Schwerpunkte der Schweiz im Umweltschutzbereich
Seen, Berge und saubere Luft werden mit Schweizer Lebensqualität assoziiert. Die vielfältige Landschaft bestimmt nicht nur das Postkartenbild der Schweiz, sondern hat das ganze Land und seine Identität geprägt. Um diese Naturschätze und die Landschaft zu bewahren, haben der Bundesrat und das Schweizer Volk in den letzten Jahren eine Reihe von konkreten Massnahmen beschlossen. Hier einige Schwerpunkte der Schweizer Umweltpolitik:
Schutz der natürlichen Ressourcen und Kreislaufwirtschaft
Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum aller Art verbrauchen natürliche Ressourcen und wirken sich auf die Umwelt aus. Um die Lebensgrundlagen auch für die künftigen Generationen zu erhalten, schafft die Schweiz Anreize für innovative und nachhaltige Produkte und informiert die Bevölkerung über umweltverträgliches Verhalten. Sie betreibt eine Umweltpolitik, die auf ressourcenschonende, klimafreundliche und kreislauffähige Technologien und Lösungen setzt. Immer mehr Materialkreisläufe wie bspw. Aluminium, PET, Glas und Beton werden geschlossen, die Nutzungsdauer von Produkten soll durch Teilen und Reparieren verlängert werden, und lokale erneuerbare Energien ersetzen fossile Energien. Saubere und ressourcenschonende Lösungen zahlen sich dreifach aus: sie erhöhen die Versorgungssicherheit, senken die Umwelt- und Gesundheitsbelastung und sie stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft im globalen Cleantech-Wachstumsmarkt. Deshalb fragt auch die öffentliche Hand bei der Beschaffung immer mehr umweltverträgliche und ressourcenschonende Produkte nach.
Sidlungsentwicklung nach innen
Die Siedlungsfläche in der Schweiz nimmt nach wie vor zu. Das revidierte Raumplanungsgesetz, das vom Stimmvolk im März 2013 angenommen wurde, verfolgt deshalb hauptsächlich zwei Ziele: die Siedlungsentwicklung nach innen, d.h. die bessere Ausnutzung der verfügbaren Flächen sowie die Verkleinerung überdimensionierter Bauzonen. Dies ist eine effiziente Art, die Ausdehnung des Siedlungsgebiets zu bremsen und deren Auswirkungen auf die offene Landschaft zu beschränken. Zudem hat der Bundesrat im Mai 2020 die Bodenstrategie beschlossen, deren Ziel ist, bis 2050 netto keinen Boden mehr zu verbrauchen.
Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels
Der Klimawandel ist ein globales Problem. In der Schweiz wurden verschiedene Massnahmen getroffen, um den Temperaturanstieg auf unter 1,5 Grad bis 2050 zu beschränken. Der Schwerpunkt liegt auf der Verringerung der Treibhausgasemissionen, die für den klimaerwärmenden Treibhauseffekt hauptverantwortlich sind. Weiter müssen Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel getroffen werden, wie z.B. die Begrünung von Plätzen und Fassaden, um Hitzeinseln zu verhindern. Seine nationale Strategie zur Anpassung an den Klimawandel konkretisierte der Bundesrat mit einem ersten Aktionsplan im Jahr 2014. Der zweite soll im Jahr 2020 folgen. Auf Brennstoffe wird eine CO2-Abgabe erhoben. Diese wurde stufenweise angehoben; das letzte Mal im Jahr 2018 auf 96 Franken pro Tonne CO2. Davon sind insbesondere der Industrie- und Gebäudesektor betroffen, die zusammen für über die Hälfte des Treibhausgasausstosses in der Schweiz verantwortlich sind. Ein Drittel der Einnahmen fliesst in das Gebäudeprogramm, das energetische Sanierungen und erneuerbare Energien finanziell unterstützt. Der Grossteil wird an die Bevölkerung zurückverteilt. Wer wenig fossile Treibstoffe braucht, wird belohnt.
Erhaltung der Wasserqualität, eine Schweizer Aufgabe
In der oft als «Wasserschloss Europas» bezeichneten Schweiz entspringen zahlreiche europäische Wasserläufe wie etwa der Rhein oder die Rhone. Die in den vergangenen rund 50 Jahren gebauten Abwasserreinigungsanlagen (ARA) sorgen für eine stark verbesserte Wasserqualität. Um auch die Mikroverunreinigungen, unter anderem Rückstände aus Medikamenten, Kosmetika und Pestiziden zu eliminieren, hat der Bundesrat beschlossen, in den kommenden 20 Jahren die wichtigsten der etwa 800 Schweizer ARA mit einer zusätzlichen Klärstufe auszurüsten. Zudem hat er einen Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verabschiedet, die zu den wichtigsten Pestiziden gehören. Zusammen mit den laufenden Programmen zur Renaturierung sollen diese Massnahmen den ökologischen Zustand der Schweizer Gewässer weiter verbessern.
