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Schweizer Start-up-Firmen betreten veganes Neuland

Der Nahrungsmittelsektor befindet sich im Umbruch. Die Schweiz ist in Forschung und Innovation vorne mit dabei.

Die rasch wachsende Gemeinschaft von Personen, die sich bewusster, gesünder und vielfältiger ernähren möchten, bietet ein enormes Potenzial. Der Wandel der Ernährungsgewohnheiten zwingt Unternehmen dazu, erfinderisch und innovativ zu sein. Wenn sich Wissenschaft und Gastronomie zusammentun, um zu revolutionieren, was auf unserem Esstisch landet, ist das Ergebnis nicht selten ein Schweizer Start-up im Bereich Veganismus. 

Veganer-Käse © New Roots

Käsealternativen im Regal 

Es ist eine grosse Herausforderung, das Image vom gummiartigen veganen Käse loszuwerden und überdies Käseliebhaberinnen und -liebhaber an neue Genüsse heranzuführen. In der Heimat von Fondue und Raclette steht Käse nach wie vor hoch im Kurs: 22 Kilogramm betrug der Pro-Kopf-Verbrauch der Schweizer Bevölkerung im Jahr 2019. Gleichzeitig werden Milchersatzprodukte immer beliebter. In der Schweiz hat sich der Absatz von Getränken auf pflanzlicher Basis zwischen 2017 und 2018 um rund 50 Prozent erhöht. In den Kühlvitrinen unserer Läden und Supermärkte werden vegane Alternativen zu Käse angeboten. Kleinere Unternehmen wie die Crémerie végane in Genf oder Gourvegi in Basel haben die Marktlücke erkannt. Beide stellen ihren eigenen veganen Käse her. Ein Berner Start-up, das 2016 von Freddy Hunziker und Alice Fauconnet gegründete New Roots, konnte in jüngster Zeit jedoch besonders punkten. Das KMU hat diverse Preise gewonnen, darunter den Swiss Vegan Award, und konnte mit Blue Horizon einen ersten Investor an Bord holen, der auch die berühmten veganen Marken Beyond Meat Inc. und Impossible Foods Inc. unterstützt. New Roots beschäftigt rund 20 Mitarbeitende und produziert etwa 80 Tonnen alternativen Käse pro Jahr. Dieser wird nach traditionellen Methoden aus Cashewnüssen hergestellt und anschliessend wie echter Käse gereift. Alice präzisiert, dass New Roots bei Veganerinnen und Veganern und bei Personen auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen gleichermassen Anklang findet. 

Veganer-Käse © New Roots
Veganer-Käse © New Roots

Fleischersatz

Die Lebensmittelkonzerne haben diese neuen Ernährungstrends längst erkannt. Die meisten bieten Fleisch- oder Milchersatzprodukte auf pflanzlicher Basis an. Das Sortiment wird immer grösser, und die Produkte schmecken immer häufiger auch fast wie Fleisch. So etwa das fleischlose Poulet der Firma Planted AG, einem Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Gründer dieses Start-ups sind die Cousins Pascal Bieri und Eric Stirnemann. Die beiden haben ein Poulet-Imitat aus vier natürlichen Rohstoffen (Erbsenprotein, Erbsenfaser, Rapsöl und Wasser) entwickelt, das ganz ohne Zusatzstoffe auskommt. Dieses fand sofort Anklang, und das Unternehmen erhielt im Oktober 2019 eine Anschubfinanzierung in Höhe von 7 Millionen Franken. Das Start-up beschäftigt heute rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die als Grundstoff dienenden Gelberbsen stammen aus Westeuropa. Sie werden mit Extruder-Technologie, wie sie gewöhnlich zur Herstellung von Teigwaren verwendet wird, verarbeitet. Durch Druck und Erhitzung erhält das Pflanzenmaterial eine dem Pouletfleisch ähnliche Textur. Das Unternehmen produziert eine Tonne Planted Chicken pro Tag, die schweizweit vertrieben wird. Zielgruppe ist insbesondere die wachsende Gemeinschaft der Flexitarierinnen und Flexitarier, d. h. Personen, die ihren Fleischkonsum aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen reduzieren möchten. 

Die Küche © Planted AG
Die Küche © Planted AG

Neue Proteinquellen  

Wie die Firma Planted AG erhielt auch das Zürcher Start-up LemnaPro im vergangenen Jahr einen Zuschuss der ETH Foundation in der Höhe von 150’000 Franken. Sein Ziel: Die Einführung eines neuen Superfoods aus nachhaltiger und wirtschaftlicher Produktion. 

Assiette © LemaPro
Assiette © LemaPro

Die Gründer von LemnaPro, Cyril Hess und Melanie Binggeli, züchten Wolffia, eine Wasserpflanze aus der Familie der Wasserlinsengewächse. Den beiden Forschenden zufolge handelt es sich um eine hochwertige, schnell wachsende Pflanze mit hohem Proteingehalt. Unter guten Bedingungen verdoppelt die winzige Pflanze ihr Volumen täglich. LemnaPro möchte Wolffia auch in Europa als gesunde und leckere Lebensmittelzutat vermarkten. In Asien wird die Wasserlinse frisch gegessen. In der EU und in der Schweiz ist jedoch noch keine Wasserlinsenart als Lebensmittel zugelassen. Das Duo will aus Wolffia ein proteinreiches Pflanzenpulver herstellen und strebt die Zulassung für dessen Vermarktung an. 

Wolffia © LemaPro
Wolffia © LemaPro

Potenzial als alternative Energiequelle 

Neue Konsumentinnen und Konsumenten auf der Suche nach alternativen Lebensmitteln eröffnen neue Absatzmöglichkeiten. Die steigende Popularität von lokalen und biologischen Produkten verstärkt diesen Trend weiter. Diese innovativen veganen Food-Start-ups erobern und bereichern mit ihren Produkten den Schweizer Lebensmittelmarkt, sehr zur Freude der Konsumentinnen und Konsumenten.

Vegane Ernährung © Planted
Vegane Ernährung © Planted