Tinguely Museum

Vier ungewöhnliche Schweizer Museen, die Sie vielleicht noch nicht kennen

Mit über 1110 Museen, die sämtliche Bereiche von Kunst über Wissenschaft bis Geschichte abdecken, hat das Museumsland Schweiz viel zu bieten. Kein Wunder sind die Schweizer Museen auch im Ausland bekannt. Und doch fallen uns meist nur die üblichen Verdächtigen ein, wenn wir nach Schweizer Museumserlebnissen gefragt werden. In dieser Swiss Story nehmen wir Sie mit in vier ungewöhnliche Museen, die Sie vielleicht noch nicht kennen. Erleben Sie die Schweiz von einer unerwarteten Seite!

Es gibt nichts Besseres, als in den Mikrokosmos des Wissens und der Inspiration eines Museums einzutauchen. So sehen das zumindest die Schweizerinnen und Schweizer, die Museen lieben. Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) besuchen über 70% der Schweizer Bevölkerung Museen, die damit zu den meistbesuchten Kultureinrichtungen der Schweiz gehören.
Die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher konzentriert sich jedoch auf nur 5% der über 1110 Museen in der Schweiz. Viele Museen und ihre Geschichten über die Schweiz und ihre Bevölkerung sind also kaum bekannt. In dieser Swiss Story zeigen wir Ihnen die Vielfalt der Schweizer Museumslandschaft anhand von vier Beispielen, die die Besucherinnen und Besucher mit einem speziellen Fokus überraschen und ein einzigartiges Erlebnis bieten.

JiriMatejicek, CC BY-SA 3.0 https__creativecommons.org_licenses_by-sa_3.0, via Wikimedia Commons

Tinguely Museum, Basel

 

Nicht anfassen!

Wir alle kennen diese Museumsregel und haben sie tief verinnerlicht. Höchste Zeit, einen anderen Ansatz kennenzulernen, und zwar im Tinguely Museum in Basel. Hier können Kunstneulinge ihre Vorstellung eines Kunstmuseums revidieren.

Im Tinguely Museum erwarten die Besucherin und den Besucher keine museale Stille und keine düsteren und zarten Kunstobjekte. Schon im Eingang ist das Summen und Klirren der monumentalen kinetischen Kunstwerke zu hören. Einige werden auf Knopfdruck lebendig und überzeugen auch den letzten Kunstskeptiker, dass hier kein herkömmliches Museumserlebnis geboten wird. Dies ist ganz im Sinne des Namensgebers des Museums, dessen bedeutendste Sammlung hier untergebracht ist. 

Artwork exhibited at the Museum Tinguely
Tinguely Museum
© Basel Tourismus

 

Der zu seiner Zeit als unkonventionell geltende Schweizer Künstler Jean Tinguely (1925–1991) war ein Bildhauer und Pionier kinetischer Kunst, der sich mit verschiedenen avantgardistischen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts auseinandersetzte und die Gesellschaft und ihre Technikbesessenheit satirisch darstellte. Ironischerweise wurde er gerade für seine beweglichen Maschinenskulpturen berühmt, die in starkem Kontrast zur statischen Kunst stehen, die den damaligen (und heutigen) Menschen vertraut war.

HR Giger Museum, Gruyères

Aliens bringt man normalerweise nicht mit der Schweiz in Verbindung.
Noch weniger erwartet man Aliens, fantastische Landschaften und alptraumhafte Visionen in einem Schweizer Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Genau das findet man jedoch im HR Giger Museum im mittelalterlichen Städtchen Gruyères. Das Museum ist dem bekannten Schweizer Airbrush-Künstler und Bildhauer H.R. Giger (1940–2014) gewidmet. Dieser entwickelte eine aussergewöhnliche, oft düstere und futuristisch anmutende biomechanische Bildsprache. Mit seinem unverwechselbaren Stil beflügelte Giger die Fantasie und eroberte die Herzen von Oscar-Jurys und Sci-Fi-Fans auf der ganzen Welt, als er für Kultfilme wie «Alien» von Ridley Scott oder «Species» von Roger Donaldson visuelle Effekte, Kreaturen und alptraumhafte Landschaften schuf.

