ACE expedition

Wie die Schweiz die Polarforschung fördert

Das Swiss Polar Institute (SPI) ist typisch für den Bottom-up-Ansatz in der Schweizer Forschung. Es geht auf die Initiative leidenschaftlich engagierter Persönlichkeiten zurück, die an Schweizer Forschungsinstituten tätig sind. Diese Art von Initiativen wird von der Schweizer Regierung gerne unterstützt.

Das SPI ist ein gutes Beispiel für die zahlreichen Forschungsplattformen, die von Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gegründet und geleitet werden und hochrangige Forschungsressourcen aus der ganzen Welt zusammenführen, um den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erweitern.

Die Schweiz - eine Polarnation?

Als Binnenland im Herzen Europas ist die Schweiz Tausende von Kilometern von den Polen entfernt. Wer aber denkt, Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden kaum zu den weltweit führenden Polarforschenden zählen, täuscht sich. Gletscher, Eis und Schnee haben in der Schweiz die Landschaft wie auch die Menschen geprägt und dazu geführt, dass sich hier eine exzellente Höhenforschung entwickeln konnte. Die Forschung über Regionen in grossen Höhen und über Regionen in hohen Breitengraden ist gegenseitig befruchtend. So weist die Schweizer Höhenforschung in ihren Merkmalen und Anwendungen grosse Ähnlichkeiten mit der Polarforschung auf.

Infographik ACE

Pinguin

Die Schweiz hat mehr zu bieten als Schokolade…

Die Schweiz zeichnet sich nicht nur durch Käse, Banken, Berge, Uhren und Schokolade aus. Eine der zu Unrecht weniger bekannten Schweizer Eigenschaften ist der ausgeprägte Pioniergeist. So wurde die Idee von Solar Impulse – dem ersten Solarflugzeug, das die Welt ohne einen Tropfen fossilen Treibstoffs umrundete – in der Schweiz geboren. Und auch der 2016 eingeweihte Gotthard Basistunnel – der mit 57,1 Kilometern längste Eisenbahntunnel der Welt – verkörpert die Innovationskraft des Landes.

Die Schweiz steht sowohl im Global Competitiveness Report 2015–16 als auch im Global Innovation Index 2015 auf Platz eins. Paradoxerweise verfügt die Schweizer Regierung über keine explizite Innovationsstrategie. Vielleicht ist es aber gerade das Fehlen von Top-down-Interventionen, das der äusserst innovativen Schweizer Forschungsgemeinschaft Antrieb verleiht.

Aletschgletscher
Aletschgletscher © EDA, Präsenz Schweiz

Die staatliche Forschungsförderungspolitik der Schweiz stellt es den Institutionen frei, aufgrund ihrer Kompetenzen und Stärken zu entscheiden, welche Art von Forschung sie betreiben wollen. Der Staat ist bestrebt, günstige Voraussetzungen für die wissenschaftliche Forschung zu schaffen und den Wettbewerb zwischen Instituten und Unternehmen zu fördern. Die Attraktivität der Schweiz beruht hauptsächlich auf der Qualität ihrer Forschungsinfrastruktur, der wissenschaftlichen Freiheit, der Unabhängigkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und einer offenen Forschungskultur.

Dieser Pioniergeist und die Innovationskraft bilden die Basis für die Spitzenleistungen der schweizerischen Polarforschung.

Schweizer Spitzenleistungen in der Polarforschung

Das Binnenland Schweiz begann im 19. Jahrhundert die Pole zu erforschen. Seither haben sich Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv an multinationalen Kooperationen und internationalen Wissenschaftsprogrammen beteiligt und auf dem Gebiet der Polarforschung eine weltweite Führungsposition erlangt.

Im Jahr 1912 leitete der Schweizer Meteorologe und Polarforscher Alfred de Quervain ein Forscherteam, das erstmals das Inlandeis Grönlands von Westen nach Osten überquerte.

Der Mertz-Gletscher in der östlichen Antarktis – einer der Expeditionsstopps der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE) – ist nach dem Schweizer Forscher Xavier Mertz benannt.

1990 gründete die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft zusammen mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich die Forschungsstation «Swiss Camp» in Westgrönland.

Swiss Camp
Forschungsstation «Swiss Camp» in Westgrönland © Konrad Steffen

Internationale Forschungstätigkeit

Die Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE) zur Umrundung der Antarktis ist das erste Projekt des Swiss Polar Institute. Ihr Ziel: die Erdpole besser verstehen und die Zusammenarbeit in der Polarforschung fördern. Die Schweiz ist eine überzeugte Befürworterin dieser Art von Initiativen.

Die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit und der Informationsaustausch bilden die Grundlage für die Gouvernanz der Antarktis. Denn bei der Ausgestaltung der Politik und von Rechtsvorschriften auf nationaler wie auf internationaler Ebene sind wissenschaftliche Fakten oft von fundamentaler Bedeutung.

Schweizer Engagement für die Antarktis

Das Antarktische Vertragssystem trat 1961 in Kraft. Es regelt die internationalen Beziehungen in Bezug auf die Antarktis – den einzigen Kontinent der Erde ohne autochthone Bevölkerung. Der Antarktisvertrag legt fest, dass die Antarktis der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten bleibt. Er verankert die Forschungsfreiheit und verbietet militärische Aktivitäten auf dem Kontinent. Der Antarktis-Vertrag hat heute 53 Mitgliedstaaten; die Schweiz trat ihm 1990 bei.

Der Antarktisvertrag schreibt vor, dass die Antarktis ausschliesslich friedlich genutzt werden darf. Damit bleibt ein ganzer Kontinent der wissenschaftlichen Forschung und der internationalen Zusammenarbeit vorbehalten. Ergebnisse aus der Antarktisforschung müssen ausgetauscht und allgemein verfügbar gemacht werden. Das erste Projekt des Swiss Polar Institute bestärkt und unterstützt diese Bestrebungen.

Pinguin
Pinguin © Abplanalp Balz

Das Engagement der Schweiz in den Polarregionen ist Bestandteil ihrer aussenpolitischen Ziele: Die Schweizer Wissenschaftsdiplomatie bemüht sich, Türen für unsere Forschenden im Ausland zu öffnen, zur weltweiten Förderung von Schweizer Spitzenleistungen in Forschung und Innovation beizutragen und neue Programme für die weltweite wissenschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen.

Sowohl der Antarktisvertrag als auch der Arktische Rat verkörpern Ziele, die auch die Schweizer Aussenpolitik teilt: einen aktiven Beitrag zu Stabilität und Frieden in der Welt zu leisten.

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