Ambulance jet Bombardier Challenger 650

Die Rega

Die Rega, auch bekannt als Schweizerische Rettungsflugwacht, führt im In- und Ausland Helikopter- und Ambulanzjeteinsätze für Menschen in Not durch. Die gemeinnützige Stiftung, die von über 3,6 Millionen Gönnerinnen und Gönnern unterstützt wird, feiert 2022 ihren 70. Geburtstag.

Geschichte der Rega

Eine für die Rega vertraute Situation: In den Bergen oder in einem schwer zugänglichen Gebiet passiert ein Unfall. Die betroffene Person steckt fest, ohne Aussicht, sich aus dieser Notlage befreien zu können, ein so genannter Notfall.

Rega in den 1950ern

Einen anderen Ernstfall gab es im Winter 1953: Im Südwesten der Niederlande führte eine Sturmflut zum Bruch zahlreicher Deiche. Für die Niederlande war es eine der schlimmsten Naturkatastrophen des vergangenen Jahrhunderts. Hunderte von Städten und Dörfern wurden überschwemmt. Die Schweizerische Rettungsflugwacht wurde umgehend um Hilfe gebeten und entsandte ein Rettungsteam an die Nordsee. Mit einem gemieteten Helikopter standen die Piloten und Fallschirmspringer während dreier Tage und Nächte ununterbrochen im Einsatz. 

Es war einer der ersten Einsätze der Rega, die seither zu einer zentralen Schweizer Institutionen geworden ist.

Daran besteht kein Zweifel: In der Schweiz bedeutet ‹Rega› Luftrettung schlechthin.

René Rhinow, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes, im Vorwort des Buches Die Rega – Destination Patient

Swiss Air-Rescue parachutist with his dog
Winter 1953: Ein Fallschirmspringer der Rega mit seinem Hund im Gantrischgebiet.
© Rega 

 

70 Jahre Rega

1952 gründete Dr. Rudolf Bucher unter dem Dach der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) im Kanton Bern die Schweizerische Rettungsflugwacht. Heute, siebzig Jahre später, steht sie als unabhängige und private Stiftung mit rund 400 Mitarbeitenden im Dienst der Schweizer Bevölkerung im In- und Ausland. 

Eine magische Nummer, die Rega-Alarmnummer: 1414. Die Rega verfügt insgesamt über 14 Helikopter-Einsatzbasen, die so über die ganze Schweiz verteilt sind, dass die Crews jeden Ort – ob in einem dicht besiedelten Gebiet oder einer Bergregion – innerhalb von 15 Flugminuten erreichen können. Ihre Kernaufgabe ist und bleibt der Such- und Rettungsdienst, zum Beispiel, wenn ein Wanderer als vermisst gemeldet wird und am Abend nicht zurückkehrt. 

Der Kernauftrag hat sich seit ihrer Gründung kaum verändert. Die Gazette de Lausanne beschrieb die Rega 1985 als «Retterin des Himmels». «Für die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) ist es wichtig, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass unsere Helikopter viel mehr als nur ein Transportmittel sind», schrieb Sylvio Refondini, damaliger Leiter der Rega-Geschäftsstelle in Lausanne. «Sie ermöglichen es, Ärzte in Rekordzeit an einen Unfallort zu bringen und Verletzte ins richtige Spital zu fliegen und während des Transports medizinisch zu versorgen.»

Zu den schwierigeren Einsätzen in der Geschichte der Rega gehörte ein Lawinenunglück in den Bündner Bergen im Jahr 2015. Am Piz Vilan begrub eine Lawine sieben Skitourengänger unter sich. Drei Rega-Helikopter aus Untervaz, Mollis und St. Gallen waren an der Bergung beteiligt. Ein anderer Grosseinsatz und eine der grössten Herausforderungen in der Geschichte der Rega stellte jedoch der Tsunami in Südostasien im Dezember 2004 dar. Drei Ambulanzjets wurden nach Thailand und Sri Lanka gesandt, um mehr als 60 Patientinnen und Patienten innerhalb einer Woche in die Schweiz zurückzufliegen.

Patient care on the slopes
Patient wird in Helikopter verladen.
© Rega 

 

Gönnerschaftsmodell

Das einzigartige Gönnermodell gilt heute als einer der wichtigsten Erfolge der Rega. «In den allermeisten Staaten der Welt ist die Luftrettung eine Aufgabe, die vom Staat finanziert wird und von privaten Auftragnehmern, also kommerziellen Luftrettungsunternehmen, im Auftrag des Staates durchgeführt wird», sagt Rega-Sprecherin Corina Zellweger. «In der Schweiz sind die Dinge anders: Die Rega ist eine private, gemeinnützige Stiftung, die von mehr als 3,6 Millionen Gönnern unterstützt wird und die medizinische Grundversorgung aus der Luft sicherstellt. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es uns, das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.»

