Durch Kunst spricht die italienische Schweiz auch in Paris
Anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo» 2022 hat sich die Schweizer Botschaft in Paris auf die Suche nach Werken von Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart und früherer Epochen aus der italienischen Schweiz gemacht. Auf der langen Liste steht weit oben ein Bündner Künstler, der in einem 24 Quadratmeter grossen Atelier im Quartier du Montparnasse weltberühmte Kunstwerke geschaffen hat. Die Rede ist von Alberto Giacometti, der nicht der einzige Vertreter der italienischen Schweiz ist, der in Frankreich seine Spuren hinterlassen hat. Ein Rundgang der anderen Art durch die «Ville Lumière», der interessante Einblicke -in die italienische Schweiz und weitere Entdeckungen bereithält.
Ein Spaziergang durch die Strassen von Paris hält auch viel Wissenswertes über die Schweiz bereit. Gemäss der Redensart «zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen» kann man hier durchaus zwei Dinge gleichzeitig entdecken. Wenn Sie in Montparnasse sind – oder nach einem Grund suchen, wieder einmal in die französische Hauptstadt zu reisen –, dann sind Sie hier richtig, um auf den Spuren des Malers und Bildhauers Alberto Giacometti zu wandeln. Dieser fand in Paris einen idealen Ort, um sich künstlerisch zu entfalten. Wer über Alberto Giacometti spricht, muss auch seine ursprüngliche Heimat im Bergell erwähnen. Das Val Bregaglia ist eines der vier italienischsprachigen Täler des Kantons Graubünden, die zusammen mit dem Kanton Tessin die italienische Schweiz bilden. Von den Bergen in die Metropole, von der Schweiz nach Frankreich: Die Reise kann beginnen! Der Schweizer Botschafter in Frankreich, Roberto Balzaretti, nimmt uns mit zu einem Besuch ins Pariser Atelier des Bergeller Künstlers.
Titelbild: © Succession Alberto Giacometti / 2022, ProLitteris, Zurich
Vom Bergell nach Paris
Alberto Giacometti ist weltweit vor allem für seine lang gestreckten Bronzeskulpturen bekannt, von denen eine den Titel «Der schreitende Mann» trägt. Anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo» besuchte der Schweizer Botschafter Roberto Balzaretti das Institut Giacometti, das erste Museum, das seit 2018 dem Leben und Schaffen des Künstlers gewidmet ist und von der gleichnamigen Stiftung verwaltet wird. Alberto Giacometti wurde in Stampa geboren und zog 1922 nach Paris.
Obwohl er oft ins Bergell zurückkehrte, wurde Paris zu seiner zweiten Heimat, so dass Giacometti, wenn er von ‹meiner Heimat› sprach, die ‹Ville Lumière› meinte.
Botschafter Roberto Balzaretti
In seinem kleinen Atelier im Künstlerviertel Montparnasse lebte und arbeitete Alberto Giacometti 40 Jahre lang. Der Schweizer Fotograf Ernst Scheidegger besuchte das Atelier 1948 und beschrieb es in einem seiner Bücher als ungemütlich, «aber jeder Gegenstand, jedes Stück Mauer trug die Spuren seiner Arbeit». Das Atelier wurde vom Institut Giacometti rekonstruiert und kann heute besichtigt werden.
Im Bergeller Stampa nicht weit vom Museum Ciäsa Granda, in dem auch Werke des Künstlers zu sehen sind, befindet sich ein weiteres Atelier, das mit der Familie Giacometti verbunden ist. Alberto Giacomettis Vater Giovanni war Maler und studierte von 1888 bis 1891 in Paris. 1906 richtete er in einem kleinen Stall im Dorfzentrum von Stampa ein Atelier ein, das später auch von seinen Söhnen genutzt wurde.
Wir verlassen nun Montparnasse und Stampa und reisen in andere Regionen Frankreichs ... mit dem Fahrrad.
Zeitgenössische Künstler aus dem Tessin
Unsere Tour geht mit dem Fahrrad weiter. «En route avec la Suisse» heisst eine Initiative der Schweizer Botschaft in Frankreich. Zwischen März 2022 und Oktober 2023 fährt der Schweizer Botschafter Roberto Balzaretti in Etappen mit dem Fahrrad durch ganz Frankreich. Sein Ziel: die Regionen und Gemeinden kennenlernen, die die französisch-schweizerischen Beziehungen tagtäglich mit Leben erfüllen. Während der ersten Etappen stiess der Botschafter auf Bauten des berühmten Tessiner Architekten aus Mendrisio Mario Botta, der mit seinen Werken auch in den USA und in China vertreten ist.
Folgende Bauwerke Bottas kann man in Frankreich bestaunen: Nach der Reise durch die Regionen Auvergne-Rhône-Alpes und Nouvelle-Aquitaine gelangt man zum «Maison du livre, de l'image et du son» in Villeurbanne und zum Weingut Château Faugères in Saint-Etienne-de-Lisse, dessen Keller als «Kathedrale des Weins» bezeichnet wird. In Évry gibt es die Auferstehungskathedrale des Heiligen Korbinian zu bewundern, welche die unverkennbare Handschrift des Schweizer Architekten trägt.
Projekte wie dieses erlauben es, das Gastland besser kennenzulernen, sind aber auch eine Reise in die mehrsprachige Schweiz, denn überall in Frankreich begegnet man Werken von Kunstschaffenden aus der italienischen Schweiz.
Botschafter Balzaretti
Zum Abschluss unserer Rundreise kehren wir in die Hauptstadt zurück, zu einem zeitgenössischen Künstler aus Locarno. Sein Name ist Felice Varini, der seit über 40 Jahren in Frankreich lebt. Seine Kunst findet meist im Freien statt, mit Werken, die sich in die Umgebung einfügen. Die bekanntesten unter ihnen sind: 5 Open Ellipses (2009), Nine dancing triangles (2012) und Concentric, eccentric (2018). Eine Reise durch Formen, Materialien und Farben.
Dies sind nur einige Beispiele des facettenreichen Schaffens von Künstlerinnen und Künstlern der italienischen Schweiz in Frankreich, die man zu Fuss oder, warum nicht, mit dem Fahrrad entdecken kann. Die Liste der Persönlichkeiten wird bis zur «Settimana della lingua italiana nel mondo» 2023
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