senseFly Drone © senseFly

Schweizer Drohnen erobern den Luftraum

Die Schweizer Industrie ist führend bei den kommerziell genutzten unbemannten Flugobjekten. Ihre Unternehmen zählen zu den innovativsten der Branche. Eine Auswahl.

Die Schweizer Drohnen sind in unterschiedlichsten Bereichen im Einsatz: Landwirtschaft, Medien, Bergbau, humanitäre Hilfe.  Gemäss einem Bericht des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) vom Februar 2016 haben sich die Schweizer Unternehmen auf hochstehende zivile Geräte und die Herstellung von anspruchsvollen und komplexen Systemen spezialisiert.

Wo liegen die Stärken der Schweiz? Sie ist führend in den Bereichen Robotik und Mikrosysteme, und sie zeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden und Industrie im Rahmen der Partnerschaft Swiss U-Space Implementation (SUSI) einerseits sowie zwischen Forschung und Industrie andererseits aus. Die meisten Start-ups wurden an den beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen von Zürich (ETHZ) und Lausanne (ETHL) gegründet.

Fotokite’s drone

Politischer Wille

Eine entscheidende Rolle spielt auch der Nationale Forschungsschwerpunkt Robotik (National Centre of Competence in Research, NCCR), der vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird. Der 2010 ins Leben gerufene NCCR soll die Robotertechnologie in der Schweiz weiterentwickeln. Rund zwanzig Professoren, über hundert Forschende und vier Universitäten – darunter die ETH Zürich und die ETHL – beteiligen sich an diesem Forschungsvorhaben, das auch Stipendien für Innovation vergibt.

An Instrumenten – Unternehmensfonds, Preisgeldern oder Venture Capital – zur Finanzierung der ersten Phase eines Start-ups fehlt es nicht. «Viel schwieriger ist hingegen die Finanzierung der zweiten Phase», meint Igor Ivanov, Mitbegründer von Gamaya (siehe Porträt weiter unten). «Die Schweiz bleibt trotzdem ein interessanter Standort mit vielen Talenten», räumt der Russe ein, der in St. Gallen studiert hat.

Übernahmen

Die Attraktivität der Schweizer KMU lässt sich u. a. auch an den Übernahmen durch ausländische Firmen messen. So ist das Lausanner Unternehmen Sensefly mehrheitlich im Besitz des französischen Unternehmens Parrot, des zweitgrössten Drohnenherstellers der Welt.

Porträts

Gamaya – Lausanne, 2015

Wussten Sie, dass das von Pflanzen reflektierte Lichtspektrum Rückschlüsse über deren Zustand zulässt? Damit beschäftigt sich das Jungunternehmen Gamaya, ein Spin-off der ETHL. Die von ihm entwickelte Drohne mit hyperspektraler Kamera nimmt Bilder von Anbaugebieten auf, um sie anschliessend zu analysieren und zu verarbeiten. Die Bilder liefern den Bauern wichtige Hinweise über Krankheiten, Schädlinge, Unkraut oder das Pflanzenwachstum. Gamaya, das soeben 3,2 Millionen US-Dollar angeworben hat, fokussiert sich vor allem auf den brasilianischen Markt. 

Gamaya
Die drei Gründer von Gamaya (von links nach rechts: Dragos Constantin, Igor Ivanov, Yosef Akhtman) © Gamaya

Flyability – Lausanne, 2014

Mit ihrem kugelförmigen Käfig als Aufprall-Schutz kann die Drohne von Flyability kaum zugängliche Orte wie Gletscherspalten oder Tanklager mühelos erkunden. Sie eignet sich besonders für humanitäre Einsätze. 2015 gewann das Spin-off der ETHL und des NCCR Robotics die mit einer Million US-Dollar dotierte Drohnen-WM «Drones for Good» in Dubai. Flyability konnte sich zudem 2,5 Millionen Franken an Investitionen sichern und arbeitet mit einigen der grössten Industriekonzernen der Welt zusammen.

Flyability
Die Drohne Elios von Flyability ist von einem Schutzkäfig umgeben, sodass sie unversehrt überall hin gelangen kann © Flyability

RigiTech – Prilly, 2018

Die Schweizer Technologie von RigiTech setzt neue Standards in der Logistik. Seine Drohnenliefersysteme ermöglichen die Schaffung von Luftbrücken zwischen beliebigen Standorten für schnellere, flexiblere und direktere Lieferungen ohne CO2-Emissionen. Seine Drohnen transportieren Pakete mit einem Gewicht von bis zu 2 kg über eine Strecke von über 80 km und erreichen dank der Fähigkeit zum Senkrechtstart und entsprechender Landung auch schwer zugängliche Lieferorte. RigiTech ist eines der ersten Unternehmen in Europa, das erfolgreich Flüge über längere Distanzen zur medizinischen Versorgung durchführt.

Fotokite – Zürich, 2014

Der Quadrikopter von Fotokite, Spin-off der ETH Zürich und des NCCR Robotics, folgt seinem Besitzer dank einer «Leine». Sergei Lupashin, ehemaliger Doktorand der ETH Zürich, wollte eine Drohne entwickeln, mit der man unkompliziert und sicher Menschenmengen filmen kann. Inspiriert haben ihn die Demonstrationen der Oppositionellen in Russland. Die Fotokite Phi ist für das breite Publikum bestimmt, die merklich teurere Pro verfügt über eine Wiedergabe in Full HD und kann ununterbrochen fliegen, weil sie über die Leine aufgeladen wird. Beide Geräte sind mit GoPro-Kameras ausgerüstet.

Voliro – Zürich, 2019

Voliro entwickelt Flugroboter, mit denen sich Inspektionsarbeiten sicherer, günstiger und schneller durchführen lassen als mit traditionellen Methoden. Dank eines einzigartigen drehbaren Rotorsystems kann die Voliro-Drohne nicht bloss «fliegen und sehen», sondern ihre Umgebung auch «abtasten».  Der Flugroboter Voliro T kann mit einer Vielzahl von Nutzlasten, wie z. B. Sensoren für die zerstörungsfreie Prüfung (NDT), ausgestattet werden. Das 360°-Drohnendesign der Voliro-Plattform  ermöglicht erstmals Inspektionen von ebenen, gekrümmten und schrägen Oberflächen. Voliro ist ein Spin-off der ETH Zürich und ein Projekt von Wyss Zürich.

senseFly – Lausanne, 2009

senseFly ist das führende Unternehmen der Schweizer Drohnenindustrie. Seine ultraleichten Fluggeräte sind einfach zu bedienen und bestens geeignet für das Kartographieren. Die ganze Welt reisst sich um diese Drohne. Das Unternehmen wurde an der ETHL gegründet. Es beschäftigt heute über hundert Personen. Seine Geräte werden in ganz unterschiedlichen Bereichen eingesetzt: Überwachung, Landwirtschaft, humanitäre Hilfe, Inspektion von Industriestandorten. senseFly gehört wie Pix4D mehrheitlich Parrot.