Grande Dixence

Einzigartige Schweizer Stauseen

Die Schweiz ist das Land mit der weltweit höchsten Staudamm-Dichte: Derzeit gibt es über 220 grosse Talsperren unter der Aufsicht des Bundes und rund tausend kleinere Stauanlagen unter kantonaler Aufsicht. Überraschend? Nicht wirklich: Dank ihrer gebirgigen Topografie und zahlreichen Fliessgewässer verfügt die Schweiz über ideale Voraussetzungen für die Wasserkraftnutzung.

Die Wasserkraft wurde schon vor über 5000 Jahren genutzt; sie gehört damit zu den ältesten Energiequellen der Welt. Der erste Staudamm in der Schweiz wurde im 19. Jahrhundert gebaut: Die Staumauer der Mageren Au im Kanton Freiburg ist die älteste betonierte Staumauer Europas. Sie diente dazu, die umliegenden Fabriken mit Strom und die Stadt Freiburg mit Trinkwasser zu versorgen.

In der Folge wurden viele weitere Staudämme gebaut, und noch zu Beginn der 1970er-Jahre stammten fast 90 Prozent der inländischen Stromproduktion aus Wasserkraft. Dieser Anteil nahm durch die Inbetriebnahme der schweizerischen Kernkraftwerke stark ab und liegt heute bei rund 55 Prozent.

Grande Dixence

Die höchste Gewichtsstaumauer der Welt: Grande-Dixence 

Die Talsperre von Grande-Dixence befindet sich im Val des Dix, im Kanton Wallis, und staut den gleichnamigen Fluss: die Dixence. Der Staudamm ist eine Gewichtsstaumauer, d. h. sie hält bereits mit ihrem Eigengewicht dem Wasserdruck stand

Die Grande-Dixence-Staumauer ersetzte 1961 die erste Dixence-Staumauer, die heute vom Lac des Dix überflutet ist. Sie ist bei niedrigem Wasserstand noch zu sehen.

1953 wurde mit dem Bau der heutigen Mauer begonnen. Die Bauarbeiten, an denen über 3000 Personen beteiligt waren, dauerten insgesamt 15 Jahre. Einer von ihnen, Jean-Luc Godard, der damals als Hilfsarbeiter tätig war, drehte einen Dokumentarfilm über die Betonierphase des Bauwerks: «Opération béton».

Grande Dixence
© Grande Dixence SA – essencedesign.com – www.dpicard.ch 

 

Dieser Damm bricht alle Rekorde: Er ist nicht nur der höchste in Europa, sondern auch der höchste der Welt in seiner Kategorie. 285 Meter! Das Wasser des Lac des Dix, das von 35 Gletschern über 75 Wasserfassungen und fünf Pumpstationen gespiesen wird, wird zu drei Kraftwerken geleitet, die zusammen Strom für 500 000 Haushalte produzieren. 

Der Wasserkraftkomplex Grande Dixence kann besichtigt werden. Die Anlage umfasst ein Hotel, ein Restaurant und eine Bar. Die Staumauerkrone ist zu Fuss oder mit der Luftseilbahn erreichbar. Wer den Nervenkitzel sucht, findet ihn auf der Seilrutsche auf beiden Seiten der Staumauer!

Der weltweit erste schwimmende Solarpark in alpiner Umgebung

Die Schweiz verfügt im Wallis über das weltweit erste schwimmende Solarkraftwerk im Gebirge! Die einzigartige Anlage wurde im Winter 2019 installiert: 2240 m2 doppelseitige Solarpaneele schwimmen wie ein Floss auf dem Lac des Toules, einem Stausee in 1810 Metern Höhe. 

