© Swiss Travel System AG / Tobias Ryser

Öffentlicher Verkehr in der Schweiz - Nachhaltig von Tür zu Tür

Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist die bevorzugte Mobilitätsform für Einheimische und Gäste in der Schweiz. Nicht nur wegen des unvergleichlichen Komforts, sondern auch weil der öffentliche Verkehr eine der umweltfreundlichsten Möglichkeiten ist, das Land zu bereisen. Und mit der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlicheren Mobilitätsformen verzeichnen die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel in ganz Europa und darüber hinaus einen Aufschwung. Diese positive Entwicklung wird untermauert durch eine Studie, die zeigt, dass Reisende bereit sind, für nachhaltigere Reiseoptionen tiefer in die Tasche zu greifen (Booking: 2022).

Unternehmen und Privatpersonen sind heute in der Pflicht, sich mit den Auswirkungen ihrer Produkte und ihres Handelns auf Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen. In dem Masse, in dem das Thema an Profil gewinnt und zu einem strategischen Bestandteil der sozialen Unternehmensverantwortung wird, in dem Masse nimmt auch die Informationsflut zu. Von Spülmaschinen und Reinigungsmitteln bis hin zu Fast-Food-Ketten und Verpackungen: Es gibt kaum ein Produkt, das heute nicht für sich in Anspruch nimmt, irgendwie nachhaltig zu sein. Die Gefahr ist real: Der Begriff Nachhaltigkeit droht zu einer leeren Worthülse zu verkommen, und für Konsumentinnen und Konsumenten wird es immer schwieriger, zwischen Akteuren zu unterscheiden, die einen wirklichen Wandel anstreben, und solchen, die einfach nur ihren Umsatz steigern wollen. Doch die Nachhaltigkeitsdebatte ist komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint, denn es gilt stets die drei Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Ökologie zu berücksichtigen. Die Tourismusbranche ist da keine Ausnahme. 

© Swiss Travel System AG / Tobias Ryser

Reisen in Nah und Fern gehören zu den Annehmlichkeiten unserer Zeit, und das dürfte so bleiben. Ob Studierende mit Eurail- oder Interrail-Pass, Wochenendreisende oder Familien, die eine Sightseeing-Tour durch die Schweiz planen: Alle kehren garantiert mit Erinnerungen zurück, die sie ein Leben lang begleiten werden. 

Die Schweiz ist ein Traumziel für sehr viele Menschen. Begreiflicherweise. Das Land bietet eine Fülle faszinierender Sehenswürdigkeiten. Einige Orte, die für ihre Schönheit berühmt sind, geniessen Kultstatus. Manche sind leicht zugänglich, andere hingegen abgelegen und nur zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

RhB Train on the Alp Grüm
Der Bernina Express auf der Alp Grüm
© Schweiz Tourismus / André Meier

 

Ein solcher Ort ist die Alp Grüm im Kanton Graubünden. Sie liegt 2098 m ü. M. und ist von Gletschern und einer für die Region einzigartigen Flora umgeben. Besucherinnen und Besucher können diesen entlegenen Ort nur mit der Bahn erreichen – die Siedlung ist nicht ans Strassennetz angeschlossen. Die Alp Grüm ist ein Haltepunkt des Bernina Express der Rhätischen Bahn, die für ihren Bahnbetrieb ausschliesslich erneuerbare Energie nutzt. Seit 2013 bezieht die Rhätische Bahn die elektrische Energie für die Personenzüge zu 100 Prozent aus Wasserkraft.  

Ein weiteres Beispiel ist Zermatt – ein Top-Reiseziel, das jede und jeder in der Schweiz gesehen haben will. Der Kurort ist seit 1963 autofrei – in den Strassen trifft man lediglich kompakte Elektrofahrzeuge, die nur 20 km/h fahren. Die Anreise erfolgt am besten mit der Zahnradbahn. Zum Beispiel mit dem Glacier Express: Der beliebte Panorama-Zug verbindet Zermatt mit St. Moritz.

Die Schweiz zählt insgesamt elf autofreie Ferienorte, darunter Zermatt, Saas-Fee, Wengen, Stoos und die Rigi. Dementsprechend empfiehlt sich die Anreise mit dem Zug!

