Nachhaltigkeit lohnt sich auch finanziell
Rentabilität und Nachhaltigkeit setzen sich in zahlreichen Bereichen durch. Mit dem Umweltpreis der Wirtschaft werden jedes Jahr innovative Projekte ausgezeichnet, die umweltfreundlich und wirtschaftlich tragfähig sind.
Während einerseits die Klimaerwärmung zunimmt und natürliche Ressourcen verschwinden, lassen sich andererseits immer mehr Unternehmen von neuen Geschäftsmodellen überzeugen. Die Schweiz als Innovationsweltmeisterin hat beste Voraussetzungen für die Entwicklung einer nicht nur rentablen, sondern auch nachhaltigen Wirtschaft. Ob im Bauwesen, in der Lebensmittelindustrie, der Textilbranche oder beim Verkehr: nachhaltige unternehmerische Konzepte bergen ein grosses Potenzial für Wirtschaft und Umwelt. Seit 1994 zeichnet die Schweizerische Umweltstiftung ökologisch nachhaltige Unternehmen und Projekte aus. «Taten statt Worte sind essenziell, um zukunftsorientierte Lösungen zu schaffen – und damit Unternehmergeist und Umweltbewusstsein zu vereinen», sagt Cédric Habermacher, Direktor der Schweizerischen Umweltstiftung. Die Finalisten für den Umweltpreis der Wirtschaft 2020 haben Lösungen in den Bereichen Bau, Gastronomie und Mobilität entwickelt. Die folgenden drei Unternehmen stehen im Finale, weil sie beweisen, dass sich Nachhaltigkeit auch finanziell lohnt.
Neuartige Rohstoffgewinnung
Über 65 Prozent des Abfalls in der Schweiz kommt aus der Bautätigkeit. Bauschutt birgt Unmengen an wertvollen Rohstoffen, weshalb Baustellen zu einer neuen Form von Rohstoffminen werden. Die Baufirma Eberhard gilt als Vorreiterin im Bereich des Baustoffrecyclings. Sie bereitet pro Jahr rund 450’000 Tonnen Bauschutt auf. Mit modernster Technik produziert sie Qualitätsbaustoffe aus Sekundärrohstoffen. Eberhard stellt rund 250’000 Tonnen wiederaufbereiteten Kies und 100’000 m³ Recyclingbeton für den Hoch- und Tiefbau her. So schliesst sich der Kreislauf der Baustoffe. Es landet weniger Bauschutt in den Deponien, die Transportwege sind kürzer, und nicht erneuerbare Ressourcen werden geschont. Als Nächstes ist es wichtig, dass vermehrt mit Recyclingbeton gebaut wird. Heute ist das in der Schweiz nur bei 10 Prozent der Neubauten der Fall, aber die Firma Eberhard will das ändern.
Mehr Fotos, weniger Abfälle
Food Waste trägt stark zur Umweltverschmutzung bei. Haushalte und Restaurants sind für 52 Prozent der Umweltbelastung durch vermeidbare Lebensmittelabfälle verantwortlich, die verarbeitende Industrie für 27 Prozent und der Handel für 8 Prozent. Die Folgen sind unnötige CO2-Emissionen, eine schwindende Biodiversität und die Belastung von Boden und Wasser. Das 2017 gegründete Unternehmen KITRO hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle in der Gastronomie zu reduzieren. Es hat eine vollautomatische Lösung für das Management von Lebensmittelabfällen entwickelt, die problemlos in die bestehenden Betriebsabläufe integriert werden kann und keinerlei Ausbildung des Personals oder zusätzliche Ausgaben erfordert. Jeder Gegenstand, der in der Küche weggeworfen wird, wird automatisch fotografiert und gewogen. Mittels Bildverarbeitung und Deep-Learning-Technologie erhalten die Restaurantleiter eine ausführliche statistische Auswertung ihrer Lebensmittelabfälle. Mit diesen Informationen können sie ihre betrieblichen Abläufe optimieren.
Keine leeren Lastwagen mehr
Der Verkehr gehört schweizweit zu den grössten Verursachern von Treibhausgasen. 2018 verursachte der Verkehr 14,8 Tonnen CO2 (ohne den internationalen Flugverkehr), was 40 Prozent der CO2-Emissionen der Schweiz entsprach. Ausserdem ist jeder vierte Lastwagen auf den Schweizer Strassen leer unterwegs. Solche Leertransporte sind teuer und unnötig. Das Unternehmen Pickwings verbindet Warenversender und Transportfirmen in Echtzeit. Es verfügt über ein umfassendes Online-Liefernetzwerk mit mehr als 4000 Lastwagen. Die Transportunternehmen können das Transportportal kostenlos nutzen, um ihre Leerkilometer zu reduzieren und die Fahrzeuge besser auszulasten. Sie können durch die Optimierung ihrer Touren bis zu 25 Prozent mehr Umsatz generieren. Die bessere Fahrzeugauslastung führt zudem zu einer massiven Reduktion der CO2-Emissionen. Dank Pickwings konnten auf Schweizer Strassen bisher über eine Million Leerkilometer eingespart werden.
Umwelt geht alle an
Umweltschutz betrifft uns alle. Auf Ökologie und Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmen spielen bei der Reduktion von CO2-Emissionen und beim Erhalt der Artenvielfalt eine Schlüsselrolle. Sie widerspiegeln das Engagement der Schweiz für Klima- und Naturschutz auf nationaler und internationaler Ebene. «Die Schweiz braucht den Umweltpreis der Wirtschaft, weil Veränderungen mit Leuchttürmen beginnen, an denen man sich orientieren kann», sagt Doris Leuthard, Jurypräsidentin.
Trägerorganisation des Umweltpreises der Wirtschaft ist die Schweizerische Umweltstiftung in Partnerschaft mit dem Verein «Go for Impact», dem das BAFU, economiesuisse, öbu, Swissmem und der WWF angehören. Der Umweltpreis 2020 wird am 17. September 2020 in Interlaken am CE2-Day von Circular Economic Entrepreneurs, der neuen Plattform des Swiss Economic Forum, verliehen. Die drei Finalisten werden ihre Lösungen dem Publikum vorstellen. Nebst einem Preisgeld von 25’000 Franken erhält der Preisträger die Gelegenheit, sich an der Veranstaltung SHIFT Switzerland 2021 zu präsentieren.