Stausee Les Toules
© Romande Energie

 

Die Gegebenheiten im alpinen Kontext sind ideal für die Erschliessung nachhaltiger Energiequellen: Der schwimmende Solarpark auf dem Lac des Toules produziert bis zu 50 Prozent mehr Energie als eine vergleichbare Anlage im Mittelland. Die Gebirgskantone produzieren insgesamt 63 Prozent der Schweizer Wasserkraft.Das Solarkraftwerk gehört zu den Gewinnern des Watt d'Or 2021. Die einzigartige Anlage ist so erfolgreich, dass sich bereits andere Energieversorgungsunternehmen im In- und Ausland dafür interessieren. 

Auf einer Staumauer entsteht die grösste alpine Solaranlage der Schweiz

Ähnliche Überlegungen wie beim Lac des Toules stehen hinter einem weiteren Mega-Projekt: Das weltweit grösste Solarkraftwerk hat im Oktober 2021 die Stromproduktion aufgenommen! An der Muttsee-Staumauer, der höchstgelegenen Staumauer Europas, werden auf einer Fläche von eineinhalb Fussballfeldern rund 6000 Solarmodule installiert. Die Anlage wird 2022 ganz in Betrieb gehen. Das Gemeinschaftsprojekt AlpinSolar der Energiedienstleister Axpo und IWB wird im Sommer und Winter Strom liefern, da die Muttsee-Staumauer nach Süden ausgerichtet ist und eine hohe Produktivität ermöglicht. 

Alpin Solar

 

Der Staudamm ist nicht durch eine Strasse erschlossen, alle Bestandteile der Anlagenteile müssen per Hubschrauber transportiert werden. Der Fortgang der Arbeiten hängt somit von der Witterung ab. Die fertige Photovoltaikanlage wird bis zu 740 Haushalte mit Strom versorgen können. Denner hat sich verpflichtet, den alpinen Solarstrom während 20 Jahren abzunehmen. 

Marmorera: das Dorf auf dem Grund des Stausees

Der Marmorera-Stausee ist einer von 33 Stauseen im Kanton Graubünden. Die über 90 Meter hohe Staumauer wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut. 

Auf den ersten Blick ist an dem Stausee nichts Besonderes. Schaut man jedoch tief in das klare Wasser, meint man Ruinen eines Dorfes zu erkennen. 

Marmorera-Staudamm
© EWZ

 

Und das ist es auch! Im Mittelalter war Marmorera ein kleines Dorf mit einer Kirche, einer Schule, Wohnhäusern und vielen Ställen. Das alte Dorf Marmorera wurde nach dem Bau des Staudamms geflutet und oberhalb des Stausees eine neue Siedlung errichtet. 

Hinweis für Taucherinnen und Taucher: Das überflutete Dorf ist immer noch zu sehen, aber das Tauchen in der Nähe des Dammes ist nicht erlaubt. Wem der Sinn nicht nach Abenteuern unter Wasser steht, dem bietet der umliegende Parc Ela, der grösste Naturpark der Schweiz, vielfältige Alternativen.

Der berühmte Bungee-Sprung von der Verzasca-Staumauer

Die Bogenstaumauer von Contra befindet sich im Val Verzasca im Kanton Tessin. Vielleicht erinnern Sie sich noch vage, diese Szene im Kino gesehen zu haben...

Contra-Staudamm

 

Und ja, von dieser Stelle stürzte sich James Bond im Film «Goldeneye» in die Tiefe und brach damit 1995 den Weltrekord im Bungee-Jumping! Diese legendäre Szene gilt als eine der besten Stuntszenen des Kinos. 

Zum Schluss unseres Artikels über Schweizer Stauseen und ihre Besonderheiten noch ein Hinweis: Die Eidgenössische Münzstätte Swissmint hat eine dreiteilige Serie zum Thema «Energie der Zukunft» lanciert. Das besondere an der neuen 20-Franken-Silbermünze «Wasserenergie» sind ihre fluoreszierenden Elemente: Wenn es dunkel wird, leuchtet sie! Freunde der Wasserkraft dürfen sich freuen. 

 

 Die Münze ist über diesen Link erhältlich: © Swissmint