Friedens-Wandbild am UNO-Sitz in Genf, Ta Panta Rei (2009) – Hans Erni

7 Schweizer Kunstwerke, die in die Kunstgeschichte eingegangen sind

Die Schweiz hat viele bedeutende Künstler und Bildhauer hervorgebracht. Es ist nicht einfach, aus dieser Vielzahl an Werken eine Auswahl zu treffen. Wir haben uns deshalb für die folgenden persönlichen Favoriten entschieden.

Der Dada-Kopf von Sophie Taeuber-Arp

Wussten Sie, dass der Dadaismus in der Schweiz und zwar in Zürich entstanden ist? Begründet wurde die Dada-Bewegung von einer Gruppe von Bildhauern, Schriftstellern und Musikern während des 1. Weltkriegs. Sie lehnten sich damit gegen die gängigen Ideen jener Zeit auf. Ihr Leitmotiv: Mit der Vergangenheit brechen, um die absolute Freiheit im künstlerischen Schaffen zu erlangen. Unter den tragenden Persönlichkeiten dieser Bewegung war auch eine Frau: Sophie Taeuber-Arp. Die aus Davos stammende Künstlerin arbeitete mit geometrischen Kompositionen und versuchte, die abstrakte Kunst in den Alltag zu integrieren. 1918 entstanden ihre ersten Dada-Köpfe, die den Dadaismus massgeblich prägten. Der 1920 geschaffene Dada-Kopf mit Titel, Datum und Unterschrift der Künstlerin zählt zu ihrem bekanntesten Werk. Es gilt als Manifest der Dada-Bewegung und ist ein Bekenntnis der Künstlerin zu dieser Kunstbewegung.

 

Dada-Kopf (1920) – Sophie Taeuber-Arp

Der Schreitende Mann von Alberto Giacometti

Den Jahrhundertkünstler Alberto Giacometti brauchen wir nicht vorzustellen. Bekannt wurde er durch seine langen filigranen Figuren. Er kam 1901 in Borgonovo im Kanton Graubünden zur Welt. Nachdem er verschiedene Darstellungsformen ausprobiert hatte, wandte er sich kurz vor seinem 30. Lebensjahr dem Surrealismus zu. Er schloss Bekanntschaft mit Künstlern wie Miró, Aragon, Breton oder Dalí, wurde 1935 jedoch von den Surrealisten ausgeschlossen. Um 1945 entstand der Stil, den Giacometti in der Folge weltweit bekannt machte: seine filigranen menschlichen Skulpturen. Eine erste Version des «Schreitenden Mannes» schuf er 1947, aber jene aus dem Jahr 1960 ist bis heute die bekannteste. Im Mai 2015 wurde sie zur teuersten Skulptur, die jemals versteigert wurde. Bei einer Auktion von Christie’s in New York wurde sie für mehr als 141 Millionen US-Dollar verkauft.

Der Schreitende Mann (1960) – Alberto Giacometti
Der Schreitende Mann (1960) – Alberto Giacometti

Alien-Figur von Hans Ruedi Giger

HR Giger war ein vielseitiger Künstler. Als Meister der fantastischen Kunst war er als Bildhauer, Designer, Illustrator und Grafiker tätig. Zu seiner bekanntesten Kreation gehört Alien, die er für den gleichnamigen Film schuf und für die er 1980 einen Oscar erhielt. In dem von ihm erschaffenen Universum vermischen sich organische und mechanische Formen. Der Bildband Necronomicon (1977) gilt als Meisterwerk dieses Genres. Es war dieses Werk, das Ridley Scott, den britischen Regisseur von zahlreichen Blockbustern, zu HR Giger führte und den Weg für eine Zusammenarbeit für den ersten Teil der Filmreihe Alien ebnete. 1998 wurde das Gesamtwerk von HR Giger in einem Museum im mittelalterlichen Städtchen Gruyères (Kanton Freiburg) vereinigt. Eindrücklich ist die Vielzahl der dort ausgestellten Kreationen. Nach dem Museumsbesuch lädt die Bar von HR Giger die Besucherinnen und Besucher zu einem Drink.

HR Giger mit seiner Alien-Figur, 1979
HR Giger mit seiner Alien-Figur, 1979

Méta-Matics von Jean Tinguely

Der 1925 geborene und in Freiburg heimatberechtigte Künstler interessierte sich schon früh für das Zusammenspiel von Kunst und Mechanik, er wollte bewegliche, abstrakte Konstruktionen erschaffen. Kurz vor seinem 30. Geburtstag entstanden die ersten beweglichen Objekte, die er später Méta-mécaniques nannte. Es waren motorbetriebene Objekte, die eine spezifische Bewegung ausführten. Auf diese Arbeiten folgten Skulpturen, die in der Lage waren, selber Zeichnungen auf Papier anzufertigen, die sogenannten Méta-Matics, Zeichenmaschinen aus Holz, Metall und Gummi. Die bekannteste ist sicher die Meta-Matic Nr. 14 (1959), eine tragbare, von Hand betriebene Maschine. Sie ist zusammen mit anderen Kreationen aus dem mechanischen Universum des Künstlers im Tinguely-Museum in Basel ausgestellt.