Erhaltung der Biodiversität, ein Gewinn für alle
Die Biodiversität erbringt wertvolle Leistungen, die der Mensch zum Leben und Wirtschaften braucht und welche die kulturelle Identität prägen. Zudem fördert sie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Sie ist die Basis für zahlreiche Produkte wie Nahrungsmittel und Medikamente oder Freizeit- und Tourismusangebote, reinigt das Wasser und die Luft, sichert die Bestäubung von Pflanzen oder schützt vor Hochwasser. Mit ihren unterschiedlichen Höhenlagen, klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheiten verfügt die Schweiz über eine ausserordentlich grosse biologische Vielfalt mit über 45 000 bekannten Arten. Die natürliche Vielfalt nimmt seit Jahrzehnten ab. Sowohl die Hälfte der Lebensraumtypen in der Schweiz als auch knapp die Hälfte aller beurteilten einheimischen Arten sind bedroht oder potenziell gefährdet. Im Jahr 2017 verabschiedete der Bundesrat einen Aktionsplan zur Strategie Biodiversität Schweiz und erhöhte die finanziellen Mittel für den Naturschutz. Neben einer biodiversitätsfreundlichen Nutzung wird vor allem der Aufbau eines funktionsfähigen Netzes von Schutz- und Vernetzungsgebieten für Pflanzen und Tiere («Ökologische Infrastruktur») angestrebt.
Immer bessere Luft
Die Luftschadstoff-Emissionen haben sich in den letzten Jahrzehnten durch die von Bund, Kantonen und Gemeinden getroffenen Massnahmen stark vermindert. Die Verminderung des Abgasausstosses von Feuerungen, industriellen und gewerblichen Betrieben, Fahrzeugen sowie Maschinen mit Verbrennungsmotoren hat sich auch positiv auf die Luftqualität ausgewirkt. Zum Beispiel sind die gemessenen Konzentrationen von Feinstaub in den letzten 20 Jahren dank der Massnahmen zur Emissionsminderung von Luftschadstoffen um die Hälfte gesunken. Damit die Luftqualität weiterhin gut bleibt, unterstützt die Schweiz die Entwicklung und Einführung umweltfreundlicher Technologien. Der Ausstoss von Feinstaub, von Stickstoffdioxid und flüchtigen organischen Verbindungen sowie von Ammoniak muss weiter reduziert werden, indem in der Schweiz bei Motorfahrzeugen, landwirtschaftlichen und industriellen Anlagen sowie Heizungen konsequent der beste Stand der Technik gefördert und zur Anwendung gebracht wird.
Von den vielfältigen Leistungen des Bodens profitieren
Böden sind ein knappes und nicht erneuerbares Gut von grossem ökologischem und ökonomischem Wert. Sie erfüllen zahlreiche Funktionen und erbringen für die Gesellschaft lebenswichtige Leistungen – beispielsweise bei der Lebensmittelproduktion, als Filter bei der Trinkwassergewinnung oder als Speicher für CO2 und Wasser. Leider werden laufend Böden durch Bautätigkeit zerstört oder durch Erosion, Verdichtung und Schadstoffe belastet. Damit auch künftige Generationen von den vielfältigen Leistungen des Bodens profitieren können, hat der Bundesrat im Mai 2020 die Bodenstrategie verabschiedet. So soll bis 2050 unter dem Strich kein Boden mehr verloren gehen. Mit dem überarbeiteten Sachplan Fruchtfolgeflächen werden zudem die fruchtbarsten Landwirtschaftsböden der Schweiz langfristig besser gesichert. Das Wissen über die Böden der Schweiz ist noch sehr lückenhaft, weshalb der Bund ein Kompetenzzentrum Boden (KOBO) als nationale Informations- und Servicestelle für Bodeninformation aufbaut und ein Konzept für eine schweizweite Bodenkartierung ausarbeitet. Aufbauend auf diesen Daten kann der Zustand der Böden besser bewertet und zielgenauere Massnahmen zum nachhaltigen Umgang ergriffen werden.
Die Landschaft als entscheidender Standortfaktor
Die Schweiz zeichnet sich durch eine ausserordentliche landschaftliche Vielfalt aus. Davon profitiert die Schweiz als Lebens- und Wirtschaftsstandort. Hochwertige Landschaften sind die Basis für eine gute Lebensqualität und bilden eine wichtige wirtschaftliche Grundlage, zum Beispiel für den Tourismus. Regional charakteristische Landschaftselemente und natürliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere gehen aber laufend verloren. Deshalb hat der Bundesrat im Mai 2020 eine Aktualisierung des Landschaftskonzeptes Schweiz (LKS) beschlossen. Dieses Konzept setzt den Behörden verbindliche Ziele für eine qualitativ hochstehende Entwicklung der Landschaft als Wohn-, Arbeits-, Wirtschafts- und Erholungsraum. Das Ziel ist einfach: eine qualitativ hochstehende Landschaft, heute mehr denn je!