Die Idee für das Gönnermodell entstand 1966 – aus einer finanziellen Notlage. Nachdem der Bundesrat ein Gesuch um finanzielle Unterstützung abgelehnt hatte, gelangte die Rega mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. Die Kosten? 20 Franken für eine Gönnerschaft. Heute decken die Gönnerbeiträge und Spenden rund 63,5 Prozent der Kosten der Rega. Die restlichen werden von den Versicherungen übernommen. 

Rega in 1971
Am 4. Juni 1971 erhält die Rettungsflugwacht ihren ersten ausschliesslich mit Gönnergeldern finanzierten Helikopter, eine Alouette III SE 316 mit der Immatrikulation HB-XDF. 
© Rega

 

Ein Rekordjahr

2021 war das bisher intensivste Jahr für die Rega. Von der Einsatzzentrale am Flughafen Zürich aus wurden über 18’000 Einsätze mit den Rettungshelikoptern und Ambulanzjets organisiert. Das bedeutet, dass im Durchschnitt etwa 50 Einsätze pro Tag durchgeführt wurden. «Der Anstieg der Rückführungen ist auf die erhöhte Reiseaktivität der Bevölkerung im Vergleich zum ersten Jahr der Pandemie zurückzuführen», erklärt die Rega. 

Insgesamt wurden über 12’000 Patientinnen und Patienten betreut. «Ganz allgemein schwanken unsere Einsatzzahlen und hängen unter anderem von Wetterbedingungen und vom Freizeit- sowie Reiseverhalten der Schweizer Bevölkerung ab», meint Corina Zellweger. Sie fügt bei, dass schlechtes Wetter nach wie vor das grösste Hindernis bei den Rettungseinsätzen darstellt und jährlich rund 600 Personen aufgrund der Wetterlage nicht aus der Luft versorgt werden können. 

Damit die Rega auch bei Nebel und Schneefall fliegen kann, hat sie ein nationales Netzwerk aus Flugrouten, die auf dem Computer gespeichert sind (Instrumentenflugverfahren), ausgearbeitet. So können auch bei schlechter Sicht Helikopterflüge durchgeführt werden. Weitere Einsatzmittel sind Wärmebildkameras und Mobilfunkdetektoren, die das Mobiltelefon einer vermissten Person auch in Gebieten ohne Netzabdeckung orten können. 

Airbus Helicopters H145 Cockpit
Cockpit des Airbus Helikopters H145.
© Rega

 

Die Nase vorn

Die Rega setzt verstärkt auf Innovation, um in der Luftrettung ganz vorne bestehen zu können. 2022 stellte sie ihre mit verschiedenen Sensoren ausgestattete Drohne vor, die grossflächige Suchgebiete abfliegen kann. Zudem kommen ab der Wintersaison 2022/2023 auf der Rega-Einsatzbasis in Sitten (VS) die neusten Rettungshelikopter mit Fünfblattrotor zum Einsatz. 2024/2025 soll die gesamte H145-Flotte durch diese modernen Helikopter ersetzt werden. 

Die Rettung von Menschen aus der Luft ist ein Business, das nichts an Bedeutung eingebüsst hat, gleichzeitig aber auch ständig im Wandel begriffen ist. «Es waren 16 sehr spannende Jahre, weil es unter anderem wegen der Digitalisierung und technischer Neuerungen viele Veränderungen und enorme Fortschritte gab», sagte CEO Ernst Kohler, der 2006 sein Amt antrat. Für ihn steht fest: «Bei allem Fortschritt ist die Rega im Kern aber dieselbe geblieben: Wir stellen das Wohl unserer Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt und bringen Menschen in Not medizinische Hilfe aus der Luft. Die Rega ist aus dem Schweizer Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken.»

Exhibition in the Verkehrshaus Luzern
Das Verkehrshaus der Schweiz und die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) zeigen in einer Ausstellung die Geschichte der medizinischen Luftrettung und der Rega. Die Ausstellung «Medizinische Hilfe aus der Luft» ist Teil des übergeordneten Schwerpunktthemas: «Die Schweiz fliegt!» Sie nimmt die Faszination Luftrettung auf. Präsentiert wird auch der grössere Zusammenhang der Gebirgs- und Arbeitsluftfahrt. 
© PPR/Verkehrshaus/Thomas Luethi

Titelbild: Ambulance jet Bombardier Challenger 650, © Rega