Méta-Matic Nr. 14 (1959) – Jean Tinguely
Méta-Matic Nr. 14 (1959) – Jean Tinguely © Tinguely-Museum, Basel

Ta Panta Rei von Hans Erni (Wandbild am Genfer UNO-Sitz)

Ta Panta Rei ist der Name des monumentalen Wandbilds von Hans Erni, das 2009 beim Eingang des Palais des Nations in Genf eingeweiht wurde. Erni arbeitete ein Jahr an diesem Keramikbild, das zum Frieden zwischen Völkern und Nationen beitragen soll. Es steht für das grosse und langjährige Engagement des Künstlers für den Frieden, für das er weltweite Anerkennung fand und 1983 mit der Friedensmedaille der UNO ausgezeichnet wurde. Hans Erni ist vor allem für seine Wandbilder bekannt, er schuf aber auch Skulpturen und Grafiken. 1979 wurde in seiner Geburtsstadt Luzern das Museum Hans Erni eröffnet, das rund 300 Werke des Künstlers und seinen Werdegang über sieben Jahrzehnte umfasst. Hans Erni starb 2015 im Alter von 106 Jahren. Er ist einer der bekanntesten und angesehensten Künstler der Schweiz.

Friedens-Wandbild am UNO-Sitz in Genf, Ta Panta Rei (2009) – Hans Erni
Friedens-Wandbild am UNO-Sitz in Genf, Ta Panta Rei (2009) – Hans Erni

«Cloisonné de Théâtre» von Aloïse Corbaz

Was bedeutet Art brut? Der Begriff «Art brut» (rohe Kunst) wurde 1945 vom französischen Maler Jean Dubuffet kreiert. Er umfasste eine Reihe von Kreationen von autodidaktischen Kunstschaffenden, die ohne kulturelle oder intellektuelle Ansprüche spontane Werke erschufen. Die Begegnung Jean Dubuffets mit der Lausannerin Aloïse Corbaz im Jahr 1947 weckte sein Interesse für ihre Arbeiten, die er in eine Sammlung aufnahm, die dieser Stilrichtung gewidmet war. Heute ist sie Teil der Collection de l'Art Brut. Cloisonné de théâtre (1951) ist das wohl verblüffendste Werk von Aloïse Corbaz. Es ist eine 14 Meter lange, aus einzelnen Blättern zusammengenähte Papierrolle mit Zeichnungen der Künstlerin. Für dieses monumentale Werk benutzte Corbaz unterschiedliche Techniken und Materialien: Farbstifte, Fettkreide und Saft zerstampfter Blütenblätter.

«Cloisonné de Théâtre» (Ausschnitt, 1951) – Aloïse Corbaz – Sammlung Eternod und Mermod, im Depot des Museums für moderne Kunst (LaM) in Villeneuve d’Ascq in Frankreich.
«Cloisonné de Théâtre» (Ausschnitt, 1951) – Aloïse Corbaz – Sammlung Eternod und Mermod, im Depot des Museums für moderne Kunst (LaM) in Villeneuve d’Ascq in Frankreich. © P. Bernard

Die Legende vom Heiligen Adolf von Adolf Wölfli

Stellen Sie sich einmal vor: Ein Nachlass bestehend aus 25’000 Seiten Autobiografie, 1300 Zeichnungen und 44 Heften, alle dicht beschrieben und in unterschiedlichen Stilen, ein Geflecht aus Wortkreationen, ein Spiel aus einer Fülle an Buchstaben und Lautmalerei. Dies ist das Werk des Berner Künstlers Adolf Wölfli, der 1894 auf die Welt kam und auch als prägende Figur der Art brut gilt. Das während dreissig Jahren zusammengetragene Material stellt eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Nachkriegsbewegung dar. Der grösste Teil seiner Arbeit befindet sich im Kunstmuseum Bern, in der Collection de l’Art Brut in Lausanne und im Museum für moderne Kunst in Villeneuve d’Ascq (LaM) in Frankreich.    

«Saint Adolf portant les lunettes entre les deux villes géantes Niess et Mia» (1924). © Collection de l’Art Brut, Lausanne
«Saint Adolf portant les lunettes entre les deux villes géantes Niess et Mia» (1924). © Collection de l’Art Brut, Lausanne