Gleichgewicht ist das Stichwort

Doch wie lässt sich das Dilemma zwischen Reiselust und Umweltbewusstsein lösen? Der Wunsch, neue Orte zu erkunden, ist so alt wie die Menschheit selbst, und Reisen kann zu neuen Erkenntnissen, besseren interkulturellen Fähigkeiten und lange währenden Bekanntschaften von unschätzbarem Wert führen. Achtsames Reisen ist eine Frage des Gleichgewichts, und schliesslich kann man einen lange geplanten Urlaub antreten im Bewusstsein darüber, welches die Auswirkungen sind. Neben den ökologischen Aspekten gilt es auch den wirtschaftlichen und sozialen Nutzen des Tourismus zu berücksichtigen. Der Tourismus schafft Arbeitsplätze – vom Personal im Gastgewerbe über die Schneesportschulen bis hin zu den Bahnangestellten – und trägt mit seiner Wertschöpfung zum BIP der Schweiz bei. 

Je nach Herkunft kann eine Anreise der Gäste mit dem Flugzeug unvermeidlich sein. Einmal im Land stehen ihnen aber viele umweltschonende Mobilitätsangebote zur Verfügung. 

Vieles spricht in der Schweiz für den öffentlichen Verkehr: Er ist bequem, effizient, perfekt durchgetaktet und bietet eine hervorragende Möglichkeit, die gewünschte Destination zu erreichen und dabei die schöne Landschaft zu geniessen. Ausserdem ist es eine sehr klimafreundliche Art, das Land zu erkunden. Das System ist darauf ausgerichtet, eine grosse Anzahl Menschen so effizient wie möglich von einem Ort zum anderen zu befördern. Im Jahr 2019 verzeichneten die Schweizerischen Bundesbahnen im Durchschnitt rund 1,32 Millionen Fahrgäste – Pendler und Ferienreisende – pro Tag (sbb.ch). Das atemberaubende Panorama ist inbegriffen. 

Die Schweiz verfügt über das dichteste öffentliche Verkehrsnetz der Welt. Die Swiss Travel System AG ist die Marketingorganisation für den öffentlichen Verkehr der Schweiz. Sie informiert Reisende aus dem Ausland über die Vorzüge des ÖV in der Schweiz und zeigt Möglichkeiten auf, das Land mit Bahn, Bus und Schiff zu erkunden. Der Swiss Travel Pass ist das beliebteste Ticket bei Erst- und Stammgästen. Er ist für 3, 4, 6, 8 oder 15 aufeinanderfolgende Tage erhältlich. Der All-in-One-Pass ermöglicht unlimitiertes Reisen an den Gültigkeitstagen. Inbegriffen sind Fahrten mit Bahn, Bus und Schiff, auch auf den Panormastrecken. Darüber hinaus bietet er freien Eintritt in über 500 Museen in der Schweiz und bis zu 50 Prozent Ermässigung auf den meisten Bergbahnen.

Länger bleiben, mehr erleben 

Glacier Express with Matterhorn in Background
Der Glacier Express mit dem Matterhorn im Hintergrund
© Glacier Express AG / Stefan Schlumpf Photography

 

Das Umweltbewusstsein ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Konsumentinnen und Konsumenten fordern zunehmend ein breiteres Spektrum an Mobilitätslösungen, die ihren Wertvorstellungen entsprechen. 

Die Schweiz liegt bei internationalen Nachhaltigkeitsrankings immer auf den Spitzenplätzen. Umfragen zeigen jedoch, dass diese Information im Bewusstsein vieler Reisender und Branchenfachleute noch nicht angekommen ist. Die Förderung der Sicht- und Buchbarkeit nachhaltiger Reiseangebote ist eine der wichtigsten Herausforderungen für den Schweizer Tourismus. Zu diesem Zweck hat Schweiz Tourismus gemeinsam mit der gesamten Branche die Nachhaltigkeitsstrategie «Swisstainable» erarbeitet. Sie soll auf die Vielzahl der bestehenden nachhaltigen Reise-, Übernachtungs- und Erlebnisangebote in der Schweiz aufmerksam machen. Ein Aspekt betrifft die Mobilität im Inland: Hier kommt das Swiss Travel System ins Spiel. Gemäss Organisations-Leitbild soll jede Destination in der Schweiz bequem mit Bahn, Bus und Schiff erreichbar sein. 