Museum bar: a place as original as the museum
die Museumsbar
© Xxlstier, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

 

Das Museum, das die weltweit grösste Sammlung von Gigers Werken beherbergt, zeigt neben solchen Beiträgen zur Popkultur auch andere Plastiken, futuristische Landschaftsbilder und Special-Effects-Kreationen. Das von Giger selbst entworfene und kuratierte Museum geht aber noch einen Schritt weiter: Die aufwendig gestaltete Ausstellung in einem filmsetähnlichen Dekor und die angrenzende, ebenso berühmte HR Giger Bar vermitteln den Besucherinnen und Besuchern das Gefühl, durch eine Art Alien-Bauch in die fantastische Welt Gigers einzutauchen.

WOW Museum – Zurich

Wenn Sie verblüffende und lustige Sinnestäuschungen suchen, dann sind Sie im WOW Museum im Herzen von Zürich am richtigen Ort. Hier ist nichts, wie es scheint. Es gibt kein Richtig oder Falsch, und schnell wird deutlich, dass jeder Mensch die Dinge anders sieht.

One of the interesting rooms to visit
Einer der interessanten Räume, die man besichtigen kann
© WOW Museum

 

Das 400 Quadratmeter grosse Museum ist ein dynamischer Ort, der schon am Eingang Farbe (oder vielmehr Farben) bekennt. Die glitzernden Sterne, die langen, überwältigenden Gänge und die grossen Räume mit fluoreszierenden Säulen werden auch Ihre Sehzellen kitzeln.

Das ungewöhnliche Museum wurde vom Ehepaar Kammermann zusammen mit der Agentur Aroma konzipiert. Ihre Vision war es, einen Kulturtreffpunkt für Jung und Alt zu schaffen – für die Zürcher Bevölkerung, aber auch für Touristinnen und Touristen aus aller Welt.

Im Museum können Sie sich an vier Fotostationen fotografieren lassen, aber Sie werden schnell feststellen, dass sich das gesamte Museumsgelände besonders gut für Fotos eignet.

Schloss Arenenberg - Thurgau

Die Schweiz, ein Hort von Kaisern? Ein bisschen schon, aber das ist eine lange Geschichte. Diese Geschichte wird im thurgauischen Schloss Arenenberg, dem einzigen deutschsprachigen Museum zur napoleonischen Geschichte, erzählt. 
In diesem Schloss (und heutigen Museum) wohnte einst der französische Kaiser Napoleon III. (1808–1873).

The magnificent castle that houses the museum
Das prächtige Schloss, in dem das Museum untergebracht ist
© Arenenber Castle

 

Doch von Anfang an: Napoleon III., mit bürgerlichem Namen Louis-Napoleon Bonaparte, wurde in Paris geboren, als sein berüchtigter Onkel Napoleon Bonaparte Kaiser von Frankreich war. Als dieser 1815 verbannt wurde, musste auch der Rest der kaiserlichen Familie das Land verlassen. Napoleon III. verschlug es nach Schloss Arenenberg. Louis-Napoleon wuchs mit Schweizer Dorfkindern auf, meldete sich freiwillig zur Schweizer Armee, wurde Berner Artilleriehauptmann, erhielt das Schweizer Ehrenbürgerrecht und freundete sich mit wichtigen Schweizer Persönlichkeiten an, die ihn als Kaiser von Frankreich massgeblich beeinflussten. Lernen Sie dieses ungewöhnliche Stück Schweizer Geschichte in den noch immer original eingerichteten üppigen Räumlichkeiten des Schlosses mit seinem prächtigen Park kennen.

 

Damit beenden wir unsere Reise in vier Schweizer Museen (die Sie vielleicht noch nicht kennen). Ob die Verheissung ultramoderner Fantasiewelten oder die Intrigen und Widrigkeiten der Geschichte Ihre Neugier geweckt haben, diese vier Museen sind nur eine kleine Auswahl des Schweizer Museumsangebots mit seinen vielen Geschichten über die und aus der Schweiz.

 

Cover image : Tinguely Museum © Basel Tourismus