rolex learning center epfl

Vom Chalet zur Architektur 3.0: 8 aussergewöhnliche Gebäude als Abbild der Schweiz.

Ist die Schweiz wirklich das Land der Chalets? Zugegeben, das Heimatland von Heidi verbindet man gerne mit Bodenständigkeit und bäuerlicher Kulisse, doch man findet hierzulande auch Bauwerke, die technologisch und ästhetisch zu den modernsten gehören. Die Schweiz ist wie ihre Architektur: abwechslungsreich, wagemutig, traditionsbewusst und doch modern, stets bestrebt, auf die Landschaft und ökologische Auflagen Rücksicht zu nehmen. Die folgenden Beispiele voneinzigartigen Bauwerken verdeutlichen dies.

1. High, High ... High-Tech

Die Monte-Rosa-Hütte thront auf 2,883 Metern Höhe inmitten von Felsen und ist laut ihren Entwicklern der ETH Zürich der «komplexeste Holzbau der Schweiz». Der Bau verfügt über ein Fundament aus rostfreiem Stahl, eine Fassade aus Aluminium, ein computergesteuertes Energiemanagementsystem und eine ähnliche Photovoltaikanlage ….wie Solar Impulse!Ein High-Tech-Chalet als Musterbeispiel für Nachhaltigkeit. 

monte rosa
Monte Rosa hut
Die Monte-Rosa-Hütte
© Hwking via Wikimedia Commons

2. Ein Spa unter gläsernen Tannen

Ein weiteres Beispiel eines Bauwerks, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt, ist die 2006 von Mario Botta geschaffene „Bergoase“ des Tschuggen Grand Hotel in Arosa. Die organisch geformte Wellnessanlage passt perfekt zum nahen Tannenwald – eine fest im Boden verwurzelte Konstruktion mit luftigen Lichtsegeln. Hier zeigt sich aufs Beste, wofür der Schüler von Le Corbusier so bekannt ist: die architektonische Verbindung mit dem jeweiligen Ort.

Bergoase
Tschuggen Grand Hotel
© Andres Passwirth via Wikimedia Commons 

3. Die Villa Vals im Innern des Berges

Besser kann man eine Unterkunft kaum in die Landschaft integrieren als dieses 2009 erstellte Bauwerk der beiden niederländischen Architekturbüros SeARCH und CMA. Die Villa Vals ist regelrecht in den Berg hinein gebaut. Die Aussenansicht erinnert an einen Krater, als sei hier ein Meteorit eingeschlagen, oder an ein Loch in einem Emmentaler Käse. Tritt man morgens durch die Glasfront der geschwungenen Fassade, die zugleich rustikal und sehr modern gestaltet ist, ins Freie, steht man auf Augenhöhe mit der umliegenden Weide.

villa vals
Die Villa Vals 
© Kecko

4. Die futuristische und weltoffene Schweiz

Ein schönes Beispiel aus dem Mittelland ist das Rolex Learning Center an der ETH Lausanne, ein Werk des japanischen Architekturbüros SANAA aus dem Jahr 2010. Das architektonische UFO ist ebenfalls löchrig wie ein Emmentaler, sieht aber alles andere als wie ein typisches Bergchalet aus. Der Bau steht für eine urbane und internationale Schweiz – hier wird die Welt von morgen ausgeklügelt und ausprobiert. Ein würdiges Werk für eine Hochschule, die weltweit zu den besten zählt. Und natürlich fehlt auch hier nicht die gewohnte schweizerische Diskretion. 

EPFL rolex learning center
Das Rolex Learning Center an der ETH Lausanne

5. Wenn Schönheit und Einfachheit harmonieren

Im Stil des puristischen Funktionalismus gestaltete der Tessiner Valerio Olgiati 1999 das Gelbe Haus in Flims. Er verwandelte das frühere Bauernhaus in ein Kunstmuseum – ein einfacher Quader als Ausdruck eines ästhetischen Minimalismus, für den das Schweizer Design so bekannt ist: SBB-Uhr, Schweizerfahne, Helvetica-Schrift usw.  

yellow house
Das Gelbe Haus
© Valerio Olgiati

6. Die Architektur im Dienst der Pünktlichkeit

Zu den Schweizer Tugenden gehört auch die Pünktlichkeit. Das 1994 erbaute Stellwerk beim Bahnhof Basel hat keine Fenster, sondern Lamellen, die das Licht lenken. Der «Kupferturm», ein Werk der Basler Architekten Herzog und de Meuron, sorgt auf diese Weise dafür, dass die SBB-Mitarbeitenden bei der Abwicklung des Bahnverkehrs nicht geblendet werden und schützt gleichzeitig die moderne Elektronik vor Blitzschlag. Auch hier zeigt sich der Schweizer Pragmatismus. 

signal box basel
Der «Kupferturm»
© Rory Hyde

7. Sagten Sie Chalet??

Die Schweiz verdankt ihren Erfolg massgeblich ihrer Industrie. Allerdings sind Industriezonen nicht unbedingt für ihren urbanistischen und architektonischen Charme bekannt. Eine Ausnahme bildet jedoch das 2010 ebenfalls von Herzog und de Meuron erbaute Actelion Business Center in Allschwill. Der spektakuläre Bürobau mit seinen verschachtelten Elementen vermittelt das Bild einer kecken Schweiz.

Actelion Business Center
Actelion Business Center
© Sasha Cisar

8. Die Schweiz: Heimat der Schlümpfe?

Es soll Leute geben, die behaupten, die Eidgenossen leben im Land der Schlümpfe. Zumindest suggeriert das dieses 1984 von den Schweizer Architekten Frei, Hunziker und Berthoud erbaute Genfer Gebäude, das im Volksmund «Maison des Schtroumpfs» genannt wird. Das kunterbunte Wohnhaus ohne gerade Wände im Stil von Gaudì beweist, dass man auch in der Schweiz schräg sein kann.

les schtroumpfs
«Maison des Schtroumpfs»
© Thierry Llansades