Das Swiss Travel System ist ein attraktives Angebot für alle, die die Top-Attraktionen der Schweiz erleben und gleichzeitig umweltschonend unterwegs sein wollen. 

Ausländische Individualreisende haben das Langsamreisen als Alternative zu (ökologisch bedenklicheren) Kurzreisen entdeckt. Ideal für sie ist der Swiss Travel Pass für 15 Tage, den es auch als Flexvariante gibt. Er gibt Gästen die Möglichkeit, die Schweiz eingehend zu erkunden, und bietet dabei ein Höchstmass an Flexibilität. Der Swiss Travel Pass berücksichtigt alle Dimensionen der Nachhaltigkeit, wie wir sie verstehen: Umwelt, Wirtschaft und Soziales.

Welcher Typ Reisender sind Sie? 

Die Fakten sprechen für sich: Laut dem Verband öffentlicher Verkehr der Schweiz erzeugt ein Elektroauto bis zu 13-mal mehr CO2 als eine vergleichbare Fahrt mit der Bahn. Noch grösser ist der Unterschied zwischen der Bahn und herkömmlichen Autos: Eine Bahnreise setzt 27-mal weniger CO2 frei als eine vergleichbare Fahrt im Auto. Der Anteil der Bahn an den gesamten CO2-Emissionen des Verkehrs beträgt lediglich 0,2 Prozent. Wer die Schweiz besucht, hat es in der Hand, die eigenen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, indem er oder sie sich entscheidet, das Land mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen (Verband öffentlicher Verkehr, Litra).  

Doch wie lassen sich die Umweltauswirkungen überhaupt messen? Der Online-Fahrplan der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) enthält einen Umweltrechner, der für jede Bahnreise den Energieverbrauch sowie den CO2-Ausstoss berechnet und der Autoreise gegenüberstellt. Die folgende Grafik zeigt, wie viel Kohlendioxid vermieden werden kann, wenn die Strecke von Zürich nach Bern mit dem Zug statt mit dem Auto zurückgelegt wird: 

Comparison graph between public transport and car
Quelle: sbb.ch, aufgerufen am 14. Juli 2022

Eine Branche im Wandel

Das Zeitalter der Dampflokomotiven in der Schweiz ist längst vorbei. Seit der Eröffnung der ersten Bahnstrecke im Jahr 1847 wurden grosse Anstrengungen unternommen, um die Umweltbelastung des öffentlichen Verkehrs zu verringern. Die Züge der SBB fahren schon jetzt mit 90 Prozent Energie aus Wasserkraft. Bis 2025 soll der Bahnstrom ganz aus erneuerbaren Quellen stammen. Die SBB hat sich zudem verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden und hat zahlreiche Energiesparmassnahmen umgesetzt. So zum Beispiel mit der «adaptiven Lenkung», auch Grüne Welle genannt. Damit kann das Lokpersonal ungeplante Stopps vor Haltesignalen vermeiden und umweltschonender fahren. 

Im Jahr 2021 lancierte die SBB ein Pilotprojekt, mit dem sie ihren Strombedarf flexibler anpassen kann. Dies lässt sich am besten anhand des 1982 eingeführten Taktfahrplans veranschaulichen. Mit dieser genialen Innovation, die einst als unmöglich galt, verkürzte sich die Reisezeit zwischen grossen Schweizer Städten wie Zürich und Bern auf unter eine Stunde. Der Fahrplan ist so gestaltet, dass die Züge zur gleichen Zeit vor und nach der vollen Stunde ankommen und abfahren. Dieses System gewährleistet einen kohärenten Fahrplan und reibungslose Anschlüsse auf dem ganzen Schweizer Schienennetz. Das bedeutet aber auch, dass der Energiebedarf zu Spitzenzeiten – wenn die meisten Züge den Bahnhof innerhalb desselben Zeitfensters verlassen – besonders hoch ist. Die Heizung der Züge und Weichen erfordert zusätzliche Energie. Hier kommt eine spezielle Software ins Spiel. Bei Lastspitzen schaltet sie Zug- und Weichenheizungen kurzfristig ab und trägt so zur Entspannung der Situation bei. Für dieses Projekt zur intelligenten Laststeuerung erhielt die SBB im Jahr 2022 die renommierte Auszeichnung Watt d’Or des Bundesamts für Energie. 

