Bord von Ellen, der grössten vollelektrischen Fähre der Welt. Ohne Lärm oder den Geruch von Benzin oder Abgasen setzt Ellen an das andere Ufer über. Die Fähre, die ohne ein Gramm Schweröl betrieben wird, hat den Grundstein für elektrische Antriebssysteme für Schiffe gelegt. Die Elektrifizierung zu Wasser gewinnt zunehmend an Bedeutung und leistet einen wichtigen Beitrag zur emissionsfreien Mobilität. Auch Schweizer Unternehmen haben die Nase vorn bei innovativen Lösungen, so zum Beispiel das Schweizer Unternehmen Leclanché.

In ihrem Heimathafen auf der dänischen Insel Ærø nimmt Ellen ihre Passagiere an Bord. Währenddessen laden sich die Batterien der bisher kraftvollsten elektrisch betriebenen Fähre in 30–60 Minuten mit einer Rekordleistung von 4,4 Megawatt auf. Das knapp 60 Meter lange und 750 Tonnen schwere Schiff hat derzeit eine der grössten in einem Schiff verbauten Kapazität an Batterien.  

Ellen

Ellen verbindet seit dem Sommer 2019 die zwei dänischen Inseln Søby und Fynshav. Eine Strecke, die das Schiff fünfmal pro Tag mit bis zu 200 Personen und bis zu 40 Fahrzeugen an Bord zurücklegt. Das Schiff kann eine Strecke von 41 Kilometern bewältigen und hat somit eine Reichweite, die aktuell siebenmal höher ist als bei anderen elektrischen Fähren. Die Länge der Fahrt spielt bei der Wahl des benutzten Kraftstoffes eine entscheidende Rolle. Je länger die Strecke wird, desto nutzbarer wird die eingesetzte Technologie.

Die Batterien der vollelektrischen Fähre Ellen werden in etwa 30–60 Minuten aufgeladen.
Die Batterien der vollelektrischen Fähre Ellen werden in etwa 30–60 Minuten aufgeladen.

Ein Schweizer Unternehmen sticht in See 

Ellen garantiert dank den nahezu geräuschlosen Motoren und den 56 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien eine ruhige Überfahrt. Das Schweizer Unternehmen Leclanché ist am Erfolg dieses grössten ausschliesslich durch Elektrizität betriebenen Schiffes beteiligt. Es ist weltweit eines der führenden Unternehmen in der Herstellung von Energiespeichersystemen und rüstet weltweit eine Vielzahl von Infrastrukturen und Fahrzeugen mit Batterien aus, darunter auch die Fähre Ellen. Leclanché ist auf die Produktion von Lithium-Ionen-Zellen spezialisiert, die vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien eingesetzt werden. Bei der Fähre wurden Innovationen bezüglich der Sicherheit eingeführt, insbesondere um Brände wegen überhitzten Batterien zu verhindern. Falls die Temperatur in den Batterien steigen sollte, dann würden diese automatisch durch das Einspritzen von Schaum gekühlt. An Bord gibt es keinen Notfall-Dieselgenerator. Es wird jederzeit eine bestimmte Menge an Energie in jedem Batterieraum gespeichert. Falls ein Batterieraum ausgeschaltet werden müsste, dann könnte die Energie aus einem anderen Raum genutzt werden, um das Schiff sicher in den Hafen zu bringen. Effektiv wird kein Schweröl für den Betrieb des Schiffes genutzt. Somit ebnet Ellen den Weg für eine nachhaltige Umrüstung der Schiffe.

Leclanché ist ein weltweit führendes Unternehmen für Energiespeichersysteme.
Leclanché ist ein weltweit führendes Unternehmen für Energiespeichersysteme.

Im Zeichen der Elektromobilität

Die Transportbranche steht vor der grossen Herausforderung, umweltfreundliche Technologien zur Reduzierung von Schadstoffen zu entwickeln – sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. 
In Sachen Güterverkehr entfallen allein im europäischen Wirtschaftsraum 13 Prozent der CO2-Emissionen auf den Transport per Schiff. Europäische Unternehmen und Verbraucher sind stark von Gütern abhängig, die aus der übrigen Welt importiert werden. Die kostengünstigste Möglichkeit, Güter um die ganze Welt zu transportieren, bleibt die Schifffahrt. Fast 90 Prozent des externen Frachtverkehrs der EU werden auf dem Seeweg abgewickelt. Gemäss der Europäischen Umweltagentur werden durch den Seetransport schätzungsweise 1 Milliarde Tonnen CO2 pro Jahr emittiert. Es sei eine Zunahme der Treibhausgas-emissionen durch die globale Schifffahrt von bis zu 250 Prozent zu erwarten, falls keine Massnahmen ergriffen werden, so die Internationale Seeschifffahrts-Organisation. 

Auch die Zukunft des motorisierten Personenverkehrs begrenzt sich nicht nur auf elektrisch betriebene Autos, Züge und Trams, denn auch in der Schifffahrt bahnt sich eine Revolution der Elektromobilität an. Auch wenn der Personenverkehr per Schiff nur einen geringen Teil der CO2-Emissionen in der Schifffahrt ausmacht, so sind Beispiele wie Ellen zukunftsweisend. Ellen soll jährlich rund 2000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid einsparen. Im Vergleich zum globalen Ausstoss von Treibhausgasen ist dies ein kleiner, aber dennoch wichtiger Schritt in Richtung umweltfreundlicher Schiffsverkehr.