Zanzibar

Schweizer Drohnen kartieren Tansania

Das ostafrikanische Land, das eine der höchsten Bevölkerungswachstumsraten der Welt aufweist, hat Dutzende von Minidrohnen der Schweizer Firma SenseFly erworben, um sein Staatsgebiet zu kartieren und Antworten auf die demografischen und klimatischen Herausforderungen zu finden.

Sansibar liegt nahezu 11'000 Kilometer von den Alpen entfernt und ist seit jeher den Unwägbarkeiten des Ozeans ausgesetzt. An der tansanischen Küste ist die Klimaerwärmung eine tägliche Bedrohung. Seit Jahren schaut die kleine ostafrikanische Archipel-Nation hilflos zu, wie die steigenden Fluten die Konturen ihrer Inseln neu zeichnen. Für Sansibar wird die Zeit knapp, und die lokalen Behörden warten nicht ab, bis sich die Welt einig ist, wie der Klimawandel bekämpft werden soll. Das Land sucht nach kreativeren Lösungen, um diese Veränderungen zu dokumentieren und konkrete Antworten zu liefern ... mit Hilfe von Drohnen.

Eine Antwort auf die globale Erwärmung

Die Zanzibar Mapping Initiative, in Suaheli «Dar Ramani Huria» genannt, was so viel wie «Die offene Karte von Sansibar» bedeutet, ist das ehrgeizigste Drohnenvermessungsprojekt weltweit. Die Initiative wurde 2016 in Partnerschaft mit der Weltbank, der Zanzibar Land Commission und der staatlichen Universität ins Leben gerufen. Das Projekt unter der Leitung von 17 Raumfahrttechnologie-Studierenden der staatlichen Universität setzt Minidrohnen ein, um kleine Aufnahmebereiche (85 km2) zu kartieren.

Drone Mapping Africa

Die Studierenden verbrachten mehr als ein Jahr damit, mit zahllosen Drohnen-Flügen Luftbilder aufzunehmen und die Topographie jedes Quadratmeters Land zu vermessen. Tausende von Bildern werden nun zu einer erstklassigen, hochauflösenden Karte von Sansibar zusammengesetzt. Die mit Hilfe der Drohnen erhobenen Geodaten werden frei zugänglich im Internet publiziert, in der Hoffnung, dass die Regierung Sansibars sie zur Entwicklung von Massnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und für eine Neuausrichtung der Raumplanungspolitik verwenden wird.

Mapping Crew Zanzibar
Die Gruppe von Studierenden der Zanzibar Mapping Initiative verbrachte mehr als ein Jahr damit, mit zahllosen Drohnen-Flügen Luftbilder aufzunehmen und die Topographie jedes Quadratmeters Land zu vermessen.

Raumplanung

Die Kartographie ist für Sansibar und für ganz Afrika von entscheidender Bedeutung. Dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen zufolge sind lediglich 10 Prozent des afrikanischen Kontinents kartiert, verglichen mit 90 Prozent der Fläche Europas. Die ungenügende Datenlage erschwert die Raumplanung. Sie ist auch Ursache vieler Landkonflikte, insbesondere in Tansania, das zu den Ländern mit dem weltweit höchsten Bevölkerungswachstum gehört. Seit der Revolution von 1964 hat die halbautonome Regierung von Sansibar das Land kostenlos und ohne angemessene Planung umverteilt. Das Drohnenvermessungsprojekt hat gezeigt, dass ganze Dörfer in Überschwemmungsgebieten gebaut wurden.

Für die Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgabe hat die Zanzibar Mapping Initiative Minidrohnen der Firma SenseFly erworben. Das Lausanner Unternehmen, das zum Parrot-Konzern gehört, ist ein Pionier in der Herstellung von professionellen Vermessungsdrohnen. SenseFly produziert an seinem Hauptsitz in Cheseaux-sur-Lausanne rund 100 Drohnen pro Monat. Die Maschinen werden zum Preis von je rund rund 10'000 Franken verkauft und hauptsächlich von Landwirten, Vermessungsingenieuren oder in der Forstwirtschaft eingesetzt. Eine SenseFly-Drohne kann pro Flug eine Fläche von bis zu 40 km2 kartieren.

Zanzibar Ethiopia
Sansibar hat vom Schweizer Unternehmen Sensefly rund zehn Drohnen zum Preis von 20'000 Dollar gekauft. Alle Drohnenpiloten wurden von SenseFly unentgeltlich geschult.

Modernste Vermessung für weniger Geld

Sansibar, dessen Wirtschaft zu einem Grossteil von den marinen und terrestrischen Ökosystemen abhängt, braucht dringend ein Naturgefahrenmanagement. Nicht weniger als 30 Prozent des BIP des Archipels werden mit Fischerei, Algenzucht und Tourismus erwirtschaftet. Die letzte Vermessung fand im Jahr 2004 statt. Sie kostete die Regierung Sansibars nahezu 2 Millionen US-Dollar und erforderte den Einsatz von Flugzeugen. Wegen fehlender Mittel wurde auf eine Digitalisierung verzichtet. Mit anderen Worten: die damals erhobenen Daten sind bereits veraltet. Ein Versuch, die Kartierungslösungen von Google und Apple zu nutzen, misslang, da deren unzureichende Auflösung nicht den Anforderungen der Behörden entsprach.

Mit SenseFly hat der Inselstaat dieses Problem gelöst und gleichzeitig die Budgetvorgaben erfüllt. Sansibar kaufte zum Preis von 20'000 US-Dollar rund zehn Drohnen des Schweizer Unternehmens. Alle Drohnenpiloten wurden von SenseFly während unzähligen Stunden unentgeltlich geschult. Das Schweizer Unternehmen besorgt zudem alle sechs bis acht Monate die Wartung der Drohnen. Dank dieser Technologie hat Sansibar die Kosten für die Vermessung seines Hoheitsgebiets um das Zehnfache reduziert und gleichzeitig die Qualität der gesammelten Aufnahmen und Daten erhöht.

Zanzibar Mapping
Die Zanzibar Mapping Initiative ist das ehrgeizigste Drohnenvermessungsprojekt weltweit.

Innovation im Dienste der Entwicklung

Die Zusammenarbeit mit SenseFly beweist, dass innovative Lösungen lokale Regierungen unterstützen können, wenn sie konkrete Bedürfnisse erfüllt. Multitasking-Minidrohnen sind eine solche vielversprechende neue Technologie. Sie können nicht nur für Vermessungszwecke, sondern auch für die Zustellung von Postsendungen, Impfstoffen, Medikamenten und Lebensmitteln in entlegenen, katastrophenversehrten oder schlecht erschlossenen Gebieten eingesetzt werden. Für einen Kontinent, der in 30 Jahren 25 Prozent der Weltbevölkerung zählen wird, bietet diese kostengünstige und – wie die von SenseFly ausgebildeten Piloten zeigen – lokal beherrschte Technologie neue Entwicklungsmöglichkeiten.

Zanzibar
Die Kartographie ist für Sansibar und für ganz Afrika von entscheidender Bedeutung. Dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen zufolge sind lediglich 10 Prozent des afrikanischen Kontinents kartiert, verglichen mit 90 Prozent der Fläche Europas.