Wie bereits erwähnt, ist die Energiebilanz der Rhätischen Bahn sogar noch beeindruckender: Sie bezieht die elektrische Energie für die Personenzüge zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Auch der Energieverbrauch in den Zügen und an den Bahnhöfen wird laufend optimiert: Sei es mit CO2-minimierenden Aussenluftsteuerungen, erneuerbarer Heizenergie oder modernen Recyclingkonzepten. 

Rigi Mountain Railways
Die Rigi-Bahn
© Schweiz Tourismus / Christian Meixner

 

Viele Bergbahnen in der Schweiz wurden an der Wende zum 20. Jahrhundert gebaut. Sie trugen zum Aufschwung des Alpentourismus bei und ermöglichten es, Orte zu besuchen, die früher schwer zugänglich waren. Seither haben viele dieser Bergbahnen den historischen Wagenpark durch neue, energieeffizientere Fahrzeuge ersetzt. So auch die Rigi-Bahnen. Im Jahr 2022 wurde die Flotte mit Zügen der neuesten Generation ergänzt. Diese speisen bei der Talfahrt Bremsenergie als Elektrizität ins Fahrleitungsnetz zurück. Diese Energie steht wiederum anderen Fahrzeugen für die Bergfahrt zur Verfügung. Auch andere Betriebe nutzen die talwärts produzierte Bremsenergie für die Bergfahrten. 

Wieder andere decken ihren Energiebedarf mit Solarenergie, darunter die Seilbahn Staubern. Die erste batteriebetriebene Seilbahn der Welt führt nur mit Sonnenenergie bis ganz auf den Gipfel. Da die Bahn nicht nur Energie erzeugt, sondern auch speichert, sind sogar Abendfahrten mühelos möglich. In den Tragseilen der beiden Gondeln befinden sich zudem Leitungen, die das naheliegende Berggasthaus mit Strom versorgen. 

The Stanserhorn CabriO Cableway
Die Stanserhorn CabriO-Seilbahn
© Stanserhorn-Bahn / Christian Perret

 

Das Stanserhorn ist ein weiterer beliebter Ausflugsberg und ein Paradebeispiel für nachhaltige Bergbahntechnik. Die Reise beginnt mit einer Fahrt mit der historischen Standseilbahn aus dem Jahr 1893 zur Mittelstation, gefolgt von einer Fahrt mit der modernen CabriO-Seilbahn zum Gipfel. Nachhaltigkeit hat auf dem Berg einen grossen Stellenwert: Die Stanserhorn-Bahn nutzt ausschliesslich erneuerbare Energien, und eine grosse Solaranlage erzeugt genügend Energie für den Betrieb des Restaurants. 

Schiffe werden oft übersehen, wenn vom Swiss Travel System die Rede ist. Dabei spielen sie neben Bahn und Bus eine wichtige Rolle im öffentlichen Verkehrsnetz. Die MS Diamant auf dem Vierwaldstättersee ist mit einem hybriden Antrieb unterwegs, was zu einem niedrigeren Treibstoffverbrauch, und zu weniger CO2-Ausstoss führt. Das Motorschiff setzt hinsichtlich Qualität und Innovation einen Meilenstein in der Schweizer Schifffahrt.  

Wie man es auch sieht, der öffentliche Verkehr ist das perfekte Mittel, um dieses wunderschöne Land zu erkunden. Dank dichten Fahrplänen und durchgehenden Anschlüssen sind touristische Hotspots und entlegenere Ort in kürzester Zeit erreichbar. ÖV-Reisende geniessen ein nahtloses Reiseerlebnis und werden erst noch mit herrlichen Aussichten belohnt. Wer nach dem Motto «Nimm nur Erinnerungen mit, hinterlasse nichts ausser Fussspuren» reist, trifft mit dem Swiss Travel System die richtige Wahl.