Upcycling: ein Plastikhaus aus der Schweiz
Die Schweiz gilt wegen ihrer Kehrichtabfuhr und ihrer Abfalltrennung und verwertung oft als Recyclingvorbild. Öffentliche Einrichtungen, Forschungsinstitute, Unternehmen und die Bevölkerung werden aktiv, um ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu verringern. Die Unternehmen entwickeln innovative Ideen und Technologien für das Ressourcenmanagement, die Abfallentsorgung und ein wirksameres Recycling, um eine Kreislaufwirtschaft zu erzielen.
Da die Energieeffizienz in Zukunft gesteigert werden muss, werden Abfälle zu einer wichtigen Rohstoffquelle. Dabei werden städtische Gebiete zu regelrechten urbanen Minen. PET wird auf immer kreativere und vielfältigere Weise wiederverwertet, aber Polymermischungen sind häufig schwierig zu recyceln. UHCS ist ein PET-Upcyclingverfahren, das nicht nur Lösungen für das Kunststoffrecycling, sondern auch nachhaltige Methoden für die Bauindustrie bietet, die grosse Anstrengungen unternehmen muss, um die Energieeffizienz zu verbessern und nachhaltiger zu arbeiten.
PET für kostengünstige und nachhaltige Wohnbauten
UHCS (Ustinov Hoffmann Construction System) ist ein Baukastensystem auf der Basis von recycelten Plastikabfällen wie PET. Ziel ist es, kostengünstige, ökologische und nachhaltige Wohneinheiten zu schaffen, die überall auf der Welt leicht errichtet werden können. Das Projekt wurde 2017 an der Internationalen Erfindermesse in Genf erstmals vorgestellt, wo es mit dem IFIA-Preis der International Federation of Inventors’ Associations ausgezeichnet wurde. Drei Jahren später hat es viele weitere Preise gewonnen und ist nun marktreif. UHCS ist eine universell einsetzbare, skalierbare Lösung und kann daher als Franchise angeboten und im industriellen Massstab produziert werden. Die Bauten erfüllen die strengsten SIA- und ISO-Normen. Mitbegründer und UHCS-Erfinder Igor Ustinov erklärt:
UHCS erlaubt die Bereitstellung von hochwertigem Wohnraum, ohne dass die Natur beeinträchtigt wird, denn durch Wiederverwertung und Upcycling von Kunststoffen als wertvoller Ressource zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse fördert das System eine Kreislaufwirtschaft.
Plastikhäuser aus der Schweiz
Das PET wird in einem Extrusionsverfahren zu UHCS-Profilen verarbeitet. Diese lassen sich wie Legoteile zu einem kubischen Ständerbau mit tragenden Wänden zusammensetzen, der an verschiedene architektonische Traditionen und kulturelle Kontexte angepasst werden kann. Das System gewährleistet eine qualitativ hochwertige Bauweise mit einer besseren Umweltperformance bei gleichzeitiger Reduktion der menschlichen Auswirkungen auf die Natur. «UHCS-Bauteile sind kostengünstig in der Herstellung, zeichnen sich aber vor allem durch hohe Bauleistung, Modularität und Skalierbarkeit aus. Sie können einfach transportiert und auf der Baustelle zusammengesetzt werden», beschreibt Ustinov die Vorteile des Systems. Er fügt hinzu: «UHCS ist auf grosses Interesse gestossen. Wir haben zahlreiche Vorschläge und Anfragen aus mehreren Regionen und Ländern erhalten, für den Bau von Hotels, Schulen, Dörfern, Lagerhäusern, Privathäusern, öffentlicher Infrastruktur, sogar für eine Wasserfabrik... Wir freuen uns, all diesen Anfragen bald nachkommen zu können.»
Das bevorzugte Baumaterial ist PET, das dank UHCS nicht weggeworfen oder entsorgt wird, sondern ein zweites Leben erhält. Vor allem aber ist PET nicht giftig und weltweit verfügbar. Je nach Klima und lokalen Bedingungen können auch andere Kunststoffe verwendet werden. Doch das ist nicht alles: Wenn ein Gebäude am Ende seines Lebenszyklus angelangt ist, das heisst nach rund 80 Jahren, kann das Material erneut recycelt oder mit minimalen Umweltauswirkungen vernichtet werden. Die kontinuierliche Wiederverwendung von Materialien ist ein Baustein für eine umweltfreundlichere Welt und erlaubt es, neue Gebäude zu entwickeln, die selbst wiederverwertbar sind.
Bauen mit PET oder PEF
Wussten Sie, dass es eine neue innovative Entwicklung gibt, dank der zumindest ein Teil des heute verwendeten PET ersetzt werden kann? Die Lösung heisst PEF oder Polyethylenfuranoat. PEF ist ein Polymer, das PET chemisch sehr ähnlich ist, aber aus Fruktose auf der Basis von Zuckerrüben- und Maisabfällen besteht. Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben ein Produktionsverfahren entwickelt, das PEF marktfähig macht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste Produktionsanlage eröffnet wird. PEF kann wie andere Polymere mit dem UHCS-System recycelt werden, vor allem weil es härter und stabiler als PET ist. Daher wird für die gleiche Gebäudestabilität und sicherheit weniger Material benötigt, was einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil darstellt.
«UHCS will sein Schweizer Qualitätsbausystem weltweit als Franchise vergeben und so die lokale Kreislaufwirtschaft im Abfallbereich fördern, um die Umweltverschmutzung einzudämmen, die Übernutzung natürlicher Ressourcen zu verhindern und gleichzeitig qualitativ hochwertigen Wohnraum für alle bereitzustellen. Dazu müssen wir aber zuerst einmal zeigen, was wir können. Deshalb bauen wir das UHCS-Pilothaus», erklärt Ustinov die Ziele und die nächsten Schritte von UHCS. Das Pilothaus soll 2021 in der Schweiz errichtet werden, danach folgen weitere Bauten auf der ganzen Welt.
UHCS-Video auf Youtube mit der Beschreibung des Verfahrens