Das Schweizer Engagement in der militärischen Friedensförderung
Rund um den Globus sind zurzeit rund 250 Schweizerinnen und Schweizer im Bereich der militärischen Friedensförderung im Einsatz. Mit einem starken Engagement im internationalen Konfliktmanagement leistet die Schweiz damit einen Beitrag zur Sicherung des Friedens und zum Schutz der lokalen Bevölkerung. Dabei werden insbesondere das neutrale Auftreten sowie die Konsensbereitschaft und die Mehrsprachigkeit der Schweizer Soldatinnen und Soldaten geschätzt.
Friedensförderung: Ein Hauptauftrag der Schweizer Armee
Auf der Welt gibt es viele bewaffnete Konflikte. Deshalb engagiert sich die Schweiz seit Jahrzehnten im Rahmen von friedensfördernden und menschenrechtsstärkenden Massnahmen im zivilen wie im militärischen Bereich. Die Friedensförderung im internationalen Rahmen zählt zu einem der drei Hauptaufträge der Schweizer Armee, die im Militärgesetz verankert sind.
Da für gewisse Funktionen das zivile Know-how entscheidend ist, können auch Frauen mit Schweizer Staatsbürgerschaft ohne militäri¬sche Grundausbildung einen Einsatz leisten. Sie werden der Funktion entsprechend militärisch ausgebildet und ausgerüstet. Im April 2020 flog die 1000. Frau als Peacekeeperin in einen friedensfördernden Einsatz.
Die Teilnahme von Frauen ist für den Erfolg einer Mission bedeu¬tungsvoll, denn sie erleichtern den direkten Zugang zu Frauen in den Einsatzgebieten.
Das leise Engagement der Schweiz
Die Schweizer Armee engagiert sich in friedensfördernden Operationen im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE), der Vereinten Nationen (UNO) sowie der Europäischen Union (EU). In verschiedenen Teilen der Welt stehen insgesamt rund 250 Armeeangehörige und Zivilpersonen in mehr als einem Dutzend friedensfördernden Operationen in Europa, Afrika und Asien im Einsatz.
In allen Missionen werden die Schweizer Armeeangehörigen von sämtlichen Seiten, speziell von Behörden, der Lokalbevölkerung oder den internationalen Organisationen äusserst geschätzt, weil sie neutral auftreten. Letzteres vor dem Hintergrund, dass die Schweiz nicht auf eine koloniale Vergangenheit zurückblickt. Damit bringen Schweizer «Peacekeeper» die idealen Voraussetzungen für einen internationalen friedensfördernden Einsatz mit.
Seit Jahrzehnten im Einsatz
Der Beginn des Schweizer Engagements in der militärischen Friedensförderung geht auf das Jahr 1953 zurück, als der Bundesrat 146 bewaffnete Armeeangehörige nach Korea entsandte. Noch heute sind fünf Offiziere in der neutralen Überwachungskommission an der innerkoreanischen Demarkationslinie in Panmunjeom im Einsatz. Das Mandat dieser neutralen Überwachungskommission, genannt NNSC (Neutral Nations Supervisory Commission), basiert auf dem Waffenstillstandsabkommen der Kriegsparteien. Der bisher umfangreichste Einsatz von Schweizer Armeeangehörigen befindet sich aber in Südosteuropa.
Kosovo: SWISSCOY
Schon seit über 20 Jahren, nämlich seit 1999 der Kosovokrieg zu Ende ging, engagiert sich die Schweizer Armee mit der SWISSCOY im Rahmen der Friedensmission KFOR (Kosovo Force) im jungen Balkanstaat. Zurzeit stehen maximal 165 zum Eigenschutz bewaffnete Schweizer Soldatinnen und Soldaten für verschiedenste Aufgaben der von der UNO mandatierten KFOR im Einsatz. Damit ist dies bisher auch das personell und logistisch grösste Engagement der Schweiz. Die Schweizerinnen und Schweizer sind im ganzen Kosovo unter anderem in den Bereichen Monitoring, Logistik, ärztliche Versorgung der Truppe und für die multinationale Militärpolizei tätig. Zur SWISSCOY gehört zudem ein Team für die Kampfmittelbeseitigung, das nicht detonierte Munition entschärft und beseitigt. Des Weiteren steht der KFOR eine Lufttransport-Truppe der Schweizer Luftwaffe mit zwei Helikoptern zur Verfügung.
