Swiss national parc

Schweizerischer Nationalpark – Natur pur

Im April 2021 wurde der Schweizerische Nationalpark als erster Schweizer Standort auf die Grüne Liste der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur und der natürlichen Lebensräume (IUCN) gesetzt. Eine ehrenvolle Auszeichnung, die anderen Pärken in der Schweiz und im nahen Ausland als Inspiration dient.

Der Schweizerische Nationalpark erinnert an ein Paradies. Weil der Mensch nicht in diesen Raum eingreift, können sich Flora und Fauna ungestört entwickeln. Zugleich ist der Park das grösste Naturreservat der Schweiz. Zu bewundern gibt es hier Hirsche, Luchse, Adler und Edelweiss. Besucherinnen und Besucher sind willkommen, müssen sich aber an die strengen Regeln halten: die Wege nicht verlassen; keine Pflanzen pflücken, keine Tiere töten oder Bäume fällen – die Natur wird sich selbst überlassen. Der Schweizerische Nationalpark befindet sich auf dem Gebiet der vier Gemeinden Zernez, S-chanf, Scuol und Val Müstair im Kanton Graubünden. Er hat eine Fläche von 170 km2 und liegt auf einer Höhe von 1400 bis 3174 m. Er wurde 1914 gegründet und ist damit der älteste Nationalpark der Alpen und sogar Mitteleuropas. Seit April 2021 steht der Park auf der Grünen Liste der Schutzgebiete der IUCN und gehört offiziell zu den weltweit 59 Standorten mit ausgezeichnetem Management.

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Eine ehrenvolle Auszeichnung 

Den Bewerbungsprozess für eine Aufnahme in die Grüne Liste hatte der Nationalpark bereits 2019 begonnen. «Eine Bewerbung ist freiwillig. Standorte, die an einer Aufnahme in die Liste interessiert sind, müssen vier entscheidende Kriterien unseres Standards erfüllen: gute Führung, Design und Planung nach soliden wissenschaftlichen Prinzipien, effektives Management und erfolgreicher Naturschutz», erklärt Deviah Aiama, Community Manager der IUCN-Liste. «Die Grüne Liste gibt es seit 2014. Die Zertifizierung eines Standorts dauert fünf Jahre. Während dieser Zeit finden Kontrollen statt, um zu überprüfen, ob der Status erneuert werden kann. Unsere Aufgabe als internationale Nichtregierungsorganisation ist es, die Instrumente zum Schutz und Erhalt der Natur bereitzustellen, eine gute Gouvernanz zu fördern und nachzuweisen, dass diese Schutzgebiete Schlüsselräume für eine nachhaltige Entwicklung sind.» Auf der Liste ist der Schweizerische Nationalpark in der Schutzklasse 1a ausgewiesen, das heisst in der Kategorie der streng geschützten Wildnisgebiete. Hans Lozza, Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Schweizerischen Nationalparks, freut sich:

Die Aufnahme in die Liste ist eine grosse Ehre, ein wichtiger Erfolg für unsere Arbeit der letzten hundert Jahre und ein Ansporn für die Zukunft.

Der Park ist der erste Schweizer Standort auf der Grünen Liste. Sie umfasst insgesamt 59 Standorte in 16 Ländern. 

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Schutz der unberührten Natur

Der Schweizerische Nationalpark beschäftigt 45 Mitarbeitende, darunter Biologinnen und Biologen und 8 Parkwächter. «Manchmal verstehen die Menschen nicht, warum wir der Natur im Park freien Lauf lassen», sagt Hans Lozza. «Wir betreiben Forschung, informieren und präsentieren die Ergebnisse unserer Studien. Die Nationalparkwächter sind auf den Wegen unterwegs, stehen den Besucherinnen und Besuchern für Auskünfte zur Verfügung und erinnern sie an die Regeln. Flora und Fauna entwickeln sich ohne unser Zutun. Unser Ziel ist es, die Natur im unberührten Zustand zu schützen.» Weil im Nationalpark jeglicher menschliche Einfluss vermieden wird, können äusserst seltene Phänomene beobachtet werden, wie sie zum Beispiel in einer Studie über Schmetterlinge dokumentiert wurden. «Wir haben festgestellt, dass zahlreiche Schmetterlingsarten heute 400 Meter höher leben als noch vor hundert Jahren», erklärt der Naturforscher. «36 Säugetierarten wurden im Park gezählt. Einige sind hier geboren, andere sind zurückgekehrt, wie beispielsweise der Bartgeier  oder der Bär. 1904, also noch vor der Gründung des Parks, wurde in dieser Gegend der letzte Bär der Schweiz erlegt. 2005 ist der Bär von alleine wieder aufgetaucht, und seither leben 21 Exemplare ständig bei uns», berichtet Hans Lozza.

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Ein Vorbild für andere

Der Schweizerische Nationalpark wird hauptsächlich vom Bund finanziert. Er erhält 3,4 Millionen Franken pro Jahr für den Betrieb und den Unterhalt des Parks, die Forschung, das Besucherzentrum und die Öffentlichkeitsarbeit. 2020 zog er 150’000 Besucherinnen und Besucher an. «Die Erkundung des Parks ist eine wertvolle persönliche Erfahrung. Pro Jahr werden mehr als 300 Ausflüge in den Park durchgeführt. Wir pflegen auch enge Kontakte zum Bildungssektor. Viele Schweizer Schülerinnen und Schüler verbringen im Verlauf ihrer Schulzeit eine Woche im Engadin. Wer einmal hier war, wird sich sein Leben lang daran erinnern. Viele kommen als Erwachsene wieder», betont Hans Lozza. Simone Remund, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin Pärke von nationaler Bedeutung im BAFU, betont:

Die Aufnahme in die Grüne Liste ist ein Zeichen der Anerkennung für die ganze Schweiz. Die Tatsache, dass der Schweizer Nationalpark als erstes Gebiet den globalen IUCN-Standard erfüllt, macht ihn zum Vorbild für andere Pärke.

In der Schweiz gibt es einen Nationalpark, 16 regionale Naturpärke und 2 Naturerlebnispärke. «Wir stehen in regelmässigem Kontakt mit den anderen Pärken der Schweiz sowie mit den Alpenpärken. Seit der Aufnahme in die IUCN-Liste haben sich Vertreterinnen und Vertreter anderer Standorte bei uns erkundigt. Dieser Austausch ist für uns von grösster Bedeutung», bestätigt Hans Lozza. Die Grüne Liste stösst weltweit auf zunehmendes Interesse: Aktuell sind 500 Bewerbungen aus 50 Ländern pendent. «In der Schweiz haben drei Standorte ihr Interesse am Aufnahmeverfahren bekundet», sagt Deviah Aiama. Für den Schutz und den Erhalt unserer einzigartigen Natur ist das ein starkes und ermutigendes Zeichen.

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