Schweizer Videospiele auf dem Weg nach San Francisco
Einmal im Jahr wird San Francisco zum Epizentrum der Videospielentwicklung. Jeweils im März fin-det hier die Game Developers Conference (GDC) statt, die rund 30’000 Fachleute anzieht und in der Branche neue Massstäbe setzt. An der Ausgabe 2019 nimmt unter dem Label SwissGames eine Dele-gation von 19 Schweizer Studios und Technologiefirmen teil.
Kleines Land – grosse Talente. Dieses Jahr ist die Schweiz mit einer der grössten Länderdelegationen an der wichtigsten Messe der Computerspiel-Industrie in den USA, der GDC, vertreten. Hätten Sie gedacht, dass die Schweiz ein Land von Videospiel-Erfindern ist? Tatsächlich haben Schweizer Spieleentwicklerinnen und ‑entwickler an den einschlägigen Messen und Festivals bereits zahlreiche Preise gewonnen.
SwissGames – mit vereinten Kräften
Seit 2010 spielt die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia eine Vorreiterrolle bei der Förderung interaktiver Medien und unterstützt Akteure der jungen Schweizer Entwicklerszene, damit diese im In- und Ausland an Bekanntheit gewinnen.
Unter dem Label SwissGames organisiert Pro Helvetia Delegationen, die den Schweizer Game-Studios an Grossveranstaltungen wie GDC, Gamescom in Köln und Nordic Game in Malmö grösstmögliche Visibilität verschaffen sollen.
Die aufstrebende Game-Entwickler-Szene wird immer professioneller: Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die Hochschule für Kunst und Design Genf (HEAD) und die Ecole cantonale dʼart de Lausanne (ECAL) werden zu eigentlichen Talentschmieden. Verbände wie die Swiss Game Developers Association (SGDA) oder die IGDA Switzerland Chapter sowie Plattformen wie Ludicious, Epic Game Jam oder Numerik Games organisieren die Branche und sorgen für ihre Weiterentwicklung.
Dank der gemeinsamen Anstrengungen ist die Schweizer Videospielbranche in weniger als zehn Jahren von einer Handvoll Entwicklerinnen und Entwickler auf mehr als 120 Studios und Start-ups angewachsen. Die Schweizer Videospiel-Community tritt geeint unter dem Hashtag #SwissGames auf und stösst international auf zunehmendes Interesse.
Auf dem Weg nach San Francisco
Kalifornien ist mit dem Silicon Valley und Hollywood ein fruchtbarer Boden für kreative Technologien. Swissnex San Francisco ist seit mehreren Jahren mit der Unterstützung von Pro Helvetia präsent, fungiert als Katalysator für Schweizer Innovationen und unterstützt jedes Jahr zusammen mit Pro Helvetia und DART die SwissGames-Delegation.
Für die ausgewählten Schweizer Studios ist die Teilnahme in San Francisco eine einzigartige Gelegenheit, an den verschiedenen GDC-Events für ihr Computerspiel oder ihr Projekt zu werben: Präsentationen mit Branchenexperten, Promotionsveranstaltungen mit europäischen Mitbewerbern (Courage XL, European Game Showcase), Networking-Plattformen (Game Connection America und MeetoToMatch), SwissGames-Stand an der GDC Expo und Präsenz an der GDC Play, dem interaktiven Showcase der aufstrebenden unabhängigen Szene. Mit 19 Studios und Technologieunternehmen ist die Schweiz die drittgrösste Länderdelegation an der GDC 2019.
Facettenreiche Delegation
Die Schweizer Videospielindustrie prägen unabhängige Studios, die mit ihrer Themenvielfalt und ihrer besonderen Ästhetik einen neuen Zugang zum Medium Computerspiel wagen. Die Fülle an Inhalten widerspiegelt die unterschiedlichen Hintergründe der Entwicklerinnen und Entwickler. Der Beruf wird ausserdem immer weiblicher: Über die Hälfte der Studios in der Schweizer Delegation besteht aus gleichviel Frauen und Männern oder wird von einer Frau angeführt. Laut Statista betrug der Frauenanteil 2017 noch 21 Prozent. Im Studio 5am Games arbeiten nur Frauen. Nach dem Studium an der ZHdK entwickelten Aleksandra Iakusheva, Martina Hotz und Selina Capol zusammen das Spiel «Letters – a written adventure», das die Spielenden durch den Briefwechsel zwischen zwei Freundinnen navigieren lässt, indem sie die richtigen Wörter finden. Einige Wochen vor der Eröffnung der GDC 2019 erhielt ihr Spiel bei den Best In Play Awards eine «Honorable Mention», mit der die besten unabhängigen Spiele an der GDC ausgezeichnet werden. Die Schweizer Delegation macht bereits vor ihrer Ankunft in San Francisco Furore, wurden doch zwei weitere SwissGames – «Morphies Law» und «Mundaun» – mit dieser Auszeichnung geehrt und das Lausanner Studio OZWE für den International Mobile Gaming Award nominiert.
#Swisstech im Dienst der Videospiele
Die GDC ist ausserdem ein Marktplatz für Tools im Zusammenhang mit der Game-Entwicklung, an dem auch #SwissTech das Fachpublikum mit innovativen Lösungen überrascht. Zur Schweizer SwissGames-Delegation gehören drei junge Unternehmen, die ihre neuen Produkte präsentieren: Moka Studio, das in Zusammenarbeit mit der ETHL eine Software entwickelt hat, die 3D-Animationen in Echtzeit ermöglicht, vrbn, das komplette 3D-Stadtmodelle erstellt, und Sensoryx, das den ersten autonomen VR/AR-Handschuh mit vollintegrierter 3D-Positionierung präsentiert.
Die Studios der SwissGames-Delegation an der GDC 2019:
- Momo-Pi: «Persephone», Bulle
- Team KwaKwa: «Soup Raiders», Lausanne
- Nifty Productions: «MomentSQ», Zürich
- Cosmoscope: «Morphies Law», Biel/Bienne
- Stray Fawn Studio: «Nimbatus – The Space Drone Constructor», Zürich
- Lilou Studio: «Fishery», Zürich
- Stardust: «AVA», Zürich
- OZWE, Lausanne
- N-Dream: «AirConsole», Lausanne
- 5am Games: «Letters – a written adventure», Zürich
- Sycoforge: «Arafinn», Zürich
- Hidden Fields: «Mundaun», Luzern
- Indoor Astronaut: «Derailed», Zürich
- Apelab «Spatial Stories», Genf
- Charlotte Broccard: «TET», Lausanne
- Moka Studio: «Mosketch», Martigny
- vrbn AG: «Custom 3D urban environments for games», Zürich
- Blindflug Studios: «First Strike Armageddon», Zürich
- Sensoryx: «VRfree®», Zürich