Bosnien und Herzegowina: EUFOR ALTHEA
Ebenfalls im Balkan beteiligt sich die Schweiz seit 2004 an der EU-Mission EUFOR ALTHEA in Bosnien und Herzegowina. Zurzeit sind 16 Schweizer Armeeangehörige in Beobachtungs- und Verbindungsteams in Mostar und Trebinje im Einsatz. Sie pflegen Beziehungen zur Bevölkerung und den Behörden sowie den vor Ort tätigen internationalen Organisationen und erstatten der EUFOR Bericht. Wie auch im Kosovo erlaubt es diese Arbeit, den Puls der Bevölkerung zu spüren und so mögliche Konflikte früh zu erkennen. Zusätzlich werden vier Stabsoffiziere im Hauptquartier in Sarajewo für koordinative und administrative Aufgaben eingesetzt.
Blaumützen und Stabsoffiziere: im Einsatz für den Frieden
Im Gegensatz zu den Schweizer Soldatinnen und Soldaten im Balkan sind Schweizer Militärbeobachter, Verbindungsoffiziere oder Stabsoffiziere stets unbewaffnet. Sie sind im Nahen Osten, in Afrika und Asien im Einsatz.
Militärbeobachter sind jeweils in internationalen Teams unterwegs, um die Unparteilichkeit zu wahren. Zu ihren Aufgaben gehören die Überwachung eines Waffenstillstandabkommen und die Vermittlung zwischen den betroffenen Parteien, um somit die Ausweitung oder das Aufflammen von neuen Konflikten zu verhindern. Die Beobachter, auch bekannt als Blaumützen, patrouillieren, beobachten und sprechen mit allen in einen Konflikt involvierten Seiten. Daneben werden Stabsoffiziere in UNO-Missionen als militärische Fachpersonen, zum Beispiel in Hauptquartieren, eingesetzt.
Zusätzlich sind Schweizerinnen und Schweizer zugunsten der humanitären Minenräumung oder in den Hauptquartieren der OSZE in Wien beziehungsweise der UNO in New York tätig.
Ein weiteres wichtiges Element der militärischen Friedensförderung ist der sogenannte Kapazitätsaufbau, der dazu dient, wertvolles Know-how im Bereich Peace Support zu vermitteln. Die Schweizer Armee engagiert sich deshalb seit 2006 personell und finanziell an Ausbildungszentren in Afrika zum Beispiel im Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre (KAIPTC) in Ghana und in der Ecole de maintien de la paix Alioune Blondin Beye (EMPABB) in Mali.
Der «Swiss Touch» in der militärischen Friedensförderung: die Milizarmee
Dank dem Schweizer Milizmodell bringen Schweizer Armeeangehörige eine breite Palette an Erfahrung und Know-how mit. Die Schweizerinnen und Schweizer, die im Vorfeld eine einsatzbezogene Ausbildung in der Schweiz absolvieren, werden bei ihren Missionen im Ausland von anderen Armeen geschätzt, weil sie nebst militärischem auch ziviles Wissen und zivile Fähigkeiten mitbringen. Die Schweizerinnen und Schweizer sind zudem mehrsprachig und konsensbereit, was der Aufgabe der Friedensförderung äusserst zugutekommt.
Das jahrelange erfolgreiche Engagement in der militärischen Friedensförderung zeigt, dass die Schweiz eine verlässliche und gefragte Partnerin für die langfristige Sicherung des Friedens ist und eine hohe Glaubwürdigkeit geniesst. In den nächsten Jahren soll diese Expertise nachhaltig eingesetzt und ausgebaut werden.
Für weitere Informationen zu SWISSINT und bei Fragen zur Rekrutierung: www.peace-support.ch