Zugang zu Wasser – ein grundlegendes Menschenrecht
Die Covid-19-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Sicherstellung des Zugangs zu Trinkwasser und Hygiene für alle ist, insbesondere für den Schutz der globalen öffentlichen Gesundheit. Weltweit haben fast 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Das 9. Weltwasserforum in Dakar soll auf diese Problematik aufmerksam machen. Die Schweiz, die sich seit 60 Jahren für einen gerechten und nachhaltigen Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung einsetzt, wird am Weltwasserforum vertreten sein.
Die Schweiz engagiert sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser, insbesondere durch Innovation und ein qualitativ hochstehendes, integriertes Wassermanagement, sowie für die grenzüberschreitende Wasserkooperation als Instrument für Frieden und nachhaltige Entwicklung. Die Schweiz, die häufig als Wasserschloss Europas bezeichnet wird, bezieht 80 Prozent des im Inland verbrauchten Trinkwassers aus dem Untergrund. Ein Grossteil des Wassers, das für die Produktion der in der Schweiz konsumierten Güter und Dienstleistungen benötigt wird, stammt jedoch nicht aus Schweizer Vorkommen. Ein bemerkenswerter Anteil von 82 Prozent des Wasserfussabdrucks der Schweiz entfällt auf Wasser, das in anderen Ländern zur Produktion von Gütern genutzt wird, die in die Schweiz importiert werden. Betroffen sind häufig Regionen, in denen Wasser knapp ist.
Um ihre Verantwortung in diesem Bereich wahrzunehmen, setzt die Schweiz insbesondere durch das Globalprogramm Wasser der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) erhebliche Mittel ein, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung weltweit zu verbessern. Die vergangenen zwei Pandemiejahre haben einmal mehr deutlich in Erinnerung gerufen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen diesem grundlegenden Menschenrecht und den Herausforderungen der globalen öffentlichen Gesundheit besteht.
Zugang zu Wasser als Voraussetzung für die Pandemiebekämpfung
Als das Coronavirus SARS-CoV-2 2019 ausbrach, stand weder ein Impfstoff noch ein Medikament gegen diese bedrohliche Erkrankung zur Verfügung. Eine der wichtigsten Massnahmen zur Verhinderung von Corona-Infektionen ist auch eine der ältesten: häufiges Händewaschen. Fehlt es an Wasser für die persönliche Hygiene, können sich Viren ausbreiten und rasch lebensbedrohlich werden. «Investitionen in Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene müssen weltweit zur Priorität werden, um die Pandemie zu beenden und widerstandsfähigere Gesundheitssysteme aufzubauen», betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Dennoch hatten im Jahr 2021 weltweit schätzungsweise 2,3 Milliarden Menschen keine Möglichkeit, sich zu Hause die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. In einem Drittel der Gesundheitszentren gibt es keine Möglichkeiten zum Händewaschen und nahezu ein Viertel dieser Zentren verfügt über keine funktionierende Abwasserentsorgung.
Was die internationale Zusammenarbeit der Schweiz bewirkt
Vor diesem Hintergrund leistet die internationale Zusammenarbeit der Schweiz über ein Konsortium von acht Schweizer NGO finanzielle Unterstützung an ein Programm für den Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene in Basisgesundheitszentren und Schulen in West- und Ostafrika sowie in Asien. Ziel ist der nachhaltige Zugang zu sauberem Trinkwasser, Einzeltoiletten und Einrichtungen zum Händewaschen. Im Rahmen dieser Initiativen hat beispielsweise Terre des hommes, ein Mitglied des Konsortiums, dazu beigetragen mit recyceltem Wasser betriebene "Gravit’eau Handwaschbecken" einzurichten. Die mit einem Filtersystem ausgestatteten Waschbecken sind kostengünstig, robust und produzieren nur 5 Milliliter Abwasser. Normalerweise sind es 500 Milliliter Wasser, die beim Händewaschen in die Abwasserkanalisation abfliessen. Gravit'eau wird unter anderem in Flüchtlingslagern in Nigeria eingesetzt, wo der Zugang zu sanitären Einrichtungen eingeschränkt ist. Mit dem Blue-Schools-Konzept hat sich Caritas Schweiz, ein weiteres Mitglied des Konsortiums, zum Ziel gesetzt, die Bedingungen für den Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen in 45 Schulen in der Provinz Banteay Meanchey in Kambodscha zu verbessern, einer Region,
Der Gravitationsansatz profitiert von der Vernetzung von Wissen und Kompetenzen zwischen NGOs, lokalen Behörden und Schweizer Forschungszentren, wie zum Beispiel die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und Eawag für angewandte Wissenschaft und Kunst. Die mit den Programmen des Konsortiums angestrebten Verbesserungen in den Bereichen Sanitärversorgung und Aufklärung über Hygiene tragen zu einem Rückgang von Krankheiten bei, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden, und helfen, die Übertragung von Infektionskrankheiten stark zu vermindern.
Ein Forum, um das Thema Wasser in den Fokus zu rücken
Obwohl Wasser für das Leben auf der Erde unerlässlich ist, haben die aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätze im Wasserbereich in der Politik noch zu wenig Gewicht. Das zu ändern, haben sich die Organisatorinnen und Organisatoren des 9. Weltwasserforums zum Ziel gesetzt. Die weltweit grösste Veranstaltung zum Thema Wasser findet vom 21. bis 26. März 2022 in Dakar (Senegal) und damit zum ersten Mal in Subsahara-Afrika statt.
«Sicherheit von Wasser und sanitären Einrichtungen» ist einer von vier Themenschwerpunkten dieser Ausgabe des Weltwasserforums. Die Schweiz misst dieser internationalen Veranstaltung besondere Bedeutung bei und wird mit ihrer Präsenz auf dem Forum ihre Lösungen für Wasser auf allen Ebenen herausstellen.
Titelbild : Das Schweizer Konsortium für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bemüht sich in Mali um menschenwürdige, an die Mobilität aller Menschen angepasste sanitäre Infrastrukturen © Terre des hommes